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Der Fluss der Erinnerung: Roman (German Edition)

Der Fluss der Erinnerung: Roman (German Edition)

Titel: Der Fluss der Erinnerung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DeVa Gantt
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zu schön, als dass du sie nachträglich verderben könntest. Gute Nacht, John.«
    Sie hatte gerade den Treppenabsatz erreicht, als von draußen lautes Rufen zu hören war, gefolgt von stampfenden Schritten auf der Veranda. Ein Hämmern an der Tür – dann stürmte Yvette herein, als ob der Teufel hinter ihr her sei. Jeannette folgte ihr auf dem Fuß.
    »Johnny! Charmaine!«, schrie Yvette. »Hilfe! Bitte, helft mir!« Als sie John erblickte, warf sie sich in seine Arme und heulte zum Erbarmen. »Er ist mir auf den Fersen.«
    John wollte sich losmachen. »Was, zum Teufel, geht hier vor?«
    Yvette gab keine Erklärungen ab, sondern klammerte sich nur fester an ihn. »Johnny! Oh, Johnny!«
    Dies ist kein Theater , entschied John und wandte sich an Jeannette. »Was ist los? Wo wart ihr, und warum seid ihr so spät noch auf? Was soll die Aufmachung, und wo ist überhaupt Mademoiselle Charmaine?«
    »Hier!«, ertönte die Stimme der Gouvernante von oben. Noch auf der Treppe knotete sie ihren Bademantel zu. »Das Geschrei hat mich geweckt.« Voller Sorge sah sie die Mädchen an. »Was ist denn los, Kinder?«
    »Das will ich gerade herausfinden. Yvette?«
    Das Mädchen hörte nicht auf zu jammern. »Du musst mich retten, Johnny. Er wird mich umbringen! Zumindest lässt er mich auspeitschen!«
    »Wer denn? Wer sollte so etwas tun?«
    Alle verstummten, als Frederic plötzlich auf der Schwelle stand. Yvette unterdrückte ihre Tränen und schniefte zum Gotterbarmen. Sie verkroch sich hinter ihrem Beschützer und sah flehend zu Paul und George hinüber, die hinter ihrem Vater auftauchten.
    »Ich hatte gesagt, dass du vor dem Dulcie’s warten sollst!«, schimpfte Frederic.
    »Dulcie’s?«, fragte John erschrocken. »Sie war im Dulcie’s?«
    Frederics Blick schoss zu John hinüber, und seine Wut flammte wieder auf. »Weshalb bist du überhaupt noch da?«
    Diese Frage überraschte alle bis auf John. Der lächelte seinen Vater kampfeslustig an.
    Da wandte sich Frederic seiner zitternden Tochter zu. »Du bist mir noch einige Antworten schuldig, junge Lady. Komm her zu mir!«
    »Nein!« Als Frederic einen Schritt auf Yvette zuging, lief sie an ihrer Schwester vorbei die Treppe hinauf und flüchtete sich hinter Charmaines Rücken. »Erlauben Sie nicht, dass er mich anfasst, Mademoiselle!«
    »Miss Ryan, bringen Sie Yvette herunter!«, verlangte Frederic.
    Jetzt hatte John genug. »Bringen Sie meine Schwester in ihr Zimmer, Charmaine.«
    »Bleiben Sie stehen, wo Sie sind, Miss Ryan!« Frederics Augen waren nur auf sie gerichtet – und nicht auf den Sohn, der seine Autorität untergrub. »Ich mache Sie für all das verantwortlich! Bringen Sie Yvette herunter … und zwar sofort!«
    Diesmal meldete sich Paul zu Wort. »Tun Sie einfach, was John sagt, Charmaine. Bringen Sie Yvette ins Kinderzimmer.«
    »Verdammt!«, bellte Frederic. »Dies ist noch immer mein Haus! Miss Ryan tut, was ich sage! Verschwindet, und zwar alle! Die Sache geht nur meine Tochter, ihre Gouvernante und mich etwas an.«
    »Sehr gut, Vater, schwing nur die Peitsche!«, schimpfte John. »Aber erwarte nicht, dass ich mich vor dir fürchte.«
    Mit erhobenem Stock fuhr Frederic herum, doch John wich nicht zurück. Sein spöttisches Grinsen schnitt Frederic ins Herz, sodass er seinen Vorsatz aufgab und langsam den Stock sinken ließ. »Geh mir aus den Augen!«, krächzte er. »Du willst ein Mann sein, dabei hast du nicht einmal Rückgrat genug, um dein Eigentum einzufordern.«
    Das spöttische Grinsen verschwand, und John wurde so bleich, als ob er tödlich verletzt worden wäre. Mit gesenktem Kopf verließ er das Haus.
    Bevor sich Frederic erneut der Gouvernante zuwenden konnte, meldete sich George zu Wort. »Wie ich schon im Wagen sagte, können Sie diesen Vorfall nicht Miss Ryan anlasten, Sir. Sie hat sicher schon geschlafen, als …«
    Frederic unterbrach ihn. »Ich habe nicht die Absicht, die Angelegenheit weiter zu diskutieren. Zumal ich die näheren Umstände nicht kenne. Immerhin waren Sie auch im Dulcie’s, als meine Tochter dort gespielt hat. Außerdem haben Sie auf jede nur mögliche Art versucht, meine Aufmerksamkeit abzulenken. Versuchen Sie Ihr Glück nicht, George. Ziehen Sie sich lieber zurück.«
    »Vater …«, sagte Paul.
    »Dasselbe gilt für dich!«
    »Nein, Vater, ich bin damit nicht einverstanden. Ich gestehe zu, dass Yvette sich ungehörig benommen und eine Strafe verdient hat. Aber deine Wut überschreitet jedes Maß, wenn du jetzt auch

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