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Der Fluss der Erinnerung: Roman (German Edition)

Der Fluss der Erinnerung: Roman (German Edition)

Titel: Der Fluss der Erinnerung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DeVa Gantt
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hatte. Derselbe Freund schlug vor, die Hochzeit auf Charmantes zu feiern, sodass Colettes Mutter meinen Vater in Augenschein nehmen und sich vergewissern konnte, dass ich auch wirklich der Erbe war. Ich war nicht sehr begeistert, aber Colette hat mich letztlich überredet. Ihre Freundin aus Kindertagen würde uns begleiten, und zusammen mit George und Paul würde es sicher eine romantische Reise werden. Ich wollte zwar nicht so lange warten, aber ich liebte sie, und so tat ich ihr den Gefallen.
    Wir hatten unseren Spaß und unterstellten Colettes Mutter Absichten auf meinen verwitweten Vater. Ihr Mann hatte während der Revolution sein Vermögen eingebüßt, und nach seinem Tod musste Colettes Mutter auf alle Mittel zurückgreifen, unter anderem auch auf ihre Tochter, um sich selbst und ihren Sohn durchzubringen.
    Unsere Vermutungen kamen der Wahrheit ziemlich nahe. Kaum auf Charmantes angekommen, machte sich Adèle Delacroix tatsächlich an meinen Vater heran, doch der war nicht interessiert … zumindest nicht an Colettes Mutter.« John schnaubte, als er an die wahren Absichten seines Vaters dachte.
    »In den Jahren danach fragte ich mich öfter, ob Adèle nach ihrer Niederlage dafür gesorgt hat, dass Colette in den Armen meines Vaters landete. Hatte sie die Krankheit ihres Sohnes benutzt, um ihre Tochter davon zu überzeugen, mich für den direkten Zugang zu dem Vermögen der Duvoisins aufzugeben? Rein zufällig habe ich einige Gespräche mitangehört, die diese Möglichkeit andeuteten. Adèle beobachtete sehr genau, sodass ihr unser angespanntes Verhältnis nicht lange verborgen blieb. Sobald wir miteinander stritten, wuchsen ihre Sorgen. Mein Vater hielt mich für nicht reif und auch nicht für arbeitsam genug, um für eine Frau zu sorgen – doch ich wollte ihm unbedingt das Gegenteil beweisen. Damals habe ich angefangen, auf den Feldern zu arbeiten …« John schwieg, und während er sich erinnerte, verfinsterte sich seine Miene. »Unnötig zu sagen, dass Adèle sich um die Erbschaft sorgte, die mir entzogen werden könnte, falls ich mich nicht gut benahm. Auf jeden Fall hat sie ihre Tochter ständig mit Bemerkungen über Verantwortlichkeit und Familiensinn belastet und vor allem an Colettes Liebe und ihre Fürsorge für ihren kleinen Bruder appelliert.
    Ich weiß nur, dass wir an einem Tag noch die Hochzeit planten und dass Colette mir am nächsten Tag den Laufpass gab. Sie wollte nichts mehr mit mir zu tun haben. Sie machte das sehr diplomatisch, sagte, dass sie mich gern habe, mich nicht verletzen wolle, dass sie das Theater aber inzwischen zu weit getrieben habe. Eigentlich sei sie nur auf der Suche nach einem reichen Mann. Da Paul nicht ins Schema passte, habe sie sich mir zugewandt. Schließlich müsse sie an ihre Familie und besonders an ihren behinderten Bruder denken, an die Arztrechnungen. Sie wollte ihrer Mutter Geld nach England schicken, um die Kosten endlich zu begleichen. Doch als ihr klar wurde, dass mein Vater noch alles Geld kontrollierte, habe sie ihre Zuneigung auf ihn konzentriert. Ich bat sie, unsere Liebe nicht so einfach zu opfern. Ich wollte härter arbeiten, um für alles zu sorgen, aber sie schüttelte nur den Kopf und sagte, dass das nicht reiche. Sie brauchte das Geld sofort. Als ich wissen wollte, wie sie es ertrug, unsere Liebe einfach wegzuwerfen, brach sie zusammen und weinte. Doch als ich sie umarmen und noch einmal mit ihr reden wollte, wandte sie sich ab. Sie schwor, dass sie mich nie geliebt hätte. Ich wurde wütend, weil ich ihre Worte lächerlich fand, und drohte ihr, meinem Vater zu erzählen, dass sie nur ein Flittchen, eine geldgierige Hure sei. Aber sie lachte nur und sagte: › Er weiß genau, was ich bin, und ihm ist es egal. Er will mich trotzdem! ‹
    Damals bin ich fortgerannt und habe nicht aufgehört zu rennen. Ich bin über meine eigenen Füße gestolpert, weil ich immerzu an Colette und ihre rot geweinten Augen denken musste, aber vor allem an ihren Schwur, dass sie mich nie geliebt habe. Ich bestieg das nächstbeste Schiff und wartete, bis es ablegte. Selbst damals wollte ein Teil von mir noch umkehren, aber der andere Teil war wie tot. Also blieb ich, wo ich war, und schwor, nie mehr nach Charmantes zurückzukehren. Ich wollte Colette so schnell vergessen, wie sie mich vergessen hatte.
    Ich ging nach Virginia und übernahm die Geschäfte meines Vaters, um mich endlich von dem verdammten Vermögen unabhängig zu machen, damit er mich nicht länger

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