Der Frauenhaendler
ist alles. Er wird schon verstehen.«
Ich strecke mein Bein hinaus, aber seine Hand hält mich fest, als mein Fuß den Asphalt berührt.
»Bravo, ich riskiere meinen Arsch für dich. Was ist mit dem Geld?«
»Was für Geld?«
»Tu nicht so blöd. Meine fünfzig Millionen.«
Ich lächele ihn an. Dasselbe Lächeln, das ich auch einem Kind mit Nasenbluten schenken könnte.
»Die hast du dir noch gar nicht verdient.«
»Was soll das heißen, die habe ich mir noch gar nicht verdient? Ich bin doch hier, oder?«
»Indem du hier bist, erkaufst du dir mein Schweigen. Das Geld dient dazu, mir deines zu erkaufen.«
»Bravo, ich verstehe nicht.«
»Das ist vorerst auch nicht nötig. Im rechten Moment wirst du schon verstehen.«
»Und wer garantiert mir, dass ich das Geld bekomme?«
Ich setze eine Miene auf, die zum Ausdruck bringen soll, wie unsicher die Zukunft für uns alle ist.
»Tut mir leid, Inspektor, aber ich fürchte, dieses Mal musst du einfach Vertrauen haben.«
Ich steige aus und nehme die Reisetasche vom Rücksitz. Als ich die Türen schließe, lasse ich ihn gleichermaßen auf einem Fahrersitz und einem Fakirbrett sitzen. Wenige Schritte und ich drücke auf die Klingel der Kanzlei von Ugo Biondi.
Die Tür springt praktisch sofort auf.
Ich trete in den Hauseingang und durchquere ihn. Das Licht tritt gedämpft durch das geschliffene Glas in der Tür gegenüber vom Eingangsportal. Im Halbdunkel wirken die Ornamente an den Wänden noch strenger. Wenige Stufen und ich stehe auf dem Treppenabsatz vor dem Fahrstuhl. Die Wände im Innern sind nicht beschmiert. Das Holz glänzt, und in der Luft hängt der Geruch von Bohnerwachs. Ich muss über die samtbezogene Bank lächeln, die die Mühen der kurzen Fahrt erleichtern soll.
Ich drücke auf den Knopf für den zweiten Stock und bleibe stehen. Ugo erwartet mich an der Tür.
»Ciao.«
»Komm rein, schnell.«
Er schließt die Tür und führt mich durch ein Büro, das nach Papier, Tinte und Leder riecht. Alle Türen sind geschlossen, daher kann ich mich nicht mehr erinnern, wozu all die Zimmer dienen, die auf den Flur hinausgehen. Jenes, das wir schließlich erreichen, präsentiert sich allerdings ohne den Schatten eines Zweifels als sein Büro. Ich muss sagen, dass mein Anwalt es gut mit sich meint, und folglich meint er es auch mit seinen Mandanten gut. Wenige von ihnen haben das wirklich verdient, wenn man bedenkt, dass er Strafrechtsanwalt ist.
Der Schreibtisch ist ein gewaltiges Teil amerikanischer Herkunft vom Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts. Die übrigen Möbel und die Regale, die mit Büchern und Gesetzestexten vollgestopft sind und praktisch sämtliche Wände bedecken, sind stilistisch auf den Protagonisten der Einrichtung abgestimmt. Die Bilder sehen wertvoll aus.
Ugo zeigt auf einen der Poltrona-Frau-Stühle, die vor dem Schreibtisch stehen.
»Nimm Platz. Möchtest du etwas trinken?«
»Nein danke.«
Der Anwalt setzt sich auf den Platz, der ihm gebührt. Ich sitze bereits auf dem meinen. Trotz allem ist dies nur eine Generalprobe für das, was für gewöhnlich auf Treffen wie das unsere folgt. Ein Stuhl für den Angeklagten, ein Thron für den Richter.
Er nimmt einen Bleistift und beginnt, damit herumzuspielen. Das tut er vermutlich immer bei Gesprächen mit seinen Mandanten. Die Geschichten, die sich ein Strafrechtsanwalt gezwungenermaßen anhören muss, dürften von der Art sein, die nervös macht.
Und er ist es zweifellos. Immerhin sitzt er der meistgesuchten Person des Tages gegenüber. Und es ist ihm daran gelegen, das noch einmal zu betonen.
»Da gibt es nichts, du bist jetzt eine Berühmtheit. In meinem ganzen Leben habe ich nur selten einen solchen Wirbel erlebt.«
»Du musst bedenken, dass ich das Ganze von innen erlebt habe. Das ist noch einmal eine ganz andere Perspektive.«
Er legt die Unterarme auf den Schreibtisch.
»Ich bin ganz Ohr.«
»Wo soll ich anfangen?«
»Am Anfang anzufangen hat sich in der Regel bewährt.«
Ich erzähle ihm alles. Während ich rede, wundere ich mich selbst, dass ich einen so komplizierten Faden spannen kann, ohne den Mann zum Stolpern zu bringen. Bei jedem Wort sperrt Ugo seine Augen ein Stückchen weiter auf. Gegen Ende des Berichts hat er längst aufgehört, seinen Bleistift zu malträtieren.
»Scheiße.«
Ich halte es für angebracht, den Ausdruck zu verschärfen, damit er den Tatsachen gerecht wird.
»Und zwar eine ziemlich gewaltige. Aber das ist noch nicht alles.«
Ich krame in der
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