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Der Fluss der Erinnerung: Roman (German Edition)

Der Fluss der Erinnerung: Roman (German Edition)

Titel: Der Fluss der Erinnerung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DeVa Gantt
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würde dich doch nicht belügen! Du tust ihm bitter Unrecht.«
    »Es gibt nur einen Menschen in diesem Haus, dem Unrecht geschehen ist, und das ist mein Sohn. Zehn Jahre seines Lebens habe ich ihn missachtet, und als ich gemerkt habe, was ich tat, war es zu spät. Heute weiß ich das, und ich weiß auch, dass es für John und mich für immer zu spät sein wird. Ich habe nicht das Recht, Vater genannt zu werden, und er hat jedes Recht, mich zu hassen. Doch ich werde nie wieder etwas tun, das ihn verletzen könnte.«
    »Dafür erlaubst du ihm, dichzu verletzen! Hat Colette deshalb dieses Kind empfangen? Warst du so sehr damit beschäftigt, deinen Sohn nicht zu verletzen, dass du nicht gemerkt hast, als er deine Frau verführt hat? Was kommt als Nächstes?«
    Frederics Augen verdüsterten sich. »Woher weißt du das?«, herrschte er sie an.
    Agatha verzog das Gesicht. »Demnach hat Robert recht.«
    »Robert … immer nur Robert!«
    »Was sollte er denn sonst denken? Er hat mir von der Geburt der Zwillinge erzählt und davon, wie Colette ständig nach John gerufen hat! Sind die Mädchen etwa auch seine Kinder?«
    »Nein, Agatha, es sind meine Kinder.«
    »Wie kannst du dann sicher sein, was Pierre angeht?«
    »Sagen wir es einfach so: Ich bin sicher.« Er lächelte zynisch. »Wie du siehst, hat John niemanden ausgebeutet. Er hat Pierre geliebt und wollte ihm nur ein guter Vater sein.«
    »Das glaube ich nie und nimmer. Aber ich bewundere Johns schauspielerische Leistung. Wahr ist, dass er dich hasst und dass du seine Liebe nie mehr gewinnen wirst. Er ist entschlossen, die Familie zu zerstören.«
    »Und wie will er das anstellen?«
    »Indem er dich deinen Kindern entfremdet«, erklärte sie. »Du siehst tatenlos zu, wie er seine Eifersucht auf seine Geschwister und auf Colette nährt. Er wird nicht ruhen, bevor du im Grab liegst. Sieh doch nur, wie er Paul behandelt! Er beneidet euch um das Band, das euch verbindet. Seit Paul Espoir besitzt, ist sein Neid noch gewachsen. Aber hat er zumindest versucht, sich so respektvoll wie sein Bruder zu benehmen? Niemals! « Sie unterstrich die Bemerkung mit einer emphatischen Geste. »Stattdessen sät er Unfrieden, wo immer er kann. Du magst gern glauben, dass er nach Charmantes gekommen ist, um Pierre ein Vater zu sein, aber ich sage dir, dass er nur gekommen ist, um dich leiden zu sehen. Warum siehst du das nicht? Du bist zu gut, Frederic! Er hatte zwei Monate Zeit, um sich mit den Kindern vertraut zu machen, und die ganze Zeit über hat er deine Gegenwart ertragen. Und plötzlich kann er das nicht mehr? Wie naiv ist er eigentlich?
    Er hat alles getan, um dich in ein schlechtes Licht zu rücken – angefangen mit dem Ausflug ins Dulcie’s. Warum, um alles in der Welt, hat er die Kinder ausgerechnet dorthin ausgeführt? Er wollte nicht Yvette vorführen, sondern dich! Und du hast den Köder geschluckt! Er hat nur auf deine Bemerkung im Foyer gelauert, um dann mit gesenktem Kopf davonzurennen. Mein Gott, welch ein Schauspieler! Alles ist so gekommen, wie er es geplant hat. Am Tag darauf hat jeder auf Charmantes gewusst, dass sein tyrannischer Vater ihm das Leben unerträglich macht und er seine Schwestern und seinen eigenen Sohn verlassen muss. Ich kann mir genau vorstellen, was er gesagt hat: Ich wünschte, ich könnte bleiben, aber ich bin nicht länger willkommen. Mein Vater hasst mich. Nein, du kannst leider nicht mitkommen, Pierre. Er würde das nicht erlauben.
    Aber du warst bereit, ihm den Jungen zu geben, nicht wahr? Das war der Grund für unsere Reise nach Espoir. Du hast John diese fünf Tage eingeräumt. Fünf Tage, um Pierre mitzunehmen. Im Hafen lag sogar ein Schiff. Wenn er Vater sein will, warum hat er den Jungen nicht einfach mitgenommen? Erzähle mir jetzt nicht, dass er Pierre nicht das Herz brechen wollte! Vor vier Tagen beim Dinner hatte er keine Gewissensbisse, genau das zu tun, nicht wahr?«
    Als Frederic schwieg, schüttelte sie indigniert den Kopf. »Pierre war vielleicht zu jung, um es zu verstehen, aber John hat dafür gesorgt, dass deine Töchter nur zu gut verstanden haben. Es ist sehr traurig, dass sie in dir den Schuldigen sehen. Vor einigen Monaten hattest du es satt, der finstere Patriarch zu sein. Aber vielleicht gewöhnst du dich besser daran, mein lieber Mann. Irgendwann wird man dir vielleicht sogar noch Pierres Tod anlasten.« Sie gab vor, einen schlechten Geschmack im Mund zu haben. »Aber nicht mit mir! Ich habe genug von diesem Theater. Du

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