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Der Fluss der Erinnerung: Roman (German Edition)

Der Fluss der Erinnerung: Roman (German Edition)

Titel: Der Fluss der Erinnerung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DeVa Gantt
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die Nerven ging. »Kann ich etwas für Sie tun?«
    »O ja, das können Sie wirklich.« Sie zauberte ein strahlendes Lächeln auf ihr Gesicht.
    Die Mühe wurde belohnt. Er erwiderte ihr Lächeln. Hatte sie ihn entwaffnet, oder musste sie sich auf eine spöttische Bemerkung gefasst machen?
    »Worum geht es denn?«, fragte er stattdessen.
    »Ich möchte Sie einladen, mit uns zur Messe zu gehen.« Sorgfältig erwog sie jedes Wort. »Die Kinder würden sich über Ihre Gesellschaft freuen.«
    Das Lächeln erlosch, aber eine Ablehnung war das noch nicht.
    Sie nahm allen Mut zusammen, um seine Begeisterung vielleicht doch noch zu wecken. »Unter anderem geht es um Pierre. Er ist manchmal etwas unruhig. Wenn Sie bei ihm wären … Sie verstehen sich doch so gut mit ihm …«
    »Ach wirklich?« Mit stahlhartem Blick sah er sie an. »Ganz schön doppelzüngig, Miss Ryan, aber ich durchschaue Sie. Sie erflehen meine Hilfe, wenn Sie Ihnen nützt, und dann beklagen Sie sich bei meinem Bruder.«
    »Ich fürchte, ich verstehe Sie nicht.«
    »Ach nein? Nun gut, lassen wir das.«
    Das Schweigen dehnte sich.
    »Gibt es noch etwas, Miss Ryan? Ich würde sonst gern mein Frühstück fortsetzen.«
    Mutlos ließ Charmaine die Arme sinken. »Wollen Sie es sich nicht noch einmal überlegen?«, brach es schließlich aus ihr heraus.
    »Miss Ryan«, sagte er betont langsam, »als Junge musste ich unendlich viele Predigten von Father Benito über mich ergehen lassen. Das reicht mir bis in alle Ewigkeit. Damals hatte ich keine Wahl – aber nun werde ich den Teufel tun und mir auch nur eine einzige anhören! Ich brauche keine sogenannten Priester, um meine Seelenqual zu bemessen. Das vermag ich selbst am besten. Beantwortet das Ihre Frage?«
    »Das kann doch nicht Ihr Ernst sein!«
    »Haben Sie noch immer nicht begriffen, dass ich stets meine, was ich sage? Offenbar nicht. Aber ich sage es Ihnen gern noch einmal: Ich werde weder Sie noch die Kinder zur Messe begleiten. Nicht heute, nicht nächste Woche … niemals!«
    »Aber Sie müssen doch in die Messe gehen!« Charmaine wurde immer wütender. Mit seinen heidnischen Reden brachte er das ganze Haus in Unordnung. Es war an der Zeit, dass ihm das jemand sagte. »Mag sein, dass Sie sich keinen Deut um Ihr Seelenheil scheren, aber es ist nicht hinnehmbar, dass Ihnen die Seelen der Kinder nicht am Herzen liegen!«
    Verwundert zog John eine Braue in die Höhe. »Was haben die Kinder damit zu tun?«
    »Alles und noch mehr! Sie sollten die Auswirkungen Ihres schlechten Beispiels nicht unterschätzen. Was sollen die Kinder denken, wenn sie Woche für Woche erleben müssen, wie Sie Gott zurückweisen, indem Sie der Messe fernbleiben? Wie soll ich ihnen das erklären?«
    »Eine Einladung stelle ich mir eigentlich anders vor«, spottete John. »Ich dachte, Sie sorgten sich um meine arme Seele.«
    »Keine Angst«, entgegnete sie spitz. »Wie konnte ich nur so dumm sein und glauben, dass man Menschen wie Sie bekehren könnte!«
    »Eine höchst christliche Unart«, bemerkte er kalt.
    »Weshalb verspotten Sie meine Überzeugungen?«
    »Weil diese Überzeugungen meiner Meinung nach nichts wert sind.«
    »Oh, Sie … Sie …«
    »Halunke? Ungläubiger?«, bot er an. »Nein, Teufel passt Ihrer Meinung nach sicher besser ins Bild.«
    »Teufel passt perfekt!«, rief sie aufgebracht, doch im nächsten Moment bereute sie ihre Worte. »Es tut mir leid. Ich wollte Sie nicht beschimpfen.«
    »Ach nein? Wollten Sie mir lieber eine Moralpredigt halten?« Ihr Angriff ärgerte ihn. Schließlich war sie nur eine Angestellte. Als sie schwieg, fuhr er fort. »Eines will ich ein für alle Mal klarstellen, Miss Ryan: Ich hasse alle – und besonders rechthaberische Frauen, die meinen guten Willen missverstehen und meinen, dass sie mich nach ihren Maßstäben formen können. Für den Moment haben Sie und ich zu einer Art Waffenstillstand gefunden, aber ich verspreche Ihnen, dass ich diese Übereinkunft sofort aufkündige, wenn Sie mich manipulieren wollen.«
    Der kalte Ton ließ keinen Zweifel daran, dass sie zu weit gegangen war. Sie hatte das Problem von der falschen Seite angepackt und musste um ihrer Selbstachtung willen einen Weg finden, um den freundschaftlichen Umgangston der letzten vierzehn Tage wiederzufinden. »Sir, das war wirklich nicht meine Absicht.«
    »Und worum ging es eigentlich?«
    »Das sagte ich bereits – es geht mir nur um die Kinder, vor allem um Yvette. Sie will nicht zur Messe gehen, › weil Johnny

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