Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fotograf

Der Fotograf

Titel: Der Fotograf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
Vom Netzwerk:
dem, was auf der Lichtung vor sich ging, nicht das Geringste zu tun. Außerirdisch. Zuerst konnte sie es nicht einordnen. Dann kam es wieder.
    Sie öffnete die Augen.
    Jeffers stand neben ihr. Er horchte.
    Es verging eine Weile.
    »Alles hiergeblieben«, ordnete er an. Seine Stimme klang jetzt herrisch. Anne Hampton sah, wie die beiden Frauen erstaunt zu ihm aufschauten. »Ist wahrscheinlich nichts«, meinte er. »Aber ich muss nachsehen.« Er wandte sich an Anne Hampton. »Sorg dafür, dass sie sich was überziehen«, befahl er ruhig. »Tu so, als wäre nichts. Warte hier auf mich. Sag nichts. Tu nichts.«
    Jeffers nahm die Fototasche und verschwand, nachdem er den beiden Frauen noch einmal lächelnd zugewinkt hatte, zwischen den Fichten. Für Anne Hampton schien es, als hätten ihn die Schatten verschluckt.
    Sie drehte sich zu den beiden Frauen um. Sie starrten auf die Stelle im Wald, an der er verschwunden war. Sie hielten sich immer noch eng umschlungen.
    Lauft weg!, dachte Anne Hampton. Bloß weg hier! Begreift ihr denn nicht, was das Ganze soll?
    Stattdessen sagte sie: »Wollt ihr beiden euch nicht anziehen? Ich glaube, wir sind mehr oder weniger fertig.«
    »Ach so«, seufzte die eine und runzelte die Stirn. »Ich könnte den ganzen Tag so weitermachen.«
    Anne Hampton brachte kein Wort heraus. Sie saß da, gelähmt vor Angst, und wartete auf die Rückkehr von Douglas Jeffers. Sie betrachtete ihre Hände und brüllte sich innerlich an: Bring sie dazu, etwas zu machen.
    Doch dazu war sie außerstande.
     
    Douglas Jeffers spürte, wie die kühle Luft im Wald den Schweiß in seinem Nacken trocknete, als er die Lichtung verließ. Die ersten zehn Meter lief er langsam. Als er wusste, dass die drei Frauen ihn nicht mehr sehen konnten, beschleunigteer seine Schritte. Zuerst trabte er gemächlich, dann rannte er zwischen den Bäumen hindurch, so dass er wie ein Hürdenläufer über Steine und Äste springen musste, während er mit einer Hand die Tasche daran hinderte, wild auf und ab zu hüpfen, und mit der anderen Äste zurückbog. Seine Schritte knisterten auf dem Nadelboden. Die letzten paar Meter rannte er über den lichtgesprenkelten Teppich, bis er an der Stelle, an der er den Wagen abgestellt hatte, ins Licht des Waldwegs trat.
    Neben seinem Auto sah er einen dunkelgrünen Jeep der Forstverwaltung.
    Auf der Motorhaube saß ein Ranger mit Smokey-Bear-Hut. Er ist unbewaffnet und allein, stellte Jeffers fest.
    Jeffers befahl sich, rasch zu handeln. Blitzschnell ließ er den Blick über die Szene schweifen. Er sah sich den Jeep genau an. Er konnte weder eine Kurzwellen-Funkantenne entdecken noch ein Halfter mit Pistole am Armaturenbrett. Er nahm den Ranger in Augenschein und erkannte, dass er kein Handfunkgerät am Gürtel trug. Er ist völlig isoliert und arglos, dachte Jeffers. Er ging ein Stück näher heran und sah, dass der Mann strenggenommen noch ein Junge war. Ein Collegestudent, der sich in den Sommerferien ein bisschen Geld verdiente. Jeffers steckte die Hand in die Tasche und spürte den Metalllauf der Automatik. Du könntest es tun. Du könntest es tun, und niemand würde etwas mitbekommen.
    Doch dann brüllte er sich an: Wo bleibt deine Selbstbeherrschung? Was bist du denn? Irgendein Kleinganove, der den Kassierer im Tante-Emma-Laden um die Ecke bringt?
    Er zog die Hand zurück und holte die Nikon hervor.
    Er winkte dem Ranger zu, und der grüßte zurück.
    »Hi«, rief Jeffers. »Ich hab Ihre Hupe gehört. Sie haben mir meinen Schnappschuss unwiederbringlich versaut.«
    »Oh, tut mir leid«, entschuldigte sich der Ranger. Jeffers sah, dass er einen unscheinbaren Typ mit Drahtgestellbrille vor sich hatte, ein schmächtiger Bursche, der es schwerlich mit Jef fers aufnehmen konnte. Weder physisch noch geistig. »Aber das hier ist eigentlich Sperrgebiet. Autos sind hier verboten. Haben Sie das Schild nicht gesehen?«
    »Doch, aber nachdem ich das Eulennest gefunden hatte, meinte Ranger Wilkerson, es ginge in Ordnung.«
    »Wie bitte?«
    »Ranger Wilkerson. Von der bundesstaatlichen Forstverwaltung in der Hauptstadt. An den wenden sich sämtliche Naturfotografen, wenn sie in die Sperrgebiete wollen. Ist keine große Sache. Wussten Sie, dass ich letztes Jahr ein Adlernest gefunden habe?«
    »Hier im Wald?«
    »Sicher, na ja, nicht direkt hier, aber da drüben.« Jeffers machte eine ausladende Handbewegung, die alles und nichts bezeichnete. »War selbst überrascht. Hab die Fotos bei
Wildlife
untergebracht,

Weitere Kostenlose Bücher