Der Fotograf
kaum noch zu sehen war.
Martin Jeffers vermutete, dass die Polizistin irgendwo hinter ihm war, achtete jedoch nicht darauf. Wenn sie ihre Zeit verplempern will, nur zu, dachte er. Er wusste, dass er sie im Laby rinth der Innenstadt von Trenton jederzeit abhängen konnte. Genau das hatte er auch vor, und zwar in einem günstigen Moment, wenn es nicht so offensichtlich war.
Er fuhr parallel zum Delaware und blickte immer wieder zum Fluss. Er erschien ihm dunkel und gefährlich; es gab Stromschnellen, die weiß schäumend Felsklippen umspülten. Er wandte sich ab und erhaschte in der Ferne einen Blick auf die leuchtend goldene Kuppel des Parlamentsgebäudes, während er sich allmählich vom Ufer entfernte und in den Verkehr zwischen den eintönig grauen Bürogebäuden einfädelte, in denen diverse staatliche Behörden untergebracht waren. Er bog in die State Street ab, die auf der einen Seite von Bäumen und Brownstonehäusern gesäumt war, während sich auf der anderen Seite hinter üppig grünen Rasenflächen der Eingang zum Parlamentsgebäude befand. Ein kurzes Stück von der Stelle entfernt, von der aus er zu Fuß weiterwollte, fand er einen Parkplatz und stellte den Wagen dort ab. Er warf einen raschen Blick in den Rückspiegel, um festzustellen, ob diePolizistin schon zu sehen war. Auch wenn er sie nirgends entdeckte, vermutete er sie irgendwo dort hinten. Er zuckte die Achseln, schloss den Wagen ab und lief zielstrebig zum Haupteingang des Parlaments.
Drinnen schmückte eine Einlegearbeit mit dem Siegel des Bundesstaates den Boden. Es war kühl, ein wenig dunkel, und die Schritte der Besucher und Mitarbeiter, die durch das Gebäude liefen, hallten von den Wänden wider. In einer Ecke stand eine Summerschool-Gruppe zusammen und lauschte dem Lehrer, der ihnen Fakten über New Jersey nahebrachte. Auf der Rückseite der Halle entdeckte er einen Staatspolizisten in blassblauer Uniform, der vor dem Eingang zur Büroflucht des Gouverneurs Wache hielt. Er las in einer Zeitschrift. Jeffers durchquerte die Halle und lief eine Treppe hinunter. Es gab einen unterirdischen Durchgang zum staatlichen Museum von New Jersey. Er war leer, und seine Schritte klatschten auf dem Stein. Er fand die Treppe, die wieder nach oben führte, und stieg hinauf.
Im Eingang saß eine Bibliothekarin. Er zeigte ihr seinen Dienstausweis, und sie flüsterte: »Wie kann ich Ihnen helfen, Doktor?«
»Ich würde gerne von sämtlichen Zeitungen, die Sie archiviert haben, die Ausgabe vom achten September vorigen Jahres ansehen«, flüsterte er zurück. Die junge Frau mit schulterlangem, dunklem Haar nickte.
»Wir haben die
Trenton Times
, die
New York Times
und den
Trentonian
auf Mikrofilm.«
»Kann ich mir alle anschauen?«
Sie lächelte, vielleicht ein wenig auffälliger als nötig. Jeffers fühlte sich für eine Sekunde von ihr angezogen, wies den Gedanken jedoch augenblicklich zurück. »Natürlich. Ich suche Ihnen einen Apparat.«
Die Reihe mit blauen Mikrofilmlesegeräten befand sich neben den Zettelkästen. Die junge Frau führte Jeffers zu einem Platz und ließ ihn einen Moment allein. Als sie zurückkam, hielt sie drei kleine Schachteln in der Hand. Sie holte den ersten Film heraus und zeigte Jeffers, wie man ihn einlegte. Für Sekunden berührten sich ihre Hände. Er bedankte sich und nickte, während er daran dachte, was er suchte.
In der
New York Times
fand er in der Ecke einer Seite einen Artikel mit drei Absätzen von Associated Press.
CAMPUS-KILLER IN MIAMI
FORDERT FÜNFTES OPFER
MIAMI, 9. Sept. (AP) Eine achtzehnjährige Studentin der University of Miami wurde dort am Samstag ermordet aufgefunden – mutmaßlich das fünfte Opfer eines Serienkillers, den die Polizei den »Campus-Killer« nennt.
Susan Lewis, Tochter eines Wirtschaftsprüfers aus Ardmore, Pa., Studentin der Ozeanographie im zweiten Jahr, wurde im Matheson-Hammock-Park tot aufgefunden, mehrere Stunden nach ihrem Verschwinden von einer Party im Gebäude des Studentenverbands. Nach Auskunft der Polizei war sie geschlagen, stranguliert und vergewaltigt worden.
Wahrscheinlich, so die Ermittlungsbehörden, ist sie das fünfte Opfer eines Mörders, der in Südflorida bereits an einigen anderen Colleges zugeschlagen hat.
Das war alles. In der
Times
musste eine Spalte überaus kostbar sein. Er las den Bericht zweimal. Dann nahm er den Mikrofilm heraus und suchte in der
Trenton Times
. Er brauchte nicht lang, bis er in der Lokalausgabe von Bucks County einen
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