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Der Fotograf

Der Fotograf

Titel: Der Fotograf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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dem das so ist, es packt dich einfach, und du hast das Gefühl, du kannst werfen, was du willst, und es fällt in den Korb. Wie im Rausch. Wie unter Strom. Es ist schwer zu beschreiben, aber manchmal kommt es dir so vor, als könntest du ein kleines bisschen höher und schneller springen und der Korb ist plötzlich näher und der Ring weiter, und du weißt einfach, dass du triffst. Irgendwann im Verlauf des Spiels passiert das. Ich weiß auch nicht wieso. Und kaum ist das Gefühl da, verschwindet es schon wieder. Der Ball titscht umher. Dir werden die Füße schwer. Der Zauber verfliegt. Vielleicht wechselt er zu jemand anderem. Mit einem Mal wird man traurigerweise wieder zu einem gewöhnlichen Sterblichen. Aber diese kurzen Augenblicke der Unsterblichkeit,Merce, die haben was. Es ist, als hätten dich für einen Moment die Götter gesegnet. Und dann überlegen sie es sich plötzlich anders und picken sich den nächsten Spieler heraus, und du kommst in Schwierigkeiten …«
    Sie schmunzelte.
    Im Sommer nahm er sie morgens mit zu den Plätzen im Freien, und sie spielten gegeneinander. Zuerst beschränkte er sich darauf, nur mit der linken Hand zu werfen. Doch eines Morgens schlug sie ihn kichernd aus dem Laufen heraus mit einem Sprungwurf.
    Wieder schmunzelte sie bei dem Gedanken, wie albern sich Männer bei ihren Spielen benehmen konnten. Albern, aber auch irgendwie wundervoll. Was ihr an John so gefiel, war, dass er noch am selben Morgen das Ereignis ihrer Familie verkündete. Und ohne eine Ausrede. Natürlich wechselte er am nächsten Tag den Ball von links nach rechts und preschte elegant an ihr vorbei. Auf diese Weise machte er ihr klar, dass sich die Spielregeln geändert hatten.
    »Pfuscher!«, hatte sie gebrüllt.
    »Nein, nein, nein«, hatte er protestiert. »Wir stellen nur die natürliche Balance zwischen den Geschlechtern wieder her.«
    In dieser Nacht war er besonders zärtlich und behutsam gewesen, als er sie berührte.
    Detective Barren schüttelte den Kopf und musste bei der Erinnerung unwillkürlich grinsen.
    Als sie hinter sich die Tür aufgehen hörte, drehte sie sich um. Ein rundlicher Mann in hellbrauner Double-Knit-Hose und weißem Leinenhemd betrat den Raum. Er streckte ihr die Hand entgegen und sagte: »Hallo, Detective, wie kann ich Ihnen helfen?«, wenn auch in einem Ton, der deutlich machte, dass er sich lieber eine Krankheit einfangen wollte, als einen Finger für sie zu rühren. Er vergrub sich augenblicklich inden Papierstapeln auf seinem Tisch, als wollte er deutlich machen, dass ihre Anwesenheit nur einen Bruchteil seiner Aufmerksamkeit erforderte.
    Alle Kripobeamten gehen Gefängnispersonal lieber aus dem Weg, dachte sie. Weil sie sich immer so benehmen. Sie sind nur auf Logistik und Kontrolle bedacht – wer wohin kommt und welches Bett ihm zugewiesen wird. Schuld oder Unschuld interessiert sie herzlich wenig.
    Sie nahm ihm gegenüber Platz.
    »Sadegh Rhotzbadegh.«
    »Der gehört zu meinen Klienten, ja …«
    Wieder ein Euphemismus, dachte Detective Barren.
    »Ich würde ihn gern zu etwas befragen, wenn ich darf.«
    »Geht es um ein ähnliches Delikt, wie diejenigen, die er gestanden hat?«
    »Ja.«
    »Und das hier ist ein offizielles Ersuchen?«
    »Nein. Eigentlich nicht.«
    »Nicht? Aber selbst dann würde ich ihm vermutlich raten, sich einen Rechtsbeistand zu nehmen, bevor er mit Ihnen spricht …«
    Auf welcher Seite stehst du eigentlich?, fragte sich Detective Barren wütend. Doch sie verkniff sich eine Bemerkung.
    »Mr. Gonzales, es geht um ein zwangloses Gespräch, kein Verhör. Ich glaube, Mr. Rhotzbadegh wird mit einem Verbrechen in Verbindung gebracht, das er nicht begangen hat, und ich denke, er kann die Sache schnell aufklären. Natürlich hat er das Recht auf einen Anwalt. Wenn nötig, werde ich ihm seine Rechte verlesen …«
    Sie sah ihr Gegenüber eindringlich an.
    »… aber Sie haben ganz sicher nicht das Recht, ihm irgendwelche Auskünfte zu erteilen. Und schon gar nicht irgendwelcheRatschläge. Wenn Sie allerdings wünschen, dass ich mit Ihrem Vorgesetzten spreche …«
    »Nein, selbstverständlich, das wird nicht nötig sein.«
    Er wühlte hastig in seinen Papieren.
    »Und?«
    »Nun, Mr. Rhotzbadegh hat gerade Hofgang. Danach ist bis zum Abendessen Ruhezeit. Da können Sie mit ihm reden … falls er das möchte. Er hat natürlich das Recht, ein Gespräch zu verweigern …«
    »Aber Sie werden sicher dafür sorgen, dass er von diesem Recht keinen Gebrauch

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