Der Fluss Der Abenteuer
Anlagen haben ihren Weg auch bis hierher gefunden. Und Kinos findet man sogar in dem klein-sten Ort.«
»In der Bilderbibel, die ich früher hatte, sah Abraham genau so wie der Mann dort aus.« Lucy deutete auf einen ehrwürdigen alten Mann in einem langen weißen Gewand. »Und die Frau dort mit dem Krug auf dem Kopf sieht wie Rebekka aus, die zum Brunnen geht.«
»Seht mal — dort sind Kamele!« schrie Philipp plötzlich aufgeregt. »Ach, und da ist auch ein Junges! Noch niemals hab' ich so ein kleines Kamel gesehen. Wenn ich das doch haben könnte!«
»Das könntest du wenigstens nicht in die Tasche stek-ken wie Schlangen oder Mäuse«, erwiderte Dina. »Die Kamele machen sehr mürrische Gesichter, findet ihr nicht auch?«
Bill lachte. »Ja, du hast recht. Kamele sehen immer so aus, als ärgerten sie sich über etwas. Seht nur, wie ver-drießlich das große dort drüben auf unseren Wagen guckt!«
»Vielleicht mag es den Benzingeruch nicht«, meinte Di-na. »Kopf hoch, Kamel, wir sind gleich wieder fort!«
Sie sahen geduldige Esel, die mit so schweren Körben beladen waren, daß man sich wundern mußte, wie sie überhaupt mit ihrer Last gehen konnten. Die beiden Jungen beobachteten interessiert verschiedene Vögel.
»Hätte ich doch nur mein großes Vogelbuch mitgebracht!« rief Jack. »Dann könnte ich jetzt darin nachsehen, wie all die schönen Vögel heißen. Ich hatte das Buch schon herausgelegt, hab' es dann aber vergessen.«
»Den dicken Band hättest du sowieso nicht mitnehmen können«, sagte Bill. »Aber ich sehe, daß du mein Fernglas mit hast. Das wirst du gut gebrauchen können.«
»Ist das schon der Fluß?« rief Dina, als sie etwas Blaues zwischen den Bäumen blitzen sah. »Ach ja, er ist es!
Seht nur, wie breit er ist!«
Der Fluß war wirklich recht breit. Am anderen Ufer konnte man kaum etwas erkennen. An einer Mole lag ein schmuckes Motorboot, auf dem ein Eingeborener stand.
Er war mit einem Turban und einem Lendenschurz bekleidet, hatte sehr weiße Zähne und freundlich blickende schwarze Augen. Als Bill ihm zunickte, machte er eine tiefe Verbeugung und sagte: »Ich bin Tala und werde auf Boot aufpassen.«
Alle gingen an Bord und besichtigten das Motorboot, das gerade groß genug für die Familie war. In der kleinen Kajüte roch es muffig, und die Schlafbänke sahen nicht besonders einladend aus. Aber Bill meinte, man könne an Deck schlafen, brauche dann allerdings unbedingt Moskitonetze.
Hin und wieder strich ein leiser Wind über das Wasser, und das war in der großen Hitze sehr angenehm.
Nachdem Tala die Kinder und besonders Kiki neugierig gemustert hatte, fragte er Bill, ob man sogleich abzufah-ren wünsche.
Bill nickte. »Ja, es kann sofort losgehen. Zeige mir nachher, wie man den Motor bedient, damit ich auch einmal fahren kann, wenn ich will.«
Tala ließ den Motor an. Sobald das Boot in Fahrt kam, wurde es kühler, denn der Wind blies ihnen ins Gesicht.
Die Kinder setzten sich und sahen zum Ufer hinüber.
Frau Cunningham ging in die Kajüte, um zu sehen, was für Vorräte das Boot mit sich führte. Bald rief sie Bill herbei. »Sieh nur, wie glänzend wir auch hier bewirtet werden! Die Vorräte reichen ja für eine Armee. Und was für leckere Sachen es sind! Dieser kleine Eisschrank ist ganz voller Butter und Milch. Du mußt eine sehr wichtige Persönlichkeit sein, daß man so gut für dich und deine Familie sorgt.«
Bill lachte. »Komm jetzt an Deck, Allie, und laß dich von der Sonne bräunen. Nanu, warum schreien die Kinder denn so?«
Das Motorboot fuhr an einem Dorf vorüber. Eingeborenenkinder waren ans Ufer gekommen, schrien und winkten, und die Kinder auf dem Boot winkten zurück.
»Wie heißt dieser Fluß, Tala?« fragte Philipp.
»Fluß von Abentoa«, antwortete Tala, die Augen auf das Wasser vor sich gerichtet.
»Hört mal, Kinder!« rief Philipp den anderen zu. »Dies ist der Fluß der Abenteuer. Ein feiner Name, nicht wahr?«
»Abentoa!« verbesserte Tala. Aber Philipp glaubte, er könne den Namen nur nicht richtig aussprechen. Tala sprach ziemlich gebrochen Englisch.
»Schon gut, Tala, wir haben gehört«, erwiderte er. »Fluß der Abenteuer — wirklich ein schöner Name! Nun, für uns ist diese Reise ja auch ein Abenteuer.«
Es war eine ruhige, friedliche Fahrt. Stunde um Stunde glitt das Boot flußabwärts. Als Tala in die Kajüte ging, um das Mittagessen zu bereiten, nahm Bill das Steuer. Die Kinder hatten schon großen Hunger und waren
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