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Der Fluss der Erinnerung: Roman (German Edition)

Der Fluss der Erinnerung: Roman (German Edition)

Titel: Der Fluss der Erinnerung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DeVa Gantt
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Charmaine. »Guten Abend, allerseits«, grüßte er in die Runde. Und dann mit einem Nicken: »Vater.«
    Felicia und Anna brachten Weinkaraffen und Krüge mit Wasser herbei und füllten die Gläser. Kurz darauf trugen sie Platten mit Fleisch, frischem Gemüse, duftenden weißen Kartoffeln und frisch gebackenem Brot herein. Natürlich hatte Fatima ihr Bestes gegeben, als sie gehört hatte, dass der Herr des Hauses am Dinner teilnahm.
    Als alle Teller gefüllt waren, wandte sich Frederic an seinen Sohn. »Hast du im Lauf des Tages noch weitere Sturmschäden entdeckt?«
    »Nicht wirklich«, antwortete Paul so respektvoll, dass selbst Charmaine überrascht war. »Unsere Sicherungsmaßnahmen haben sich ausgezahlt.«
    »Sehr gut.« Frederic nickte beifällig. »Auf dich kann ich mich immer verlassen.«
    »Sir?«
    Frederic ging darüber hinweg. »Hast du etwas über Espoir gehört?«
    »Nein, bisher noch nicht. Allerdings haben wir den Hafen schon lange vor der Hurrikanzeit befestigt, und das Haus ist stabil gebaut. Auch dem Zuckerrohr dürfte nicht allzu viel passiert sein, da die Pflanzen noch klein sind. Ich bin nicht sehr beunruhigt, aber die Einzelheiten werde ich am Montag hören.«
    »Hättest du etwas gegen eine Begleitung einzuwenden?«
    »Vater?«
    »Ich würde deine Fortschritte gern mit eigenen Augen sehen.«
    Paul war ebenso verblüfft wie alle anderen auch. Selbst Agatha war erstaunt. »Möchtest du mich denn begleiten?«
    »Aber natürlich. Irgendwelche Einwände?«
    »Nein, Vater. Ich … ich wusste nur nicht, ob du dir eine solche Reise schon zumuten willst.«
    »Ein paar Meilen über das Meer, und obendrein auf einem sicheren Schiff, sind wohl kaum als Reise zu bezeichnen.« Er wandte sich an seine Frau. »Wie steht es mit dir, Agatha? Möchtest du uns Gesellschaft leisten?«
    »Aber ja«, stimmte Agatha eifrig zu.
    »Dann ist das abgemacht«, sagte Frederic und hob sein Glas. »Auf Montag und auf Espoir.«
    »Auf Espoir.« Während Paul sein Glas hob, freundete er sich langsam mit diesem ungewöhnlichen Wunsch an.
    Nach den Trinksprüchen begannen rund um den Tisch die Unterhaltungen. Wieder wanderte Charmaines Blick zu Johns Platz hinüber. Offenbar hatte er sich entschieden, dem Dinner fernzubleiben. Vielleicht war es ja besser, dachte sie, obwohl ihr Herz aus unerklärlichen Gründen schmerzte. Sie sah gerade wieder auf ihren Teller hinunter, als Stimmen im Foyer zu hören waren. Alle am Tisch verstummten und sahen zur Tür. Und während John und George ins Gespräch vertieft zu ihren Plätzen schlenderten, merkten sie nicht einmal, dass alle sie anstarrten.
    Frederic legte die Gabel auf den Teller und sah seinen Sohn quer über den Tisch hinweg an. Es machte keinen Sinn, die Sache weiter aufzuschieben. Er musste den zweiten Teil seines Plans in die Tat umsetzen. Seine Familie konnte so nicht weiterleben. Es war an der Zeit, dass sein Sohn eine Entscheidung traf. »Du kommst spät«, stellte er fest, und nach einer Pause: »Dinner gibt es wie immer um sieben.«
    John lehnte sich zurück. Charmaine meinte eine gewisse Traurigkeit in seinen Augen zu erkennen. Doch gleich darauf war der Schutzschild hochgezogen.
    »Sir«, begann George, »es ist meine Schuld. Ich habe John gebeten, mir auf den Tabakfeldern zu …«
    »Du musst dich nicht für mich entschuldigen, George. Ganz gleich, was du sagst, mein Vater wird sowieso immer nur das Schlimmste annehmen. Ist das richtig, Sir?«
    Seine schroffe Anrede ließ den nötigen Respekt vermissen, dachte Charmaine.
    »Ich möchte mein Urteilsvermögen nicht mit dem des Allmächtigen vergleichen«, bemerkte Frederic.
    Charmaines Puls beschleunigte sich. Noch lächelte John. Ihr Blick wanderte den Tisch entlang. Alle sahen auf ihre Teller, nur Agatha starrte mit glitzernden Augen in die Runde. Verstohlen sah Charmaine zu Paul hinüber. Seine Braue zuckte, als er den schweigenden Appell registrierte.
    Wie gebannt starrte John seinen Vater an. Dann stand er auf, packte Georges Teller und häufte alles Essen darauf, dessen er habhaft werden konnte. George nickte dankend, als John den Teller vor ihn hinstellte. Als Nächstes bediente John sich selbst, setzte sich wieder und begann zu essen. Nach einigen kräftigen Bissen, die zeigen sollten, dass er sich nicht beeindrucken ließ, begann er zu sprechen.
    »Na, wie geht es den Kätzchen, Jeannie?«
    »Gut«, antwortete die Kleine völlig verdutzt.
    Yvette ließ sich nicht so leicht einschüchtern. »Smudge hat letzte Nacht

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