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Der Fluss der Erinnerung: Roman (German Edition)

Der Fluss der Erinnerung: Roman (German Edition)

Titel: Der Fluss der Erinnerung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DeVa Gantt
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kontrollieren und mein Leben zerstören konnte. Während dieser Monate war ich von Wut und Hass zerfressen. Ich hasste Colettes Mutter, sogar ihren Bruder, und ich hasste meinen Vater für seine Einmischung, auch wenn er mich vielleicht davor bewahren wollte, an eine geldgierige Frau zu geraten. Am meisten hasste ich mich jedoch selbst, weil ich mich noch immer nach Colette sehnte, sie noch immer liebte. In diesen Tagen war ich meinem Vater nicht unähnlich. In manchen Nächten habe ich Colette im Traum vergewaltigt, um ihr und meinem Vater den Schmerz heimzuzahlen, den sie mir zugefügt hatten. Letztlich brach ich meinen Schwur und kehrte nach Charmantes zurück.
    Damals waren Colette und er seit einem knappen Jahr verheiratet, und sie stand kurz vor der Geburt ihres Kindes. Sie begrüßte mich so herzlich wie einen lange verlorenen Bruder, als ob nichts geschehen sei und wir eine große glückliche Familie seien – mein Vater eingeschlossen. Am liebsten hätte ich mich übergeben. Doch das Theater hatte rasch ein Ende, als sie begriffen, dass ich nicht die Absicht hatte, ihr nettes Leben zu teilen. Eine ganze Woche lang haben wir nicht miteinander gesprochen, doch mein Hass wuchs ständig. Eines Abends habe ich Colette im Wohnraum abgepasst und meinem Herzen gründlich Luft gemacht. Voller Wonne habe ich sie zum Weinen gebracht und war entzückt, als sich mein Vater eingemischt hat. Wir hätten uns sicher auch geprügelt, wenn er nichts Besseres zu tun gehabt hätte, weil Colette mit den ersten Wehen auf das Sofa sank.
    Ich bin auf der Stelle nach Virginia zurückgekehrt, ohne dass ich von der Geburt der Zwillinge erfahren hätte, und vier Jahre lang dortgeblieben. Bei meinem nächsten Besuch war schnell klar, dass sich etwas geändert hatte. Die Launen meines Vaters waren schlimmer denn je, und Colette lächelte nur selten. Ich war entzückt, denn sie bekam ja nur, was sie verdiente. Ich widmete mich hauptsächlich den Zwillingen, die süß und unschuldig waren und die ich leicht für mich gewinnen konnte. Außerdem bot sich mir so die Gelegenheit, grausam zu Colette zu sein. Ich schloss sie von allen Ausflügen aus und plante alles allein mit den Mädchen, und als mein Vater dieses Treiben verbot, schob ich Yvette und Jeannette gegenüber alle Schuld auf ihre Mutter. Colette wusste, was ich tat, aber sie wandte sich kein einziges Mal gegen mich. Das machte mich nur noch wütender. Es sollte ihr leidtun, dass sie das Geld meines Vaters geheiratet hatte. Also lud ich Frauen ins Haus ein und flirtete mit ihnen, was Colette zwar missbilligte, aber schweigend ertrug. Doch nach einiger Zeit ödete mich das Spiel an. Dann, eines Morgens …« Er holte tief Luft und ließ sie ganz langsam wieder entweichen. »… verließ ich die Insel erneut. Ich dachte, dass ich geheilt und die Entfernung groß genug sei, um mit meinem Leben fortzufahren. Aber das war ein Irrtum. Ich konnte nicht aufhören, an Colette zu denken, und ich begriff, dass es ihr noch schlechter ging als mir. Ich dachte an die glückliche Zeit in Frankreich zurück, als ihr strahlendes Lächeln einen ganzen Raum erhellen konnte. Mein Vater hatte ihr all dies genommen, und das war nicht gerecht. Also bin ich nach Charmantes zurückgefahren.
    In diesem Sommer hatte mein Vater mit der Kultivierung von Espoir begonnen und war nur selten auf Charmantes. Die Begeisterung der Mädchen führte Colette und mich rasch zusammen, und es war kinderleicht, so zu tun, als ob mein Vater gar nicht existierte. Ich verliebte mich von Neuem, allerdings in eine völlig andere Frau. Während die Wochen vergingen, sagte mir mein Gefühl, dass auch sie mich noch immer liebte. Es waren ihre falschen Vorstellungen über Verantwortlichkeiten, die uns in diese Misere gebracht hatten. Ich hasste meinen Vater, obgleich Colette immer wieder versuchte, ihn von allen Vorwürfen freizusprechen. Er hätte ihrer Familie genauso gut ohne diese Gegenleistung helfen können, und wenn er mich geliebt hätte, hätte er genau das getan. Aber er wollte nicht, dass ich von seiner Großzügigkeit profitierte. Stattdessen stürzte er sich gierig auf alle Freuden, die ihm sein Geld ermöglichte, und machte Colette zu seiner Hure, indem er sich den Sohn vom Hals schaffte. Ihre Ehe war ein Skandal.
    Als Colette sagte, dass sie von mir schwanger sei, bat ich sie, ihn zu verlassen. Ich hatte inzwischen mein eigenes Vermögen erworben, und wir konnten in New York leben, wo niemand von unserer Vergangenheit

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