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Der Frauenhaendler

Der Frauenhaendler

Titel: Der Frauenhaendler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giogio Faletti
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kocht.«
    Luciana nahm ihren Sohn, und sie verschwanden wieder im Flur. Bevor sie hinausgingen, schaute mir der Kleine zum ersten Mal offen ins Gesicht. Dann gab er mir, plötzlich ganz ernst, mit der Hand ein Zeichen. Die Bedeutung verstand ich nicht. Aber manche Zeichen muss man auch nicht verstehen, man muss sie nur festhalten.
    Ich nahm das Telefon, rief Milla an und nannte ihm eine Adresse, wo er eine Stunde später auf mich warten sollte. Bevor er seinen Ängsten und Befürchtungen Ausdruck verleihen konnte, hatte ich schon wieder aufgelegt. Ich war es leid, alleine dieses ganze große Feld zu besäen. Von nun an würde ich es in Begleitung tun.
    Ich nahm das Geld aus der Reisetasche und zählte drei Millionen ab. Die legte ich auf die Kommode, wo zuvor die Mappe gelegen hatte. Vielleicht würde Luciana die Nase rümpfen, wenn sie wüsste, woher meine Ersparnisse stammen. Andererseits konnte sie sich das gar nicht erlauben, wenn man bedachte, wozu sie gut sein würden. Die Stimme der Frau überraschte mich, als ich die Scheine zurechtrückte.
    »Der arme Kleine, er ist sofort eingeschl…«
    Als sie das Geld sah, war sie sofort still. Sie schaute mich an. Staunen verdrängte allmählich das Misstrauen. Möglicherweise war es auch andersherum, das weiß ich nicht. Vielleicht hatte sie noch nie eine solche Summe auf einem Haufen gesehen. Mit Sicherheit hatte sie aber von so etwas geträumt, seit sie erfahren hatte, dass ihr Sohn krank ist.
    »Das dürfte für den Anfang reichen. Außerdem bin ich mir sicher, dass Rosario geheilt werden kann, ohne dass Sie die Wohnung verkaufen müssen.«
    Luciana war gleichzeitig erleichtert und verängstigt. Wie es immer der Fall ist, wenn eine Frau von einem Mann ein Geschenk bekommt, ohne eine Gegenleistung erbringen zu müssen.
    »Warum tun Sie das?«
    Ich lächelte sie an.
    »Es ist sinnlos, mich das zu fragen. Ich weiß es selbst nicht.«
    Sie nahm das Geld, faltete es einmal zusammen und steckte es in ihre Jackentasche. Ich schaute auf die Uhr. Es war noch Zeit, genug Zeit. Und ich hatte plötzlich Hunger.
    »Aber falls das Angebot noch gilt, würde ich gerne auf den Teller Nudeln zurückkommen.«
    Ein Ruck, und ich werde wie von einem Korkenzieher aus meinen Gedanken gerissen. Vor uns war ein Radfahrer abgebogen, ohne ein Handzeichen zu geben. Milla hatte in die Bremse steigen müssen, um ihn nicht umzufahren.
    »Schau dir diesen Idioten an.«
    Ich schaue ihn mir an. Diesen Idioten, der es nicht einmal gemerkt hat, dass er beinahe unter die Räder gekommen wäre. Seelenruhig radelt er weiter, zur nächsten Vollbremsung und zum nächsten Fluch. Milla startet. Den Wagen und seine Attacke, die ich viel eher erwartet hatte.
    »Bravo, willst du mir nicht erzählen, was passiert ist? Ein Haufen Leute ist gestorben.«
    »Ich weiß. Aber ich schwöre, dass ich nicht einen davon umgebracht habe.«
    Er wartet auf die Fortsetzung. Die kann ich ihm nun wirklich nicht bieten.
    »Ich bitte dich, Stefano. Das ist eine lange Geschichte, und ich fürchte, dass ich sie noch tausend Mal erzählen muss, wenn wir erst mal im Kommissariat sind. Bitte hab ein wenig Geduld. Du wirst sie noch bis zum Überdruss zu hören bekommen.«
    »Dann sag mir wenigstens, wo wir hinfahren.«
    »Zu meinem Anwalt. Ich möchte, dass mir jemand zur Seite steht, wenn ich verhört werde.«
    Das scheint ihn endgültig von meinen guten Absichten zu überzeugen. Nicht ganz so zuversichtlich ist er in Bezug auf andere Dinge. Nicht in meinem, sondern in seinem Leben. Er weiß, dass er mit dem Hintern in einer Bärenfalle steckt und ich in der Lage bin, sie zuschnappen zu lassen. Ich kenne dieses Gefühl und weiß, dass es nicht angenehm ist.
    Während wir geredet haben, sind wir an der Messe vorbeigefahren und an der Piazza Amendola angelangt. Ich zeige auf das Gebäude, und Milla fährt vor dem Holzportal eines sechsstöckigen Altbaus vor. Im zweiten Stock liegt das Büro, wo mich ein Staranwalt erwartet. Ich öffne die Tür, aber bevor ich aussteige, erteile ich Stefano die nötigen Instruktionen.
    »Warte hier auf mich. Es wird eine Weile dauern. Währenddessen könntest du noch etwas tun. Ruf Tano an. Sag ihm, dass ich bald aus dem Schlamassel raus bin, dass ich aber noch eine Weile unter Beobachtung stehen werde. Es wäre zu gefährlich für mich und für ihn, wenn ich persönlich an der Operation beteiligt wäre. Er weiß schon, um welche es geht. Ich denke, er wird es genauso sehen.«
    »Das ist alles?«
    »Das

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