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Der Flug des Falken

Der Flug des Falken

Titel: Der Flug des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victor Milan
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Freundschaft, die sich zwischen ihnen entwickelt hatte, als ihr klar wurde, dass sie dieses heiße Eisen geradewegs in die täuschend zierlichen Hände ihrer Namensvetterin fallen lassen konnte. Es ist furchtbar, einer Freundin so etwas anzutun. Ach ja, die Pflicht ist ein harter Zuchtmeister...
    »Wie geht es sonst, Truppführer?« Eine leichte Brise trieb den Staub der Straße über ihre Stiefel und zupfte an den Hosenbeinen.
    McCorkle zögerte. Das allein sprach bereits Bände. Er war ein Mann, der seit frühester Kindheit nach der Maxime erzogen worden war, dass eine falsche Entscheidung jetzt Lichtjahre besser war als eine zwar >richtige<, aber zu späte Entscheidung. Und als ranghöchster Unteroffizier mit fast dreißig Dienstjahren -er war älter als er aussah - brauchte er sich vor keinem Offizier zu fürchten, auch mit einem weit höheren Rang als Tara Bishop, oder, was das betraf, vor der Countess selbst. Er hätte sich selbst mit Exarch Redburn angelegt. In einer Armee im Feld war niemand wichtiger als ein guter Unteroffizier.
    Kurz gesagt, er war kein Mann, der gewohnt war nachzudenken, wie er etwas am besten ausdrücken sollte. Trotzdem tat er jetzt genau das.
    »Durchwachsen«, erwiderte er schließlich.
    Sie hob eine Augenbraue. Der Mann wirkte zwar wie ein animiertes Obsidianstandbild, aber sie ließ sich nicht mehr von ihm einschüchtern. Und nach anfänglicher Zurückhaltung behandelte er sie professionell korrekt. Das war ein Zeichen von Respekt. Regimentstruppführer McCorkle war kein Mann, der Zeit für dummes Geschwätz übrig hatte. Um genau zu sein, alle, mit denen sie je über ihn gesprochen hatte, waren sich darin einig, dass er keinen Sekundenbruchteil Zeit dafür hatte.
    »Und was genau bedeutet das, Spieß?«
    »Sie sind die undisziplinierteste Bande von Kneipendreck und Kerkervögeln, über der je eine Sonne von welcherr Farbe auch immer aufgegangen ist«, antwortete er. Und die Tatsache, dass sein Akzent deutlicher als sonst durchschlug, zeigte, wie ernst er das meinte. »Wenn ich jemanden zwanzig Liegestütze machen lasse, gibt er mir noch zwanzig für den alten Esel. Sie halten uns für eine Bande republikanischer Wichtigtuer mit einem dermaßen verklemmten Arsch - bitte um Verzeihung, Ma'am -, dass wir Ly-raner ehrenhalber sein könnten. Ich denke, wir haben ihnen bewiesen, dass wir nicht bloß ParadeplatzPopanze sind, aber sie sind trotzdem so streitsüchtig wie Wildkatzen.«
    »Werden sie kämpfen?«
    Sie hatte fast den Eindruck, das unbewegliche Felsgesicht wollte lächeln. »Falls die JFs herkommen, bin ich sicher, dass sie kämpfen werden wie besessen.«
    »Aber kämpfen sie auch mit uns? Oder wie es ihnen selbst in den Kram passt?«
    »Genau da liegt das Problem, Kapitänin Bishop«, sagte er.
    Sie erreichten einen Paradeplatz. Auf der anderen Seite, vor dem Regimentshauptquartier, knallten die Fahnen sowohl der Republik als auch Skyes im Wind. An einem separaten Mast wehte eine blaue Standarte mit einem schwarzen Pferdekopf unter dem Schriftzug >7 th Skye Militia< und über dem Schriftzug >For Garryowen in Glory<.
    »Wer, zur Hölle«, fragte Tara leise, »ist eigentlich dieser Garry Owen, Truppführer?«
    »Keinen blassen Schimmer, Ma'am«, gab er zurück.
    Die über dem HQ-Gebäude montierten Lautsprecher heulten laut auf. Gleichzeitig summte Taras Kommunikator. Sie zog ihn vom Gürtel.
    »Bishop«, meldete sie sich, während rings um den Platz Männer und Frauen aus den Kasernen strömten.
    »Hier ist Major Sinclair in Sanglamore.« Sinclair war ein Stabsoffizier der Highlander, der mit Ballant-rae und dem ersten Truppenkontingent von Terra eingetroffen war. »Kommen Sie so schnell wie möglich zurück. Shugrue soll Ihnen einen Geleitschutz zuteilen.« Major Lars Shugrue war der Adjutant der 7., dem Tara soeben einen Höflichkeitsbesuch hatte abstatten wollen, bevor sie eine von McCorkle und dem restlichen Ausbildungskader, das von den Highlandern abgestellt worden war, überwachte Manöverübung beobachtete.
    »Bestätige schnelle Rückkehr, Major, aber den Geleitschutz lehne ich ab.« Sie war leicht verärgert. Sinclair war kein Feldoffizier, aber normalerweise war er auch kein Pedant. »Ich bin ein großes Mädchen.«
    »Ohne Zweifel«, bekam sie trocken zur Antwort. »Aber die Countess möchte trotzdem, dass Sie Geleitschutz mitne hm en.«
    »Ja, Sir. Darf ich fragen, was los ist? Sind die Falken eingetroffen?«
    »Ja, Sie dürfen fragen, und nein, das sind sie nicht.

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