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Der Fluss der Erinnerung: Roman (German Edition)

Der Fluss der Erinnerung: Roman (German Edition)

Titel: Der Fluss der Erinnerung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DeVa Gantt
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wie er mitten im Liebestaumel erwischt wurde und seine Gier geweckt, aber noch nicht gestillt war.
    Yvette war überzeugt, dass er über sie lachte. »Was ist denn?«
    »Nichts, Yvette, gar nichts«, erwiderte John. »Erzähle einfach weiter. Ich bin auf Pauls Ausrede gespannt.« Leise kichernd schüttelte er den Kopf, als er sich den Wutanfall seines Bruders ausmalte.
    »Dass er wütend wurde, ist ja klar, aber so wütend war er noch nie! Zuerst hat er mich ein paar Mal im Zimmer herumgejagt …«
    »Bitte keine Ausschmückungen, Yvette. Erzähle nur einfach, was passiert ist.«
    »Also gut. Er hat geflucht … alles Wörter, die ich noch nie gehört habe. Nicht einmal im Hafen. Ich habe versucht, sie mir zu merken, aber bei manchen wusste nicht einmal Joseph, was sie bedeuten. Egal. Mir war klar, dass ich abhauen musste, wenn mir mein Leben lieb war. Als Paul nach seinem Hemd griff, sauste ich aus dem Zimmer und die Treppe hinunter. Aber bevor ich mich verstecken konnte, hatte er mich schon eingeholt. War ich froh, als Auntie Agatha mit einem Tablett ins Foyer trat! Ich bin hinter ihr in Deckung gegangen, sodass Paul wohl oder übel aufgeben musste.«
    »Und wieso?«
    »Ich bin doch nicht dumm! Er wollte nicht, dass sie etwas erfuhr. Niemand sollte davon erfahren. Stattdessen erzählte er Auntie, dass ich einen kleinen › Schaden ‹ in seinem Zimmer angerichtet hätte und er mich ins Kinderzimmer zurückbringen wolle. Als wir allein waren, hat er mich geschüttelt und mir verboten, auch nur einer Menschenseele davon zu erzählen. Er hat sogar gedroht, mir den Hintern zu versohlen. Ich habe ihn nur böse angesehen und nichts versprochen. Was kann er mir schon tun? Auch wenn ich es dir erzählt habe, kann er mir eigentlich nichts tun.«
    »Unglaublich«, murmelte John und lachte noch immer. »Du hast wahrlich den Bogen raus, wie man undenkbare Sachen aufdeckt. Deine Geschichte kommt genau zur richtigen Zeit.«
    »Und warum?«
    »Miss Ryan und ich haben uns auf dem Weg hierher über etwas Ähnliches unterhalten, nicht wahr, my charm ? Einen besseren Beweis gibt es wohl nicht.«
    »Was soll das heißen?«, fragte Yvette.
    »Vergiss es, mein Schatz. Was hätte ich dafür gegeben, Pauls Gesicht zu sehen!«
    »Ich kann es ja noch einmal machen, und du wartest vor der Tür. Wie viel bekomme ich dafür?«
    »Ich fürchte, ich muss das Angebot ablehnen.«
    »Ich mache es auch billiger, wenn du mir die Bedeutung der Flüche verrätst.«
    Er ging um die Decke herum und hob seine Sachen auf. »Auch dann nicht, liebe Schwester. Dein Wortschatz ist auch so schon umfangreich genug.«
    »Du hast ja nur Angst, dass du die Wörter nicht kennst!«
    »Vermutlich ist das so«, erwiderte John. »Ich hoffe, das war wenigstens das letzte Mal.«
    »Nicht ganz. Beim nächsten Mal habe ich es von der Hintertreppe aus gemacht, die genau an Mamas Schlafzimmer vorbeiführt. Aber Dr. Blackford hat nichts Interessantes gesagt, also habe ich es nicht noch einmal versucht.«
    Charmaine war ehrlich empört. »In der nächsten Zeit werde ich ein besonderes Auge auf dich haben, kleine Lady.«
    Yvette sah sie von der Seite her an, während John nur schmunzelte.
    Ohne ihn zu beachten, forderte Charmaine die Mädchen auf, die nassen Sachen auszuziehen. Yvette protestierte und wollte noch einmal ins Wasser, aber John schlug ihr die Bitte ab, weil die Wellen größer geworden waren und sich womöglich ein Sturm zusammenbraute. Die zweite Lektion musste bis zum nächsten Ausflug warten.
    Charmaine beugte sich zu Pierre hinunter, der schon seit geraumer Zeit an ihrem Rockzipfel zerrte.
    »Ich muss Pipi!«
    Sie hatte überhaupt nicht daran gedacht, ihn zu fragen, und merkte erst jetzt, dass es auch sie nach Erleichterung verlangte. Doch bevor sie mit Pierre hinter den Büschen verschwinden konnte, nahm John den Jungen bei der Hand. »Lassen Sie mich das machen.«
    »Aber nein, er muss doch nur verschwinden …«
    »Genau wie ich. Also lassen Sie mich das machen.«
    Da auch ihr damit geholfen war, war sie einverstanden, und gleich darauf verschwanden die beiden im Wald.
    Die Mädchen zerrten sich die nasse Unterwäsche vom Leib und kicherten unentwegt, weil sie kaum etwas unter ihren Kleidern anhatten. Charmaine schlich sich für kurze Zeit davon, und als sie zurückkam, waren die Mädchen damit beschäftigt, ihre nassen Haarsträhnen zu entwirren.
    John kam angekleidet zurück, und Pierre thronte auf seinen Schultern. Der Kleine lachte hemmungslos, als John

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