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Der Fluss der Erinnerung: Roman (German Edition)

Der Fluss der Erinnerung: Roman (German Edition)

Titel: Der Fluss der Erinnerung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DeVa Gantt
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ist.«
    Charmaines Staunen verschaffte ihm eine kleine Pause. So viel hatte er eigentlich gar nicht sagen wollen. »Yvette wurde in eine vermögende Familie hineingeboren«, fügte er noch an, »und jetzt spielt sie das reiche Mädchen.«
    »Das verwöhnte reiche Mädchen«, korrigierte Charmaine vorsichtig. »Ihrer Mutter würde das nicht gefallen. Colette hat von ihren Kindern immer gute Manieren verlangt und Mildtätigkeit und Fürsorge über den Reichtum gestellt. Yvette hat dies früher immer respektiert und auf den kleinsten Verweis ihrer Mutter reagiert.«
    Johns Blick trübte sich. »Ihre Meinung in allen Ehren, Miss Ryan, aber ich halte Mut und Verwegenheit für klüger, als sich stets in Bescheidenheit zu üben.«
    Montag, 4. September 1837
     
    John lümmelte in einem Ledersessel und ließ eines von Pierres Klötzchen durch seine Finger gleiten. Ungeduldig wartete er auf das Ende von Pauls Vortrag, der ihm gegenüber hinter dem großen Schreibtisch thronte. Paul hatte schon gestern Abend mit ihm reden wollen, aber John hatte ihn gebeten, die Sache auf Montag zu verschieben, da er sehr müde war und lieber am Morgen vor sieben Uhr aufstehen wollte. Und da saß er nun, der Frühaufsteher und nicht gerade der ernsthafte Geschäftsmann, den Paul erwartete.
    »So weit die Lage unserer Finanzen. Irgendwelche Fragen?« Paul sah von seinen Papieren auf und verlor sofort die Geduld. »Warum grinst du so?«
    »Wegen dir, Paulie. Du nimmst das alles so furchtbar ernst.«
    »Damit hast du, verdammt noch mal, recht …«
    »Ich weiß wirklich nicht, wo Vater und ich ohne dich wären«, unterbrach John ihn vergnügt.
    »Du sitzt nur da und grinst, aber dies ist kein Spiel. Eines Tages wird es ein bitteres Erwachen für dich geben, aber dann ist es vielleicht zu spät. Heule mir dann bloß nicht vor, dass dir ein Vermögen durch die Finger geglitten ist.«
    »Wessen Vermögen, Paul? Vaters oder mein eigenes?«
    »Du weißt genau, dass alles dir gehört, sobald Vater nicht mehr lebt.«
    »Das einzige Vermögen, um das ich mich sorge, ist das, was ich selbst verdient habe.«
    »Du selbst?«, spottete Paul. »Abgesehen von deinem Lohn kontrollierst du außerdem Vaters Schiffsunternehmen und die Plantagen. Das und sein guter Name sind dir doch eine große Hilfe, wenn es gilt, dein eigenes Vermögen zu mehren.«
    »Ich wäre ja verrückt, wenn ich das nicht ausnützte«, entgegnete John ruhig. »Andererseits profitieren Vaters Geschäfte auch von meiner Großzügigkeit.«
    »Wie soll ich das verstehen?«
    »Nimm zum Beispiel die Lieferungen für die Inseln, die ich regelmäßig ohne Entgelt durchführen lasse: Mehl, Mais, Nahrungsmittel, Tabak …«
    »Was alles auf Duvoisin-Land gewachsen ist, John! Auf Land, das deiner Familie seit drei Generationen gehört …«
    »Und erzeugt von Arbeitern, die ich aus meiner eigenen Tasche bezahle. Dafür werde ich nicht entschädigt.«
    »Das war deine Entscheidung!«, empörte sich Paul. »Niemand hat dich gezwungen, deine Sklaven freizulassen. Man könnte das Land für einen Bruchteil dessen bestellen, was du deinen Pächtern zahlst.«
    »Ja, Paul, meine Narretei und mein Gewissen …«
    »Gewissen?«, schnaubte Paul höhnisch. »Welches Gewissen denn? Das sind doch nur Sklaven!«
    »Das ist richtig, Paul, es sind nur Sklaven. Fatima ist auch nur eine Köchin und Buck nur ein Vorarbeiter. Du warst noch nie bei einer Sklavenauktion. Wenn du das auch nur ein Mal gesehen hättest, wärst du nur noch angeekelt und würdest diese Erniedrigung ablehnen.«
    Paul atmete heftig aus. Diese Diskussionen führten zu nichts. Schon vor Jahren hatte Colette ihn gelehrt, dass die Gegner der Sklaverei logischen Argumenten nicht zugänglich waren.
    »Lass es gut sein, John. Ich habe dich nicht um dieses Gespräch gebeten, um mit dir zu streiten. In diesem Punkt sehen wir die Dinge offenbar anders. Aber jetzt hast du mich lange genug abgelenkt.«
    »Ich wusste ja nicht, dass du ein Ziel hattest.«
    Paul überhörte die Bemerkung. »Die Vorräte auf der Insel schrumpfen zusehends. Trotz deiner sogenannten › Großzügigkeit ‹ haben wir seit Monaten keine Lieferungen mehr erhalten.«
    »Das muss ein Irrtum sein. Bevor ich nach New York gereist bin, habe ich im Lagerhaus Anweisung gegeben, deine letzte Bestellung bis spätestens Mitte April auszuliefern. Deutlicher hätte ich mich nicht ausdrücken können …«
    »Nun – hier ist jedenfalls kein Schiff angekommen.«
    »… es sei denn, ich hätte es

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