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Der Frauenhaendler

Der Frauenhaendler

Titel: Der Frauenhaendler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giogio Faletti
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Spielergebnissen jenes glücklichen Sonntags heraus.
    »Den sollst du einlösen, wenn ich es dir sage.«
    Er nimmt den Schein und hält ihn mit zwei Fingern fest. Neugierig schaut er ihn an.
    »Was ist das?«
    »Ein Wettschein, der vierhundertneunzig Millionen wert ist.«
    Abrupt hebt er den Kopf. Ich muss schon sagen, dass Anwalt Biondi ziemlich einfallslos in seinen Überraschungsbekundungen ist.
    »Scheiße.«
    »Die einzige, die ich im Moment nicht am Arsch habe.«
    Er vergleicht die Zahlen in dem Zeitungsausschnitt mit denen auf dem Schein, um sich davon zu überzeugen, dass sie übereinstimmen. Ich wusste, dass er das tun würde. Ein wenig aus Neugierde, ein wenig aufgrund seiner déformation professionelle . Er hätte den Schein auch kontrolliert, wenn seine Mutter ihm den gegeben hätte. Kästchen für Kästchen nähert er sich dem dreizehnten richtigen Ergebnis.
    An diesem Punkt lässt er sich zu einem Ausruf hinreißen.
    »Vierhundertneunzig Millionen. Das ist der Hammer.«
    Den Schein in der Hand, als wäre es das zerbrechlichste Ding auf der Welt, geht Ugo zu einem Bild, das zu meiner Linken an der Wand hängt. Er öffnet es wie eine Schranktür, worauf ein Safe zum Vorschein kommt. Nicht einmal ein erfahrener Anwalt wie er, der alle möglichen einschlägigen Berater in Anspruch nehmen könnte, ist auf ein weniger banales Versteck gekommen. Die richtige Kombination, und die Tür öffnet sich. Sorgfältig wird der Wettschein deponiert.
    »Wenn du schon dabei bist, kannst du auch das hier noch dazulegen.«
    Ich beuge mich hinab und hole aus der Reisetasche sämtliche Banknoten, die sich darin befinden. Zwei Schritte, und ich drücke sie Ugo in die Hand. Mein zunehmend verwirrter Anwalt nimmt das Geld, um es dem multimillionenschweren Schein hinzuzugesellen. Das Bild ist beträchtlich im Wert gestiegen, als es wieder an seinem Platz hängt.
    Wir kehren zum Schreibtisch zurück. Ugo greift nach der Mappe.
    »Ich werde dir noch eine Quittung ausstellen für das, was du mir gerade gegeben hast. Jetzt haben wir aber, glaube ich, Wichtigeres zu tun.«
    »Ganz deiner Meinung.«
    Ich folge ihm aus dem Büro zu einer Art Abstellkammer, in der ein Fotokopierer steht. Wir arbeiten synchron, schweigend, bis wir sämtliche Kopien haben, die wir brauchen. Als wir fertig sind, liegen eine Reihe brauner Papierumschläge auf dem Tisch. Alle tragen klar und deutlich eine Adresse.
    Alle bis auf einen. Der ist für mich.
    Wir begeben uns wieder ins Büro, wo wir den Stapel auf den Schreibtisch legen. Ugo setzt sich und kritzelt auf einen Zettel ohne Briefkopf ein paar Zeilen. Dann fügt er Datum und Unterschrift hinzu und reicht ihn mir.
    »Hier deine Quittung. Tut mir leid, aber ich kann nicht Maschine schreiben.«
    »Das wird schon gehen.«
    Ein anderes Blatt mit ein paar Anweisungen für die Sekretärin wird auf den Stapel mit den Umschlägen gelegt.
    Wir schauen uns an. Hier bleibt jetzt nichts mehr für uns zu tun.
    Ugo dreht sich um und nimmt von einem Tischchen zu seiner Linken ein Lederköfferchen. Er öffnet es und steckt die Mappe mit den Originaldokumenten hinein. Dann erhebt er sich mit dem Blick eines Mannes, der bereit ist zum Kampf. Allerdings wird er erst im Laufe der Schlacht erfahren, ob er gegen Giganten oder gegen Windmühlen kämpft.
    Bleibt nur eines zu erwähnen. Ich tue es.
    »Ugo, unten wartet ein Polizist auf uns.«
    »Was?«
    »Ganz ruhig. Ich habe ihn selbst angerufen. Wir werden uns gemeinsam eine überzeugende Geschichte zu meiner Verhaftung ausdenken. Mir ist es lieber, wenn er es ist, der uns zum Kommissariat bringt.«
    Ugo mustert mich. Plötzlich ist er wieder der Gesetzesvertreter, der einer untergetauchten Person gegenübersteht.
    »Warum er?«
    »Weil ich ihn kenne, und weil ich möchte, dass er derjenige ist, der die Lorbeeren einheimst. Außerdem ist er der Einzige, der bereit sein wird, uns vor dem Kommissariat noch an einen anderen Ort zu fahren.«
    »Um was zu tun?«
    »Um einem alten Freund Adieu zu sagen.«
    Ugo kann sich, in seiner menschlich wie beruflich bedingten Neugier, die Frage nicht verkneifen.
    »Wem?«
    Ich schaue ihn an und lächele.
    »Francesco Marcona, besser bekannt als Bravo.«
    Ich drehe ihm den Rücken zu und begebe mich zum Ausgang.
    Ugo Biondi, der mit dem Lederköfferchen neben seinem kostspieligen Schreibtisch mitten in der Kanzlei des erfolgreichen Staranwalts steht, ist verdutzt.
    Ich, der ich meinen braunen Umschlag in den Händen halte, bin

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