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Der Frauenhaendler

Der Frauenhaendler

Titel: Der Frauenhaendler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giogio Faletti
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unversehrte Bett verlassen, vielleicht kann ich meinen nutzlosen Körper deshalb unter die Dusche befördern, wo ich versucht bin, mich zu schrubben, bis sämtliche Haut abgeschabt ist.
    Ich bleibe lange im Bad, um mich zu rasieren und nachzudenken. Die Geschichte mit der Tulpe geht mir immer noch im Kopf herum. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich alles richtig gemacht und keine Spuren hinterlassen habe. Und obwohl die Tatsache, dass uns bei unserer Begegnung am Ascot niemand gesehen hat, damals Pech für mich war, erweist sie sich jetzt als Detail zu meinen Gunsten. Das gilt zumindest für die Polizei, sollte ihr Verdacht irgendwie auf mich fallen. Was Tano betrifft, liegen die Dinge komplizierter. Sollte er beschließen, Licht in die Angelegenheit zu bringen, fürchte ich, dass seine Methoden alles andere als orthodox sein könnten. Ich frage mich, inwieweit ich glaubwürdig wäre, wenn ich ihm die nackte Wahrheit erzählen würde.
    Manchmal haben nur die Dummen und die Unschuldigen kein Alibi …
    Als ich das Aftershave auf meinem Gesicht verteile, fällt mein Blick auf das Exemplar der »Settimana Enigmistica«, das auf dem Wäschekorb liegt. Ich muss lächeln bei dem Gedanken, wie viel Leben sich in diesen Rätseln verbirgt, auch in ästhetischer Hinsicht.
    Wenn du geboren wirst, entscheidet das Los über dein Schicksal. Es ist schlicht eine Frage des Glücks, auf welcher Buchseite du landest. Es gibt Schwarz und Weiß, die unwägbaren Zwischenräume, die Buchstaben, die in allen möglichen Schriftarten bereitliegen, jeder in seinem Kästchen mit dem Anspruch auf Beachtung. Um erst nach und nach zu merken, dass jeder einzelne ohne die anderen gar nichts ist.
    Im Grunde sind wir alle nichts als das: Waagerechte und Senkrechte. Eine einfache Ansammlung von Figuren und Positionen. Worte, die sich kreuzen, während wir laufen, schlafen, spielen, lieben, zitternd nach Hause heimkehren und uns krank ins Bett legen. Bis eines Tages alles eins wird und uns aufgeht, dass das Rätsel, das wir schon so lange und mit so viel Mühe zu lösen versuchen, niemals gelöst werden kann.
    Der Rest der Zeit ist eine lange, gerade Linie.
    Ich höre, dass jemand an die Badezimmertür klopft.
    Ich lasse die Kleider des Zarathustra fallen und hülle mich in meinen alten Frotteebademantel. Die Milchglasscheibe zerreißt Carlas Bild in Fetzen, als sie fragt, ob sie hereinkommen darf.
    »Nur zu.«
    Ihr Kopf schaut durch die halb geöffnete Tür. Ihre Augen leuchten wie das helle Holz vom Baum des Guten und des Bösen.
    »Ich habe Pasta gekocht, falls du magst.«
    Mir war gar nicht klar, dass ich etwas Essbares im Haus habe. Das Einzige, was hier auf diesem Herd gekocht wird, ist Kaffee. Hoffentlich hat sie die Pasta nicht damit gemacht.
    »Womit?«
    »Mit Öl, Salz und einer Dose Tomaten. Deine Vorräte waren ziemlich spärlich.«
    »Gib mir nur eine Sekunde.«
    Ich warte, bis sie gegangen ist, und trete dann in den Flur. Aus dem Wandschrank nehme ich eine sportliche Hose und ein Hemd und gehe ins Schlafzimmer, wo Laken und Überdecke auf absolut vorbildliche Weise über dem Bett straffgezogen sind.
    Ich schließe die Tür und ziehe mich an.
    Sie hat mich schon einmal nackt gesehen, und beide müssen wir uns noch von dem Schock erholen.
    Als ich das Wohnzimmer betrete, trägt Carla nur das Hemd, das sie gestern anhatte. An ihr wirkt es wie ein Abendkleid. Sie sitzt am Tisch, vor sich einen Teller Spaghetti. Ein anderer steht auf dem Platz, von dem sie entschieden hat, dass es meiner sei.
    Ich setze mich und probiere eine Gabel.
    »Gut.«
    Das meine ich ernst. Sie sind wirklich gut.
    Carla lächelt mich an.
    »Wie das Essen gestern Abend ist es nicht.«
    »Nein. Aber es ist mal etwas Neues. Ich glaube, ich habe noch nie zu Hause gegessen.«
    »Ich immer.«
    Diese beiden einfachen Sätze sagen mehr über unser Leben als lange Erklärungen. Schweigend essen wir weiter und spüren die Anwesenheit des anderen. Keiner von uns beiden spricht über die vergangene Nacht und über das, was mit Lucio geschehen ist.
    Ich habe meine Pasta als Erster aufgegessen, und als sie auch fertig ist, stehe ich auf.
    »Um das Geschirr kümmere ich mich. Du solltest dich fertigmachen.«
    »In Ordnung.«
    Sie steht ebenfalls auf und verschwindet im Flur. Ich stelle die Teller für meine Putzfrau in die Spüle und zünde mir eine Zigarette an, ohne den Verlockungen eines Kaffees nachzugeben. Auch weil ich keine Lust habe, einen zu machen.
    Während Carla duscht

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