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Der Fluss der Erinnerung: Roman (German Edition)

Der Fluss der Erinnerung: Roman (German Edition)

Titel: Der Fluss der Erinnerung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DeVa Gantt
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Rose mit düsterer Miene. »Es ist richtig … auch Agatha hat Narben davongetragen, aber statt sie heilen zu lassen, beklagt sie ständig das Los, das man ihr auferlegt hat. In Zukunft sollten Sie sich vor ihr in Acht nehmen.«
    »Das tue ich. Am besten gleich vor beiden.«
    Rose runzelte die Stirn. »Sie sollten Frederic nicht so schnell verurteilen. Denken Sie daran, auch er wurde getäuscht.«
    »Als Ergebnis seines Verhaltens.«
    »Mag sein oder auch nicht. Trotz seiner Fehler ist Frederic ein guter Mensch. Als ich nach Charmantes kam, war ich so alt wie Sie, Charmaine. Frederic war mein kleiner Pierre. Ich habe geholfen, ihn aufzuziehen, und es tut mir weh, ihn so bekümmert zu erleben. Ich weiß, dass er große Verantwortung für alles empfindet, was zwischen ihm und John vorgefallen ist, und es am liebsten ändern würde. Aber das ist schwierig, wenn man sich nach dem Tod der geliebten Frau so in seinem Hass vergräbt. Johns Mutter hatte ein fröhliches, unerschrockenes Wesen, und das hat sie ihrem Sohn vererbt. Es hat John geholfen, Frederics Bitterkeit zu ertragen. Aber leider hat genau das Frederic wiederum an die tote Elizabeth erinnert.« Sie seufzte bekümmert. »Es stimmt, dass Frederic seinen Sohn für Elizabeths Tod verantwortlich gemacht hat. Aber die Ablehnung war nicht ganz unbegründet … da er nicht sicher war, dass John wirklich auch sein Sohn war.«
    Wie gebannt lauschte Charmaine, als Rose ihr die Geschichte von Elizabeths Entführung und Vergewaltigung erzählte. »Frederic und Elizabeth waren gerade seit sechs Monaten verheiratet, als John geboren wurde.«
    »Aber John ist Frederics Sohn! Dazu muss man die beiden doch nur ansehen.«
    »Das ist richtig. Heute ist das völlig klar, doch als John noch ein Kind war, war die Ähnlichkeit nicht so deutlich zu sehen. Der Zweifel verursachte diese Abneigung. Als Frederic endlich erkannte, dass John sein Sohn war, war es zu spät. Ganz gleich, was Frederic tat oder sagte, nichts verbesserte die Situation. Im Gegenteil. John stellte die Geduld seines Vaters mit Wonne auf die Probe und dachte sich immer neue Konflikte aus, um als Letzter zu lachen. Über die Jahre wurde das zur schlechten Gewohnheit. Aber wir haben damit leben gelernt.«
    »Weiß John, was mit seiner Mutter geschehen ist?«
    »Nein«, flüsterte Rose. »Darüber hat Frederic nie gesprochen, und meine Aufgabe war es nicht, ihm in dieser Sache vorzugreifen. Es hätte vermutlich auch keinen Unterschied mehr gemacht.«
    Charmaine dachte darüber nach. Wie konnte Frederic ein kleines Kind für so etwas verantwortlich machen? »Das erklärt vieles, was Johns Kindheit betrifft. Aber was war mit Colette?«
    »Für Frederic war sie die Rettung, seine zweite Chance. Sie haben Colette erst kennengelernt, als ihre Gesundheit und ihre Kräfte bereits nachließen. Als sie nach Charmantes kam, war sie mutig und lebenslustig, fast so wie Yvette. Bis auf ihre blonden Haare war sie ein Spiegelbild von Elizabeth. Sie ging mit John um, wie Elizabeth früher mit Frederic umgegangen war. Ich habe das bemerkt und Frederic auch. Das machte ihn reizbar. Eine Zeit lang versuchte er, die verwirrenden Ähnlichkeiten zu übersehen, obgleich sie ihm andererseits auch gefielen. Aber letztlich ging er ihr nur noch aus dem Weg, und Colette rätselte, womit sie ihn beleidigt hatte. Um ihn zurückzugewinnen, versuchte sie sich unklugerweise auch im Flirten.« Rose seufzte aus tiefstem Herzen. »Es gab Zeiten, da …«
    »Da?«
    Rose rieb sich die Stirn, als ob ihr die Erinnerung unangenehm sei. »Colette wusste Dinge … Es war seltsam … als ob …«
    »Als ob?«
    »Als ob sie schon früher hier gewesen wäre.« Rose lachte, aber wirklich wohl war ihr dabei nicht. »Eine alte Frau wie ich zweifelt manchmal an ihrem Verstand. Es war Schicksal, einfach nur ein schweres Schicksal, das Frederic und Colette zusammengeführt hat, bis …«
    Ob Rose wusste, was wirklich geschehen war? Vergewaltigung … Charmaine verzog das Gesicht. Aber dann hörte sie klar und deutlich Colettes Stimme, Ich liebe ihn noch immer ,und war völlig durcheinander.
    »Ich will die Wahrheit wissen! Ich will nur die Wahrheit wissen.«
    Angesichts von Frederics Zorn stand Robert Blackford wie erstarrt da. Er hatte diesen Mann längst abgeschrieben, doch hier stand er vor ihm – aufrecht und in frisch gebügelten Sachen. Der Stock erinnerte eher an ein Szepter als an eine Krücke, Kinn und Wangen waren glatt rasiert, das Haar ordentlich

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