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Der Fluss der Erinnerung: Roman (German Edition)

Der Fluss der Erinnerung: Roman (German Edition)

Titel: Der Fluss der Erinnerung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DeVa Gantt
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Georges Hilfe ihren Gewinn einsammeln und nach Hause gehen. »Der Gewinn gehört mir!«, rief sie triumphierend in die Runde. »Sag es ihnen, George.«
    Aus dem Nichts knallte urplötzlich ein schwarzer Stock so heftig zwischen die silbernen und goldenen Münzen, dass sie in alle Richtungen davonspritzten. Einige rollten über die Tischplatte, bis sie ebenfalls zu Boden fielen. Eine Sekunde lang war Yvette völlig verdutzt, aber in der nächsten erkannte sie den Stock und erspähte aus dem Augenwinkel auch die breite Hand mit den hervortretenden Adern. Das Gemurmel der Umstehenden bestätigte, was sie dachte. »Frederic Duvoisin.«
    Ganz langsam hob sie den Blick und sah zu ihrem Vater auf, obwohl sie sich am liebsten verkrochen hätte. Sie registrierte die schmalen Lippen, den starren Blick und die scharfen Falten zwischen den Brauen. Aber am schlimmsten war die lähmende Stille, die einen schrecklichen Ausbruch befürchten ließ. Noch nie zuvor hatte sie ihren Vater so wütend erlebt. Und jetzt war ausgerechnet sie sein Opfer.
    »Sir?«, stieß sie mit größter Willensanstrengung hervor.
    »Was hast du hier verloren, Tochter, noch dazu in diesem Aufzug?«
    Die leise gestellte Frage wirkte umso vernichtender. Aus dem Augenwinkel nahm Yvette die bleichen Gesichter ihrer Mitspieler wahr.
    Schließlich fasste sich einer der Männer ein Herz. »Mr. Duvoisin, wir haben sie für ein Gassenkind gehalten. Wir hatten ja keine Ahnung, dass sie Ihre Tochter …«
    »Halten Sie den Mund!« Wieder donnerte Frederic seinen Stock auf den Tisch. »Sie lassen ein Kind spielen, noch dazu ein Mädchen, und dann markieren Sie den Unschuldigen … Sie bewegen sich auf gefährlichem Terrain, Mann!« Wieder fuhr der Stock über den Tisch und wischte auch den letzten Teil der Beute zu Boden. Dann richtete sich Frederics finsterer Blick auf seine Tochter. »Und du, junge Lady, du wartest draußen!«
    Yvette nickte nur und flitzte davon.
    Sein Gesichtsausdruck wurde sanfter, als er Jeannette entdeckte. »Geh«, bedeutete er ihr mit einem Nicken. Bekümmert senkte das Mädchen den Kopf und verließ deutlich langsamer als ihre Schwester die Bar.
    Yvette war schon fast am Ende der Straße angekommen, als Jeannette ihr nachrief, doch sie rannte weiter, bis sie den Stall erreichte. »Vater hat doch gesagt, dass wir vor der Bar warten sollen«, schimpfte Jeannette, als sie ihre Schwester endlich eingeholt hatte.
    »Ich weiß, was er gesagt hat.« Keuchend hielt sie sich ihre Seite. Dann wandte sie sich dem Mann zu, der mit trübem Blick aus dem Stall herauskam. »Wir brauchen unsere Ponys.«
    Brummend verschwand der Schmied im Stall.
    »Warum hast du bloß nicht auf ihn gehört?«, fragte Jeannette. »Das macht alles doch nur schlimmer.«
    »Schlimmer? Wie kann es denn noch schlimmer werden? Den morgigen Tag werde ich nicht mehr erleben – aber kampflos ergebe ich mich nicht!«
    »Lieber läufst du weg?«
    »Verstehst du das denn nicht?« Yvette deutete nach hinten. »Dort hätte er mich erschlagen, aber zu Hause kann ich mich hinter Charmaine verstecken!«
    »Das darfst du nicht! Du weißt doch, wie schlimm es zwischen Papa und Johnny steht. Vater wird Mademoiselle Charmaine vielleicht entlassen, wenn du sie in den Streit hineinziehst! Bitte …«
    »Und was ist mit mir? Zähle ich denn gar nicht? Willst du vielleicht zusehen, wie man mich umbringt?«
    »Aber, Yvette. Ich glaube nicht, dass Papa dich …«
    »Himmel! Wo bleibt der Mann?« Yvette rang die Hände. »Wenn er nicht bald kommt, bin ich erledigt, bevor ich überhaupt weglaufen konnte!«
    Kaum dass Agatha das Haus betreten hatte, rief sie auch schon Befehle und sah zu, wie die Dienerschaft ihren Wünschen nachkam. Doch die Freude dauerte nicht lang. Plötzlich stand John mit einem Papier in der Hand unter der Tür.
    »Oh, wie ich sehe, sind Sie heimgekehrt, Auntie.« Er lehnte sich gegen den Rahmen.
    »Ja, in meinZuhause«, antwortete sie stolz.
    »Sagen Sie, ist mein Vater ebenfalls zurückgekommen, oder hatte er die Nase voll und ist auf Espoir geblieben?«
    »Dafür gibt es keinen Grund«, erwiderte sie mit einer gewissen Würde. »Dein Vater liebt mich, und er ist auch zusammen mit mir zurückgekommen.«
    »Wirklich? Nun gut, ich wusste ja, dass das Paradies nicht ewig dauert. Trotzdem hatte ich gehofft, der Hölle zu entgehen. Wo ist er denn?«
    »Ich habe nicht die Absicht, auf dein kleines Spielchen einzugehen«, erwiderte sie hochmütig. »Die Woche auf Pauls Insel war viel

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