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Der Fluss der Erinnerung: Roman (German Edition)

Der Fluss der Erinnerung: Roman (German Edition)

Titel: Der Fluss der Erinnerung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DeVa Gantt
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und strich dem Kind über das Haar.
    Die zärtliche Geste bewegte Charmaine zutiefst. »O ja, das ist er«, flüsterte sie.
    Wenig später traten die Bäume zurück, und der Blick öffnete sich auf niedriges Gestrüpp, blendend weißen Sand und aquamarinblaues Wasser, so weit das Auge reichte. »Oh, mein Gott«, hauchte sie, und der Wind zauste ihr offenes Haar.
    »Der beste Platz für ein Picknick«, sagte John. Als sie nicht sofort reagierte, sah er sie an. »Ich hoffe, Sie sind nicht enttäuscht.«
    »Enttäuscht? Aber nein! Ich liebe den Ozean. Sie etwa nicht?«
    »Das kommt darauf an, von wo aus man ihn betrachtet«, gab er zur Antwort und ließ den Blick nachdenklich über das Wasser gleiten.
    Forschend sah Charmaine ihn an, doch er schwieg.
    »Wohin jetzt?«, rief Yvette.
    »Sucht einfach ein schönes Plätzchen, wo wir Picknick machen können«, schlug John vor.
    Yvette war begeistert. »Wir reiten voraus.«
    Sie ritten am Strand entlang, wobei die Hufe den trockenen Sand aufwirbelten. Nicht weit vor ihnen erstreckte sich eine ruhige Bucht, die von einer schmalen Halbinsel gegen den offenen Ozean abgeschirmt wurde. Jeannette deutete auf einen einzeln stehenden Baum, der seine Äste weit über die Bucht breitete und in der gleißenden Sonne angenehmen Schatten bot.
    Die Mädchen sprangen ab und führten die Ponys in den lichten Wald hinter dem Strand, damit sie im Schatten grasen konnten. Charmaine blieb unentschlossen sitzen, weil sie nicht recht wusste, wie sie absteigen sollte.
    »Je eher Sie sich ein Herz fassen, my charm , desto rascher kann ich Ihnen Pierre übergeben. Ich möchte ihn nicht gern aufwecken.«
    Nach kurzem Zögern schwang Charmaine ein Bein über den Sattel und rutschte, für eine Anfängerin fast gekonnt, vom Pferd herab. John legte ihr den schlafenden Jungen in die Arme und führte ihre Pferde ebenfalls in den Wald.
    Anschließend halfen ihm die Mädchen dabei, die Decke auszubreiten. Dann setzten sie sich und machten sich über den Korb mit den Köstlichkeiten her. Pierre schlief auf der einen Hälfte der Decke, während sich Charmaine und die Mädchen die andere teilten und John ein Stück weit von ihnen entfernt am Baumstamm lehnte. Es wurde nicht viel gesprochen, bis die Mädchen auch den Nachtisch verspeist hatten. »Warum sind wir früher nie hier gewesen, Johnny?«, fragte Jeannette. »Mama hätte es sicher sehr gefallen.«
    Als er keine Antwort gab, hob Charmaine den Kopf. Würde er den Mädchen sagen, dass er ihre Mutter verabscheute? Oder reute es ihn, dass er Colette verhöhnt hatte?
    »Ganz genau!«, rief Yvette dazwischen. »Warum waren wir nie hier, als ihr noch zusammen die Picknicks geplant habt?«
    Die Aussage verblüffte Charmaine und hallte in ihren Ohren nach.
    »Es war viel zu weit zu laufen.« Mit diesem Satz packte John seine Kappe, ging zum Wasser hinunter und starrte lange Zeit auf den Horizont.
    »Aber wir sind doch oft viel weiter gelaufen«, rief Yvette ihm nach. Als er schwieg, zuckte sie die Schultern. »Komm, Jeannette, wir gehen Muscheln sammeln.« Die Zwillinge rannten über den Sand und achteten nicht auf die Ermahnungen ihrer Gouvernante, sich nicht zu weit zu entfernen. Wortlos sah Charmaine zu John hinüber.
    Was dachte er wohl? Seine Gedanken konnten sicher viele Fragen beantworten. Statt zu grübeln, sammelte sie die Teller ein, doch ihr Kopf ließ sich nicht abschalten: Warum waren wir nie hier, als ihr noch die Picknicks geplant habt? Wir sind oft viel weiter gelaufen! Liebster John … John hat viele Menschen verletzt … Sogar Colette hat durch ihn gelitten … Manche empfinden ihn als Drohung … Ihr sollt nicht von ihm sprechen … Keiner mag ihn … Man hasst ihn, oder man liebt ihn … für gewöhnlich in dieser Reihenfolge …
    Guter Gott, wohin führte das alles? Hass oder Liebe? Oder sonst etwas? Sie sah wieder zu ihm hinüber. Er hatte sich nicht bewegt. Dieser Mann hatte sicherlich einiges getan, aber hatte er auch die Frau seines Vaters verführt? Nein, Charmaine konnte es nicht glauben.
    Colette hätte diesen Ort geliebt. Wie im Traum vermischte sich plötzlich das Türkis des Ozeans mit den wasserblauen Augen ihrer Freundin. Es war gerade ein Jahr her, seit Colette John Frederic gegenüber verteidigt hatte. Welche Geheimnisse hatte sie mit ins Grab genommen? Es war bestimmt besser … sicherer, es nicht zu wissen.
    Und dann der Brief. Wusste Frederic, dass seine Frau einen Monat vor ihrem Tod an John geschrieben hatte? Welche geheime

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