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Der Fluss der Erinnerung: Roman (German Edition)

Der Fluss der Erinnerung: Roman (German Edition)

Titel: Der Fluss der Erinnerung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DeVa Gantt
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tatsächlich mit dem großen Löffel direkt aus der Schüssel.
    »Ich nehme an, dass dich noch ein anderer Grund als nur das Frühstück hergeführt hat?«, fragte John.
    »Noch ein anderer Grund? O ja. Das hätte ich fast vergessen. Der Geburtstag der Mädchen …«
    Er sah, wie John leicht den Kopf schüttelte. Zu spät! Charmaine beäugte ihn misstrauisch. »Sie haben doch heute Geburtstag, oder?« Er wollte den Schnitzer gern ausbügeln.
    »Das stimmt«, antwortete sie vorsichtig. »Aber das ist ja nichts Neues.«
    »Ich frage mich nur, wie der Tag gefeiert wird? Haben Sie etwas Besonderes geplant?«
    »Vorläufig nur die Geschenke und jetzt die Schatzsuche. Ich habe allerdings versprochen, dass heute der Unterricht ausfällt und die Mädchen selbst entscheiden dürfen, was sie machen wollen. Natürlich nur etwas Vernünftiges.«
    »Natürlich.« George nickte und sah mit hochgezogenen Brauen zu John hinüber.
    Charmaines Interesse war geweckt, aber John lächelte nur und lieferte keinerlei Anhaltspunkte.
    »Ist alles gut gegangen, George?«, fragte er.
    »Ich habe die Verladung heute Morgen überwacht, wenn es das ist, was du wissen willst.«
    »Demnach ist alles in Ordnung?«
    »So ist es. Ganz nach deinen Wünschen, nur …« George hob einen Finger in die Höhe. »Die Bezahlung ist noch nicht geregelt.«
    »Wie bitte? Ich habe dir doch vor Wochen das Geld gegeben. Oder hast du das vergessen?«
    »Nein, John, das habe ich nicht vergessen. Aber ich bin auch kein Idiot. Das Geld war für die P… äh, Ladung bestimmt, aber meine Ausgaben waren damit nicht gedeckt. Ich bin zwar dein Freund, aber gestern musste ich Paul eine Menge Zeit stehlen, um an deinem Projekt arbeiten zu können. Also schuldest du mir zumindest einen kleinen Ausgleich. Von Dank will ich gar nicht sprechen.« Er streckte John die geöffnete Handfläche entgegen.
    Charmaine kicherte. Es sah aus, als ob er betteln wollte. Verblüfft verfolgte sie, wie John seine Brieftasche zückte und George ein Bündel Scheine in die Hand drückte, das ungefähr ihrem Wochenlohn entsprach. Welche Gefälligkeit war wohl eine so großzügige Gabe wert? George strich die Scheine glatt, zählte sie und grinste Charmaine an, als er sie in die Tasche steckte. War sie unfreiwillig Zeuge eines Geschäfts geworden? Irritiert sah sie zu John hinüber, doch der las bereits wieder in der Zeitung. Sie traute ihm nicht über den Weg. George dagegen war ihr Freund und wollte ihr nichts Böses. Außerdem würde er sie niemals anlügen. Sobald sie allein waren, wollte sie ihn ausfragen.
    Ungeduldig hämmerte Pierre mit dem Löffel auf seinen leeren Teller. Rasch nahm Charmaine ihm das Werkzeug weg, was lautes Gebrüll zur Folge hatte.
    »Es tut mir leid, Pierre, aber solchen Lärm macht man nicht.«
    Aber das Geheul dauerte an. Pierre stieß die Milch weg, die sie ihm anbot, und drehte das Gesicht zur Seite, als sie ihm den Mund abwischen wollte.
    Rasch stand John auf und kam herüber, woraufhin Charmaine den Löffel fester packte. Sicher wollte er ihre Autorität untergraben und ihn ihr aus der Hand reißen. Aber John beachtete sie gar nicht und hob Pierre in die Höhe. »Was soll das Theater? Du heulst doch nicht wegen eines Löffels, oder? Dann wärst du aber nicht der Pierre, den ich kenne. Ist das möglich? Der Pierre, den ich kenne, heult nämlich nie und ist immer freundlich, besonders zu Mainie. Habe ich recht?«
    Die Tränen versiegten. »Ich bin aber Pierre«, jammerte der Kleine. »Aber ich muss Pipi.«
    »Nein«, berichtigte John, »du musstest Pipi.«
    »Ach, du lieber Himmel!« Plötzlich begriff Charmaine, warum er so gejammert hatte. »Komm, Pierre, wir gehen nach oben und ziehen dich um.«
    Als sie die Arme nach dem Jungen ausstreckte, trat John einen Schritt zurück. »Ich trage ihn schon. Ihr Kleid muss nicht auch noch nass werden.«
    Bevor sie etwas sagen konnte, ging er bereits in die Halle. Mit hängenden Schultern saß Jeannette auf der Treppe und hatte die Knie bis ans Kinn gezogen.
    »Was ist los?«, fragte John. »Hast du schon alle deine Geschenke gefunden?«
    »Nein.« Sie zog eine Schnute und starrte zu Boden. »Ich habe nur ein Geschenk gefunden … einen Stein. Yvette hat schon drei Sachen. Richtige Geschenke. Bonbons und ein Buch und eine Hose. Aber ich habe nur einen eingepackten Stein!«
    »Vielleicht ist ja gar nicht mehr versteckt«, scherzte er.
    »Sagen Sie doch so etwas nicht!«, zischte Charmaine. »Sonst heult sie auch noch.«
    John

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