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Der Fotograf

Der Fotograf

Titel: Der Fotograf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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möglich an den Lieferwagen heranrollen. Dieser hatte eine undefinierbare helle Farbe und wirkte etwas ramponiert. Es bewegte sich offenbar nichts, doch vorsichtshalber behielt Jeffers die Pistole in der Hand. Als er kurz hinter dem Wagen hielt, konnte er im spärlichen Licht der Straßenlaterne gerade noch das Kennzeichen entziffern. Er wartete einen Moment und registrierte, dass der Pfosten an der Tür zum Warenhaus offenbar aufgesplittert war, auch wenn er es nicht mit Sicherheitsagen konnte, ohne auszusteigen. Das unterließ er tunlichst. Nicht, dass er den Mann oder die Männer im Innern fürchtete. Er wollte nur nicht auf das Überraschungsmoment verzichten. Er rollte vorbei, ohne seine Scheinwerfer anzumachen, bis er ein paar Häuserblocks weiter war.
    Er hielt an der erstbesten Tankstelle mit Münztelefon und wählte die Notrufzentrale.
    »Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst Bridgeport«, meldete sich eine teilnahmslose Stimme.
    »Ich möchte einen Einbruch melden, der gerade passiert«, sagte Douglas Jeffers.
    »Gerade jetzt?«
    »Genau das hatte ich gesagt«, bekräftigte Jeffers eine Spur ungehalten. »In diesem Moment.« Er gab dem Polizisten die Anschrift und eine Beschreibung des Lieferwagens sowie des Nummernschilds.
    »Danke. Schon unterwegs. Würden Sie mir für unsere Unterlagen wohl Ihren Namen geben?«
    »Nein«, lehnte Douglas Jeffers ab. »Betrachten Sie mich einfach als einen besorgten Bürger.«
    Damit legte er auf. Ein besorgter Bürger. Das gefiel ihm. Wenn die wüssten, dachte er. Er stellte sich vor, wie ein Einbrecherpärchen, ganz in Schwarz gekleidet, plötzlich von den Scheinwerfern einer Polizeistreife überrascht wurde. Wahrscheinlich würden sie ihr Pech verfluchen und frustriert an den Handschellen zerren, während die Polizisten den Erfolg meldeten und sich zu der ordentlichen Festnahme beglückwünschen ließen. Wenn sie nur den blassesten Schimmer hätten, von wem der Tipp stammte. Die Bösen wie die Guten. Wie die aus der Wäsche gucken würden.
    Dann lachte er über den schieren Aberwitz lauthals los.
    Anne Hampton hörte den Schlüssel im Schloss und spannte die Muskeln gegen die Stricke. Von der Stelle aus, an der sie lag, konnte sie die Tür nicht sehen, sondern sie nur knarren hören, als sie aufging. Als die Tür sich schloss und Schritte auf sie zukamen, gab sie durch den Knebel und das Klebeband einen erstickten Laut von sich. Sie hob den Kopf, um Douglas Jeffers direkt in die Augen zu sehen. Sie hatte sich mit aller Macht darauf konzentriert, die ungehaltene Angst aus ihrem Gesicht zu verbannen und eine trotzige, fordernde Miene aufzusetzen. Ihre Blicke trafen sich, und Jeffers schien erstaunt.
    »Oh«, machte er. »Boswell scheint verärgert.«
    Er beugte sich herunter und riss ihr das Klebeband vom Mund. Bei dem lauten Reißen glaubte sie, ihre Lippen und Wangen wären aufgeplatzt. Sie bewegte sich nicht, während er ihr den Knebel lockerte.
    »Besser?«, fragte er.
    »Entschieden. Danke.« Sie sprach in gemäßigtem, doch leicht gereiztem Ton. Douglas Jeffers lachte.
    »Boswell ist böse.«
    »Nein«, entgegnete sie, »nur angespannt.«
    »Das ist nicht verwunderlich. Bist du verletzt?«
    Sie schüttelte den Kopf
    »Nur steif.«
    »Dagegen sollten wir etwas tun.«
    Douglas Jeffers zog ein Messer heraus. Sie sah, wie das Licht von der Nachttischlampe sich in der Klinge spiegelte. Sie holte tief Luft und dachte: Boswell, Boswell, er hat dich Boswell genannt, du hast nichts zu befürchten. Noch nicht, noch nicht.
    Er legte ihr die Klinge flach an die Wange.
    »Ist dir schon mal aufgefallen, wie schwer man unterscheidenkann, ob ein Messer heiß oder kalt ist? Es hängt davon ab, wovor man gerade Angst hat. Je nachdem, was für ein Gefühl man gerade in der Magen- oder Herzgegend hat, kommt einem die Berührung glühend heiß oder eiskalt vor.«
    Sie rührte sich nicht, sondern starrte geradeaus.
    Nach einer Weile zog er die Klinge weg.
    Er machte sich daran, die Stricke zu zerschneiden, und ihre Hände waren frei.
    »Ich hätte dich nicht schlagen sollen«, stellte er in sachlichem Ton fest. »Es war nicht deine Schuld.«
    Sie antwortete nicht.
    »Nenn es einen Moment der Schwäche.« Er schwieg. »Einen seltenen Moment.« Er half ihr auf die Beine.
    »So ist’s gut. Ein bisschen wackelig, aber nicht allzu schlimm. Du kannst dich im Badezimmer waschen.«
    Sie machte ein paar unsichere Schritte und hielt sich dafür an der Wand fest. Im Spiegel sah sie, dass sich um

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