Der Fluss der Erinnerung: Roman (German Edition)
Er steht uns mit Rat und Tat zur Seite und hat uns mit seinem Wissen und natürlich auch mit seinem Vermögen unschätzbare Dienste geleistet. Ohne ihn stünde keiner von uns da, wo wir heute stehen.«
»Darauf trinke ich«, erklärte John in beißendem Ton und hob sein Glas.
Paul warf ihm einen vernichtenden Blick zu, während er die Anwesenden zum Sitzen aufforderte. »Das Dinner wird nicht vor sieben Uhr serviert. Wir haben also Zeit, um schon einmal anzufangen.«
Agatha setzte sich in einen Lehnstuhl, während Stephen zum Schreibtisch ging und einige Schriftstücke aus der Mappe nahm. »Als Erstes hier die Einladungsliste.« Er überreichte Paul das Papier. »Diese Farmer, Investoren und Makler sollten Sie unbedingt einladen. Die Farmer produzieren die Fracht, und die Investoren werden die Geschäfte kritisch begleiten, aber es sind vor allem die Makler, die Ihre Transportkapazitäten an den Mann bringen. Falls Sie, wie geplant, weitere Schiffe bestellen, könnten die reicheren Farmer die nötigen Mittel aufbringen und sich somit an Ihrem Erfolg beteiligen. Den meisten dürfte an langfristigen, sagen wir fünfjährigen, Verträgen gelegen sein.«
Paul überflog die Reihe der Namen, und seine Augen leuchteten auf. Selbst wenn nur die Hälfte dieser Männer seiner Einladung folgten und nur ein Viertel ernsthaft in sein Geschäft investierten, waren die Ecksteine seines finanziellen Erfolgs gesetzt – dann konnte Paul Duvoisin, der uneheliche Sohn des bekannten Schiffskaufmanns und Unternehmers Frederic Duvoisin, mit seiner Arbeit beginnen.
»Williamson, Brockton, Carroll und Farley kann ich besonders empfehlen«, fuhr Westphal fort. »Sie besitzen die größten und ertragreichsten Plantagen des gesamten Südens und sind ständig auf der Suche nach Transportmöglichkeiten. Ihre Ernten wachsen von Jahr zu Jahr. Ich schlage vor, dass Sie die Leute direkt ansprechen. Bisher arbeiten sie mit Hiram Gimble, einem bekannten und sehr erfolgreichen Makler, zusammen. Wenn Sie ihr Interesse gewinnen könnten, könnte das weitreichende Folgen haben.«
Paul war von dem klugen Vorschlag beeindruckt und träumte bereits davon, die ersten Früchte seiner harten Arbeit zu ernten.
»Natürlich werden wir diese Männer einladen und Mr. Gimble ebenfalls!« Agatha strahlte, als ob die Pläne gar nicht schnell genug umgesetzt werden konnten.
Paul pflichtete ihr bei. »Wenn die Liste komplett ist, müssen wir uns wieder treffen, um alle Einzelheiten durchzusprechen. Einige Namen sind mir ein Begriff, aber von den zuletzt Genannten habe ich nur beiläufig gehört.«
»Diese Farmer produzieren ausschließlich Baumwolle.«
Paul sah John an, der es sich auf einem kleinen Sofa bequem gemacht hatte. »Du sagst das, als ob das ein Problem darstellte.«
»In der nahen Zukunft nicht, aber auf lange Sicht könnte es so sein.«
»Bist du bereit, dies zu erklären, oder machst du es wie Yvette und kassierst für deine Informationen?«
»Du bezahlst doch Stephen auch für seine Dienste«, gab John zurück. »Vielleicht kann er dich ja aufklären.«
Stephen Westphal geriet sichtlich in Zorn. »Wenn Sie meine Fähigkeiten als Farmer anzweifeln, so bin ich der Erste, der Ihnen recht gibt. Aber ich bin Bankfachmann, John, und für einen wie mich haben Männer mit dem größten Bankkonto auch die größte geschäftliche Erfahrung.«
»Da ich Ihnen meine Bankgeschäfte nicht anvertraut habe, wundert mich nicht, dass Sie meinen Worten so wenig Gewicht beimessen.«
»Dieses Gerede ist ja lächerlich!«, schimpfte Agatha. »Warum hörst du ihm überhaupt zu, Paul? Er will dich doch nur ablenken. Nein, er will deinen Erfolg untergraben! Ich traue ihm nicht! Du solltest ihn wegschicken.«
Paul hörte gar nicht hin. Auch wenn er es nicht gern zugab, war seine Neugier geweckt. »Und welche Bedenken hast du, John?«
Agatha sprang auf. »Paul!«
»Setzen Sie sich, Auntie!«
Agatha biss sich auf die Lippen und sank auf ihren Stuhl. Als sie begriff, dass sie wie ein Hund gehorcht hatte, richtete sie sich noch einmal auf und glättete umständlich ihre Röcke.
»Ich bestreite keineswegs, dass die Männer, die Sie erwähnt haben, erfolgreiche Baumwollfarmer sind«, begann John. »Aber ist es klug, sich auf Baumwolle zu beschränken? In diesem Jahr ist der Markt ausgesprochen schlecht, und die Preise sind im Keller. Nächstes Jahr kann das wieder anders sein. Aber das Risiko ist hoch, wenn man alles auf eine Karte setzt.«
Westphal wollte das
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