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Der Fluss der Erinnerung: Roman (German Edition)

Der Fluss der Erinnerung: Roman (German Edition)

Titel: Der Fluss der Erinnerung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DeVa Gantt
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werden erst nach New York weitergeleitet, wenn du Richecourt Nachricht schickst und Johns Maßnahmen widerrufst.«
    »Die Raven ?«, fragte Frederic versonnen. »Seit wann liegt sie im Hafen?«
    Paul war völlig verwirrt. Er hatte das Leuchten in Frederics Augen als Wut über Johns Einmischung gedeutet, aber warum fragte sein Vater dann nach der Raven ? »Ein paar Tage«, antwortete er und runzelte die Stirn. »Warum fragst du?«
    Frederic schüttelte den Kopf und starrte an die Wand. »Aus keinem besonderen Grund. Ich will mit Jonah Wilkinson reden, bevor er wieder Segel setzt.«
    Wieder war Paul verblüfft und ärgerte sich über das Desinteresse seines Vaters. »Könnten wir wieder zum Thema John zurückkommen?«
    »Ja«, murmelte der alte Mann abwesend, während er angestrengt nachdachte. In der letzten Nacht hatte er alle Möglichkeiten erwogen und um eine Entscheidung gerungen, ohne jedoch einen Weg zu erkennen. Und nun war es die Raven , die ihm den Weg wies, ihm sozusagen das Ruder in die Hand gab. Er rieb sich die Brauen, während er sich gleichzeitig für sein Tun verachtete und seine Gedanken sich bleischwer auf seine Seele legten. Wenn John und ich doch nur wie normale Menschen miteinander sprechen könnten . Aber das war vorbei. John würde ihn beschuldigen, Ränke zu schmieden – und genau dazu war er jetzt gezwungen.
    »Vater?«, sagte Paul mitten in seine Gedanken hinein.
    »Ja … John …« Endlich sah Frederic Paul an. »Ich glaube aus gutem Grund, dass John noch vor dem Wochenende abreisen wird.«
    Trotz ihrer Überraschung blieben Paul und Agatha skeptisch.
    »Wenn es dir gefällt«, fuhr Frederic mit Blick auf seine Frau fort, »spreche ich heute Abend beim Dinner mit John.«
    »Beim Dinner? Heißt das, dass du heute Abend mit der Familie speist?«
    »Darf ich das vielleicht nicht?«
    »Aber natürlich darfst du, Frederic. Nur …«
    Aus Sorge ließ Paul sie nicht ausreden. »Du weißt schon, welcher Tag heute ist?«
    »Ja«, antwortete Frederic so leidenschaftslos, dass Paul angesichts der Leere in seiner Stimme fröstelte.
    Charmaine und die Kinder kamen erst spät zum Frühstück. Den Morgen über hatte man die Bretter von den Fenstern entfernt und überall aufgeräumt, bis das Haus wieder in altem Glanz erstrahlte. John trank gerade den letzten Schluck Kaffee, als die vier sich an den Tisch setzten. Paul kam unmittelbar nach ihnen herein.
    »Hast du dich schon nach Schäden umgesehen?«, fragte John in freundlichem Ton.
    »Ich bin bereits seit Stunden unterwegs«, entgegnete Paul ebenso freundlich. »Wir hatten Glück, weil uns der Sturm nicht direkt getroffen hat. Einige Fischerboote müssen repariert werden, aber die Raven hat die Sache unbeschadet überstanden.«
    »Gut. Und die Mühle?«
    »Auch dort gibt es kaum Schäden. Nur das Zuckerrohr hat es schlimm getroffen, aber je schneller wir die Bergung angehen, desto mehr wird noch zu retten sein.«
    Verblüfft hörte Charmaine den beiden zu, die sich wie Brüder miteinander unterhielten. Es hat Zeiten gegeben, da haben die beiden einander sehr nahe gestanden …
    Anschließend wandte sich das Gespräch den Neuigkeiten zu. Mit der Raven waren auch Zeitschriften aus England eingetroffen. König William war tot, und seine junge Nichte hatte soeben als Queen Victoria den Thron bestiegen. Wie sich ihre Regierung wohl auf den Handel der Duvoisins auswirken würde?
    Irgendwann kam George aus der Küche, aber er setzte sich nicht zu den anderen an den Tisch. Charmaine hatte schon vorher nach ihm Ausschau gehalten und lief ihm nach, als er den Raum durchquerte. »Kann ich Sie einen Augenblick sprechen, George?«
    »Aber natürlich.« Er lächelte, als sie sich bei ihm unterhakte und ihn hinaus ins Foyer begleitete.
    Pauls Blick folgte den beiden, doch als er John fragend ansah, zuckte der nur die Schultern. Als Charmaine zurückkam, unterhielten sich die beiden gerade mit Pierre.
    »Na, hat es dir gefallen, dass du dein Bett letzte Nacht teilen musstest?«
    »O ja.« Der Kleine war begeistert. »Mainie war so schön warm.«
    »Hat Miss Ryan mit dir gekuschelt?«
    »Hm.«
    »Der Junge weiß, wie man mit Ladys umgeht«, bemerkte John.
    Paul überhörte das. »War es nicht ein bisschen eng?«
    Pierre schüttelte den Kopf und faltete die Hände über seinem kleinen Bauch. »Beim nächsten Sturm schlafe ich bei Mainie und beschütze sie. Ich habe keine Angst vor einem Ast.«
    »Und wenn es keinen Hurrikan mehr gibt?«, fragte John.
    »Dann darf ich

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