Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fluss der Erinnerung: Roman (German Edition)

Der Fluss der Erinnerung: Roman (German Edition)

Titel: Der Fluss der Erinnerung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DeVa Gantt
Vom Netzwerk:
war weniger begeistert und klammerte sich immer wieder an ihren Bruder. Es war ein unvergesslicher Anblick, als die drei schließlich umkehrten und mit nassen Haaren und durchweichten Sachen dem Strand zustrebten.
    »Mademoiselle Charmaine, Sie hätten mitkommen sollen«, rief Jeannette schon von weitem. »Es war so schön!«
    »Und ganz einfach!«, ergänzte Yvette.
    »Das habe ich gesehen.« Ihr Blick wanderte zu John, der sich die nassen Haarsträhnen aus dem Gesicht strich.
    »Yvette, ich glaube, du hast etwas vergessen!«, rief er und deutete zum Horizont.
    Yvette kniff die Augen zusammen und starrte aufs Wasser hinaus. Im selben Augenblick packte John zu, zog sie in die Wellen zurück und tauchte sie unter. Prustend kam sie wieder hoch. Ihre blitzenden Augen erstickten das schadenfrohe Gelächter ihrer Schwester im Keim. Dafür lachte John umso lauter. »Das ist überhaupt nicht lustig!«, fauchte sie.
    »Aber gerecht. Beim nächsten Mal spritzt du mir nicht mehr ständig Wasser ins Gesicht.«
    »Aus deinem Mund klingt das wie eine Todsünde!«
    »Ist das wahr? Dann sei sie dir vergeben.« Er hob die Hände zum Himmel empor. »Ich bereue und sündige nie wieder!«
    »Wer, glaubst du, dass du bist – vielleicht Johannes der Täufer?« Damit machte sie kehrt und stapfte aus dem Wasser.
    Charmaine sah zu John. Offenbar hatte er seinen Meister gefunden. Auf diese altklugen Reden fiel ihm nichts mehr ein. Lachend schüttelte er den Kopf. Doch als er ihrem Blick begegnete und zielstrebig auf den Strand zusteuerte, wandte sie rasch den Blick ab und sah zu Pierre hinunter, der mit den Fingern im nassen Sand malte. Sie nahm den Jungen auf den Arm und hielt den kleinen Körper wie eine Art Schild vor sich, als sie John gegenübertrat.
    Er lächelte auf den Kleinen hinunter. »Was hast du denn da in der Hand? Etwa einen Schatz?« Pierre kicherte und schüttelte den Kopf. »Darf ich es sehen?« Er klopfte auf die kleine Hand.
    Aber Pierre zog seine Faust weg, fuhr damit über Charmaines Gesicht und öffnete die Hand erst in ihrem Haar.
    »Holen Sie es heraus!« Der schrille Schrei entlockte Pierre einen Lachanfall. Hastig setzte Charmaine den Jungen ab, und schon flogen ihre Hände zu ihren Haaren und suchten wie verrückt nach einem winzigen Etwas, das zurückwich, sobald sie es berührte. Sie zerrte an ihren Locken und stellte sich vor, dass ein Netz über ihrem Haar gewoben wurde. »Holen Sie es heraus! Bitte!«
    Alle drehten sich um. »Was ist los?«, fragte Yvette.
    »Miss Ryan hat einen kleinen Freund gefunden, der sich in ihrem Haar einnisten möchte.«
    »Sie sind wahrlich keine Hilfe!«
    »Ich dachte, ich darf Sie nicht berühren. Oder haben Sie Ihre Meinung inzwischen geändert?«
    »Holen Sie es endlich heraus!«
    »Na gut.« Er schmunzelte. »Mit Ihrer Erlaubnis sehe ich nach, wohin sich unser kleiner Freund geflüchtet hat …«
    Ihr Blick glitt über die angespannten Muskeln seines Arms, und ihr Magen vibrierte, als er eine Hand gegen ihre Stirn legte und mit den Fingern durch ihre Locken glitt. Die Schmetterlinge spielten verrückt, als sein Daumen ihre Wange berührte. »Nein, weiter hinten!«, rief sie. Gleichzeitig suchte sie den quälenden Berührungen zu entkommen und konnte ihm nicht in die Augen sehen. John trat hinter sie und arbeitete sich gründlich von Strähne zu Strähne durch die zerzausten Locken.
    »Da!«, rief Yvette. »Sieh nur, das Haar bewegt sich!«
    Charmaine stöhnte auf, doch im nächsten Moment war die Qual vorüber. Die Zwillinge quietschten und machten einen Satz nach hinten, als der unerwünschte Eindringling auf den Sand plumpste und blitzschnell in der rettenden Brandung verschwand.
    »Nur eine winzige Sandkrabbe.« John zuckte die Schultern. »Nichts, vor dem man sich fürchten muss.«
    »Ich habe mich nicht gefürchtet«, widersprach Yvette.
    »Nein? Warum bist du dann so hoch gehüpft?«
    »Sicherheitshalber.«
    »Miss Ryan ist jetzt ebenfalls in Sicherheit. Befreit von einem schwarzen Monster …« Mit einem Grinsen nahm er den Jungen auf den Arm. »Das war aber kein netter Streich«, sagte er mit sanftem Tadel.
    Pierre kicherte.
    »Willst du dich nicht entschuldigen?«, schlug John vor.
    »Nein, das war doch lustig.«
    »Wenn du dich nicht entschuldigst, muss ich dich aber bestrafen.«
    Charmaine erstarrte. John trug den Jungen zur Decke zurück und setzte ihn dort ab. Das konnte unmöglich sein Ernst sein! Dabei sah er gar nicht wütend aus. Rasch lief sie den beiden

Weitere Kostenlose Bücher