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Der Frauenhaendler

Der Frauenhaendler

Titel: Der Frauenhaendler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giogio Faletti
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paar Stunden zu verbringen.
    Während ich durch den Mailänder Verkehr fahre, schaue ich mich wieder im Innern des Wagens um, weil sich der Eindruck, den ich während der Fahrt von Cesano hierher gewonnen hatte, mit aller Macht wieder einstellt. In der Nähe des Kinos suche ich einen Parkplatz. Als ich eine Lücke gefunden habe, stelle ich den Motor ab und zünde mir eine Zigarette an. Kaum tritt der erste Qualm aus meinem Mund, begreife ich.
    Im Wagen ist nichts Neues, es fehlt etwas Altes.
    Der Zigarettengeruch.
    Ich öffne die Klappe am Armaturenbrett vor dem Beifahrersitz und beschließe, dass es nicht schaden kann zu tun, was ich nun zu tun beabsichtige. Schließlich bin ich alleine und kann mich vor niemandem als mir selbst zum Trottel machen. Ich hole die Fahrzeugpapiere heraus und ziehe am Hebel, der die Motorhaube entriegelt. Dann begebe ich mich vor den Wagen, öffne die Motorhaube und stelle sie mit der Stange fest, wie im Handbuch beschrieben. Schließlich vergleiche ich die Nummer des Fahrgestells mit jener, die im Fahrzeugschein steht.
    Sofort verabschiede ich mich von dem Trottel und schimpfe mich stattdessen einen Vollidioten. Die beiden Nummern stimmen nicht überein. Ich lese sie zweimal, aber es bleiben unterschiedliche Abfolgen von Zahlen und Buchstaben, wie derselbe Satz in zwei verschiedenen Sprachen.
    Ich weiß nicht, was ich denken soll.
    Wenn so etwas passiert, denke ich für gewöhnlich am besten gar nicht. Diese simple Technik benutze ich, wenn ich ein Kryptogramm nicht lösen kann. Ich lege eine Pause ein, mache etwas anderes und warte darauf, dass der unbewusste Teil meines Gehirns selbsttätig die Arbeit aufnimmt. Die Lösung präsentiert sich dann früher oder später in einem Geistesblitz, der all die üblichen ›Na klar!‹ und ›Wieso bin ich da nicht sofort drauf gekommen!‹ hinter sich herzieht.
    »He, du Armleuchter, glaubst du wirklich, das ist der geeignete Ort für einen Ölwechsel?«
    Ich drehe mich zu der Stimme um und stehe einen Schritt vor Daytona. Er hat sich von rechts über den Bürgersteig genähert. In mein kleines Rätsel versunken, habe ich ihn weder gesehen noch gehört. Er trägt sein übernächtigtes Gesicht und seinen üblichen zerknitterten blauen Anzug tadellos zur Schau.
    Ich verstecke die Fahrzeugpapiere, die ich immer noch in der Hand halte.
    »Irgendetwas klingt da merkwürdig. Ich habe Sorge, es könnte der Keilriemen sein.«
    Daytona grinst sein eigentümliches Grinsen, das ihn aussehen lässt wie eine Zeichentrickfigur. Er zeigt auf mein Auto, ohne zu wissen, dass da nichts merkwürdig klingt und der Keilriemen bestens funktioniert.
    »Es wird Zeit, dass du diese Klapperkiste gegen einen standesgemäßen Schlitten austauschst. Einer wie du muss mit einem Geländewagen spazieren fahren und nicht mit einer Karre von der Größe eines Nasenlochs.«
    Ich löse die Feststellstange und schließe die Motorhaube.
    »Falls du dich entschließen solltest, deinen Porsche zu verkaufen, könnte ich den ja nehmen. Es sei denn, er steht inzwischen unter Denkmalschutz.«
    Daytona ist gekränkt und teilt weiter aus.
    »Mein Porsche ist ein herrschaftlicher Wagen. Du hast nicht das nötige Format. Wenn sich ein Langweiler wie du hinters Steuer setzt und den Motor anlässt, geht er sofort in die Luft.«
    Ich beschließe, mich nicht auf ein Geplänkel einzulassen, das sowieso zu nichts führt. Schluss mit den Gelegenheitsfloskeln.
    »Was machst du überhaupt hier? Ich hätte gedacht, dass du um diese Zeit schläfst.«
    Daytona zeigt mit unbestimmter Geste auf einen Ort, der überall in der Stadt sein könnte.
    »Von wegen. Ich hatte einen beruflichen Termin in einer der Straßen hier. Eine sehr interessante Geschichte.«
    Das Wort Arbeit habe ich immer schon schwer zusammengebracht mit diesem Kerl, der wegen seiner ständigen Ausschweifungen oft ein Gesicht in der Farbe eines Milchshakes vor sich herträgt, wahlweise Banane oder Erdbeer. Der Höflichkeit halber sage ich ihm, was ich vorhabe.
    »Ich wollte gerade ins Argentina gehen.«
    »Das sind diese Leute, die nicht einen Strich zu tun haben. Kino am Nachmittag.«
    Da ich provoziert werde, antworte ich mit einer Provokation. Mit meiner unverfrorensten Miene.
    »Wieso? Was für Verpflichtungen hast du denn heute noch?«
    »Keine. Darum komme ich mit. Was für ein Film läuft denn?«
    »Ich habe keinen blassen Schimmer. Aber wenn wir hundert Meter weitergehen, wissen wir es.«
    Wir nähern uns dem Eingang. Ich wäre

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