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Der Fotograf

Der Fotograf

Titel: Der Fotograf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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Perry starrte sie an, und beide schwiegen. Dann stand er auf und wanderte durchs Zimmer. Sie ließ ihn nicht aus den Augen.
    »Merce«, antwortete Detective Perry schließlich, »lassen Sie’s gut sein.«
    »Er war es nicht.«
    »Lassen Sie es
gut
sein, Merce.«
    »Er war es nicht!«
    »Na schön, nehmen wir mal an, er war’s nicht. Woher wollen Sie das wissen? Wie können Sie so sicher sein?«
    »Alkoholrückstände.«
    »Was?«
    »Alkoholrückstände. Die Bisswunde an Susans Leiche; man hat die Speichelproben untersucht. Sie wiesen Alkoholrückstände auf.«
    »Richtig, ich entsinne mich. Und?«
    »Er hat gesagt, er ist schiitischer Moslem.«
    »Richtig.«
    »Strenger schiitischer Moslem.«
    »Sicher, das hat er gesagt. Und?«
    »Dann rührt er keinen Tropfen Alkohol an. Kein Bier. Keinen Scotch. Nicht ein einziges Glas Wein.«
    Detective Perry sank in seinen Sessel.
    »Ist das alles?«
    »Für den Anfang.«
    »Haben Sie sonst noch was in der Hand?«
    »Bis jetzt noch nicht.«
    »Merce, wieso tun Sie sich das an?«
    »Was?«
    »Wieso bestrafen Sie sich selbst?«
    »Das tue ich nicht. Ich versuche lediglich, Susans Mörder zu finden.«
    »Wir
haben
ihn gefunden. Er ist für alle Ewigkeit in den Knast gewandert. Wenn er stirbt, fährt er wahrscheinlich zur Hölle. Mit
Sicherheit
fährt er zur Hölle. Merce, geben Sie auf.«
    »Sie hören mir verdammt noch mal nicht zu! Alkoholrückstände!«
    »Merce, bitte …« Er klang niedergeschlagen. »Ich bin müde.Ich bin wirklich müde. Sie wissen so gut wie ich, dass der Kerl die Hälfte seiner Opfer in Bars oder Studententreffs aufgerissen hat. Sie wollen mir weismachen, der Kerl hätte nie ein Bier angerührt? Blödsinn! Der hatte einen Knall, Merce! Der war völlig verdreht! Der hätte alles, aber auch wirklich alles getan, um an seine Opfer ranzukommen. Das Übrige, dieser religiöse Quatsch, das war nur, ich weiß nicht, fadenscheinige Ausrede. Rechtfertigungsversuch. Geisteskrankheit, Gott, was weiß ich …«
    Detective Perry ließ sich auf seinen Stuhl fallen.
    »Ich möchte wirklich nichts mehr davon hören, Merce. Ich muss doch wohl nicht ausgerechnet Ihnen sagen, dass diese verdammte Speichelprobe sogar Alkoholrückstände aufweisen würde, wenn der Mistkerl auch nur mit Mundwasser gegurgelt hätte, bevor er das Verbrechen beging. Verflucht, das wissen Sie doch besser als ich.
Sie
sind die Expertin. Sie müssen es wissen.«
    »Er war es nicht.«
    »Merce, tut mir leid. Er war es. Er hat sie umgebracht. Er hat sie alle umgebracht. Sie werden lernen müssen, damit zu leben. Bitte, Merce, lernen Sie, damit zu leben.«
    Detective Barren sah Detective Perry an. Für einen Augenblick brachte sein trauriger, mutloser Ton sie ins Wanken. Sie machte sich klar, wie verrückt sie klingen musste. Dann kam ihr vage und diffus das Bild ihrer Nichte in den Sinn, und sie war wieder fest und entschlossen.
    »Werden Sie mir helfen?«
    »Merce …«
    »Werden Sie mir verdammt noch mal helfen?«
    »Hören Sie auf …«
    »Werden Sie mir helfen?!«
    »Merce. Lassen Sie sich helfen. Gehen Sie zum SeelenklempnerIhrer Dienststelle. Reden Sie mit Ihrem gottverdammten Pfarrer. Machen Sie Urlaub. Lesen Sie ein gutes Buch. Verflucht, ich weiß auch nicht, aber bitten Sie mich nicht, Ihnen zu helfen!«
    »Dann überlassen Sie mir wenigstens die Akte.«
    »Gott, Merce, Sie haben bereits alles von uns bekommen. Vor dem Schuldbekenntnis habe ich Ihnen alles gegeben.«
    »Und Sie halten nichts vor mir zurück?«
    Detective Perry war der Ärger anzusehen.
    »Nein, verflucht noch mal! Was für eine Scheißfrage!«
    »Ich musste es wissen.«
    »Sie wussten es bereits!«
    Sie schwiegen beide und starrten sich an.
    Nach einer Weile sagte Detective Perry langsam und resigniert: »Es tut mir leid, dass Sie sich so fühlen. Hören Sie, der Mord an Ihrer Nichte wurde von uns aufgeklärt. Falls Sie mit einem handfesten Beweis aufwarten können, gut, Sie können jederzeit wiederkommen, und wir sehen uns die Sache an. Aber, Merce, es ist vorbei. Sollte es jedenfalls sein. Ich wünsch te, Sie würden es so sehen …«
    Er zögerte, bevor er fortfuhr.
    »… denn dann wären Sie bedeutend glücklicher.«
    Sie wartete, um sicherzugehen, dass er fertig war.
    »Danke …«
    Er schüttelte den Kopf und wollte etwas sagen, doch sie schnitt ihm das Wort ab.
    »Nein, ich mein’s ernst. Ich weiß, dass Sie das, was Sie sagen, auch so meinen. Und Sie waren immer sehr aufrichtig zu mir, ich weiß das zu

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