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Der Fluss der Erinnerung: Roman (German Edition)

Der Fluss der Erinnerung: Roman (German Edition)

Titel: Der Fluss der Erinnerung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DeVa Gantt
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fressen!« Aber das Tier war nicht zu beeindrucken, sodass Charmaine kurz an den Zügeln zog. Die Stute wieherte – und widmete sich wieder dem Busch. »O nein, hör auf damit!« Diesmal ruckte sie fester und hackte dem Tier gleichzeitig mit den Steigbügeln in die Flanken. Unwillig schüttelte die Stute den Kopf, dass die Mähne nur so flog, und machte einen Schritt rückwärts. Charmaine erstarrte. Im nächsten Moment begann das Tier zu tänzeln und neigte trotz der Enge den Kopf, bis sie schließlich eine ganze Drehung vollführt hatte und ihr Kopf in die Richtung zeigte, aus der sie gekommen waren.
    »John! Guter Gott, John!«, rief Charmaine.
    Er sah sich um. »Herr im Himmel, wo ist sie?«
    Die Zwillinge zuckten die Schultern.
    »Bleibt, wo ihr seid, und rührt euch nicht von der Stelle. Ich bin gleich wieder da.«
    Er wendete sein Pferd und ritt in scharfem Tempo zurück, als Charmaine erneut um Hilfe rief. Die Stute stand inzwischen auf den Hinterbeinen und trat mit den Vorderhufen in die Luft. »Lassen Sie die Zügel los!«, rief John.
    Aber Charmaine war wie gelähmt und hörte ihn nicht.
    Pierre hatte großen Spaß und lachte wie wild. John sprang aus dem Sattel, hob den Kleinen vom Pferd und stellte ihn in sicherer Entfernung auf den Boden. »Bleib hier!«
    Er wich den Hufen aus und näherte sich der Stute. »Packen Sie die Mähne, Charmaine! Lassen Sie die Zügel los und halten Sie sich an der Mähne fest.«
    Erst als sich ihre Blicke trafen, nahm Charmaine auch seine Befehle wahr. Doch als sie die Zügel losließ, bäumte sich die Stute erneut auf. John stöhnte, als Charmaines Hände in die Luft griffen und die Mähne verfehlten. Sie segelte über den Rumpf des Pferdes und landete mit einem dumpfen Geräusch auf dem Waldweg. Zuerst war sie viel zu verdutzt, um sich zu rühren. Ihre Kämme waren verrutscht, die Locken zerzaust, und von ihrer aufrechten Haltung war nicht mehr viel übrig. Die Stute dagegen knabberte wieder eifrig an den Büschen, die ursprünglich das Elend verschuldet hatten.
    Rasch sank John neben ihr auf die Knie. »Geht es Ihnen gut, Miss Ryan?«
    Die Fältchen um Augen und Mundwinkel widersprachen seiner besorgten Stimme. Misstrauisch sah Charmaine auf, als er ihr die Locken aus dem Gesicht strich. »Das ist überhaupt nicht lustig! Ich hätte mich verletzen können.«
    »Demnach ist Ihnen nichts passiert?«
    »Sieht so aus.« Er streckte ihr die Hände hin, um ihr aufzuhelfen. Die Kämme lösten sich, und die Locken fielen ihr wie ein Wasserfall über die Schultern. Wütend stampfte sie auf. »Das ist alles Ihre Schuld.«
    John schlug sich auf die Brust. »Meine Schuld?«
    »Ja, Ihre Schuld. Sehen Sie nur mein Haar an!«
    »Das tue ich – und es gefällt mir.«
    »Das kann ich mir denken.«
    »Was soll das heißen?«
    »Vergessen Sie es. Dafür will ich meinen Atem nicht verschwenden. Warum haben Sie mich nicht einfach zu Hause gelassen? Warum mussten Sie mich … diesem … diesem …«
    »Abenteuer?«, bot er an.
    »Ziehen Sie doch nicht alles ins Lächerliche!«
    »Machen Sie mich nicht für alle Ihre Fehler verantwortlich! Dass Sie abgeworfen wurden, war Ihre eigene Schuld. Ich habe Ihnen erklärt, dass Sie nicht an den Zügeln zerren dürfen. Mag sein, dass die Stute Sie erschreckt hat, aber Sie sind in Panik geraten und haben das Tier erst dazu gebracht, Sie abzuwerfen. Es war eindeutig Ihre Schuld.«
    »Meine Schuld?« Sie geriet in Wut. »Ich habe gesagt, dass ich nicht reiten kann, aber Sie haben darauf bestanden und versprochen, dass mir nichts passiert! Was ist jetzt mit dem armen Tier? Und was wird aus mir?«
    Er grinste, noch bevor sie mit Schimpfen fertig war, und plötzlich wandelte sich ihre Wut in Erleichterung. Sie brachen in Lachen aus, und Charmaine streichelte den kleinen Pierre, der angelaufen kam und seine Arme um ihre Beine schlang.
    »Was soll ich jetzt mit meinen Haaren machen?«
    John hob die Kämme auf. »Damit können Sie es aus der Stirn zurückstecken. Der strenge Knoten steht Ihnen sowieso nicht.«
    »Aber für langes Haar ist es viel zu heiß. Ich hätte einen Hut aufsetzen sollen, doch wer konnte schon ahnen, dass der kleine Ausflug einen ganzen Tag dauert.«
    »Möchten Sie sich vielleicht meine Kappe leihen?« Er grinste über das ganze Gesicht. »Läuse habe ich bisher noch keine entdeckt.«
    Sie biss die Zähne zusammen und schwieg.
    »Keine Sorge. An unserem Ziel ist es angenehm kühl. Und mit offenen Haaren gefallen Sie mir ohnehin

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