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Der Fotograf

Der Fotograf

Titel: Der Fotograf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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den ich richtig wütend war.«
    Meriwether lachte. »Ach nee, Pope, ich bitte dich. Du hast diesen Kerl in der Kneipe erschlagen. Hast du uns letzte Woche erzählt. Eine Prügelei, erinnerst du dich?«
    »Das hatte nichts mit Wut zu tun. Das war nur eine Prügelei.«
    »Er ist draufgegangen.«
    »Soll vorkommen. Glückliches Händchen.«
    »Du meinst, unglückliches Händchen.«
    Pope zuckte die Achseln. »Aus seiner Sicht vermutlich schon.«
    »Du meinst, du hast dich mit ihm geprügelt, und er ist abgekratzt, und du warst nicht mal wütend auf ihn?«
    »Du bist ein bisschen begriffsstutzig, Schlauchen, wie? Sicher hatte ich mit dem Schwachkopf eine Prügelei. Wir hatten was getrunken. Eins kam zum anderen, und er hätte mich nicht beleidigen sollen. Aber das ist nix Besonderes. So was passiert jeden Abend in jeder x-beliebigen Kneipe. Aber ich bin noch nie so stocksauer auf jemanden gewesen, dass ich mich nüchtern hingesetzt und ausgebrütet hätte, wie ich ihn umlegen soll. Könnt ihr euch eigentlich denken.«
    Das leuchtete der Gruppe ein, und alle schwiegen eine Weile. »Ich war mal so wütend«, gab Weingarten zu. Er hatte den größten Teil der Sitzung über geschwiegen, registrierte Jeffers. Er war ein Exhibitionist mit schmierigem Haar, der gefasst worden war, weil er in einer Einkaufspassage während seiner Schau eine junge Frau angefallen hatte. Sie hatte sich jedoch losreißen und ihn am nächsten Tag bei einer Gegenüberstellung wiedererkennen können, und so war er bei den Lost Boys gelandet. Jeffers bezweifelte, dass das Programm bei ihm viel bewirken würde; er hatte sein abartiges Verhalten eben erst gesteigert. Wahrscheinlich faszinierten ihn die neuen Erfahrungen zu sehr, als dass er gleich wieder damit aufhören würde. Die Lost Boys litten schließlich nicht an irgendeiner gewöhnlichen Krankheit. Plötzlich kam ihm wieder in den Sinn, wie ihnen an der Uni stets eingebleut worden war, eine Krankheit im Frühstadium zu erkennen, bevor sie weiterfortschreiten konnte. Hier musste man die Krankheit therapieren, nachdem sie bereits voll ausgebrochen war. Man versuchte, sie im Nachhinein auszumerzen. Gewöhnlich war es ein hoffnungsloses Unterfangen, räumte er wehmütig ein, auch wenn die Erfolgsraten stets geschönt wurden, um weiterhin die Finanzierung sicherzustellen.
    »Ich meine, ich wollte ihn wirklich umbringen und so.«
    »Und was haben Sie gemacht?«, fragte Jeffers.
    »An der Highschool gab es einen Mistkerl, der mir tierisch auf die Eier ging, ihr wisst schon, so ein Typ, der sich vor allen anderen vor dir aufpflanzt und dir richtig fest auf den Arm boxt, nur damit du alt aussiehst. Weil er weiß, dass du nicht zurückschlagen kannst. Versteht ihr, was ich meine? Ein richtiger Sack. Ein richtiges Arschloch …«
    »Und das aus deinem Mund«, warf Meriwether ein.
    Weingarten ignorierte ihn und fuhr fort.
    »Zuerst hätte ich ihn am liebsten umgebracht. Mein Dad hatte eine Jagdflinte, er ging gern auf Rotwildjagd, das fand ich richtig klasse, aber er wollte mich nie mitnehmen. Da war ein richtig gutes Zielfernrohr dran, und einmal hatte ich den Arsch direkt im Fadenkreuz. Hätte es machen sollen. Aber dann war ich ein bisschen schlauer und hab mir gedacht, ich geb’s ihm einfach genauso, wie er’s mir gegeben hatte, ja? So richtig nett vor allen anderen. Also hab ich gewartet und geplant, es ihm direkt vor dem entscheidenden Heimspiel zu zeigen. Ich wollte dafür sorgen, dass er einen Platzverweis kriegt, so einfach war das. Der Trainer hatte ein Ausgehverbot verhängt, und ich wusste, dass der Scheißkerl was mit einer der Cheerleader hatte. Ich bin ihnen einfach zu der Stelle gefolgt, wo es die anderen gewöhnlich im Auto trieben, und hab gewartet. Dauerte nicht lange, bis sie loslegten. Nach ’ner Weile hab ich mich rangeschlichen und zack! Mit ’nem Eispickelsauber in jeden Reifen. Ich wusste, dass sie nie im Leben pünktlich zu Hause sein konnten. Bingo! Platzverweis. Das Mädchen war nämlich zufällig die Tochter des Trainers. Wasserdichte Sache.«
    »Und wie ging’s weiter?«
    »Sie waren erst um vier Uhr morgens zu Hause.«
    »Und hat der Trainer den Scheißkerl ausgeschlossen?« Weingarten zögerte.
    »Er war immerhin der scheiß Fullback. Bezirksliga. Hatte ’n Stipendium für die Notre-Dame in Michigan. Und es war immerhin das scheißwichtige Heimspiel. Also, was glaubst du?«
    Die Lost Boys brachen in Gelächter aus, und Jeffers fiel ein. Weingarten musste ebenfalls

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