Der Frauenhaendler
und sich präsentabel herrichtet, erledige ich Geschäfte. Ich vermittle Treffen für ein paar alte, pflegeleichte Kunden, die ein wenig Gesellschaft von der Art wünschen, die sie sich alleine nicht verschaffen können. Das ist ein müheloses Geschäft, für sie und mich gleichermaßen. Meine dreißig Prozent gelten mit Verständnis inklusive. Die restlichen siebzig Prozent sind eine Angelegenheit zwischen diesen Männern, ihrem Gewissen und den Mädchen.
Piep.
Mein Taschendiener teilt mir mit, dass man mich zu sprechen wünscht. Von der Zentrale von Eurocheck bekomme ich eine Nummer ohne Namen von einem der üblichen Galgenvögel. Ich rufe an. Eine männliche Stimme meldet sich, mit einem kaum merklichen Zögern und einem ausländischen Akzent, den ich nicht identifizieren kann. Ich halte mich an das bewährte Ritual. Im Prinzip ist es, als zöge man einen Vorhang auf.
»Ich habe einen Anruf von dieser Nummer bekommen.«
»Sind Sie Bravo?«
»Ja. Worum geht es?«
»Ich habe Ihre Nummer von einem Freund bekommen. Er hat gesagt, Sie seien verlässlich und äußerst vertrauenswürdig.«
Sehr freundlich, aber das reicht nicht. Ein, zwei Referenzen sind schon nötig, soweit möglich.
»Dürfte ich erfahren, wer dieser Freund ist?«
»Dottor Larsson.«
Der Name sagt mir etwas. Es handelt sich um einen schwedischen Schönheitschirurgen, der mit einer gewissen Regelmäßigkeit nach Mailand kommt und kein Verächter weiblicher Gesellschaft ist. Mit allem Drum und Dran. Er ist vernarrt in Betsy, eine schöne Mulattin. Das ist ganz normal für einen Skandinavier. Bei ihr operiert er vermutlich ohne Narkosemittel. Ich beschließe trotzdem, meinem potentiellen neuen Kunden eine Falle zu stellen, um auf Nummer sicher zu gehen.
»Ach ja, Dottor Larsson. Einer der besten Zahnärzte von Göteborg.«
Mein Gesprächspartner merkt nicht, dass mein Fehler beabsichtigt war. Er korrigiert mich sofort und besteht die Prüfung.
»Nein, da täuscht Sie die Erinnerung. Dottor Larsson ist Chirurg und arbeitet in Stockholm.«
»Ach so, ja. Entschuldigen Sie bitte. Was kann ich für Sie tun?«
»Nun, ich habe mich gefragt, ob …«
Beim ersten Kontakt sind die meisten zögerlich und verlegen. Ich warte, während er nach Worten sucht. Entweder hat man den Mut, oder man hat ihn nicht. Er findet einen passenden Ersatz.
»Ich habe mich gefragt, ob Sie in der Lage wären, sehr junge Mädchen zu vermitteln.«
»Alle Mädchen, die für mich arbeiten, sind sehr jung.«
Die Stimme am anderen Ende ist jetzt nicht mehr unsicher, sondern verschwörerisch.
»Nein, ich meine sehr, sehr junge Mädchen …«
Er lässt den Satz in der Schwebe, und ich verstehe. Und reagiere entsprechend. Die Maschen meines Moralkodex sind ziemlich weit, aber es gibt Dinge, die sind so groß, dass sie trotzdem nicht hindurchpassen. Als ich antworte, zische ich wie eine Schlange, weil das vermutlich die einzige Sprache ist, die dieser Bastard versteht.
»Hören Sie mir gut zu, Sie Hurensohn. Ich weiß nicht, wer Sie sind, aber ich weiß, wer ich bin. Wenn Sie es wagen, mich noch einmal wegen Ihrer Schweinereien anzurufen, dann mache ich Sie ausfindig und breche Ihnen Arme und Beine. Und wagen Sie es nicht, in Mailand weiterzusuchen. Es wird mir zu Ohren kommen, und die Behandlung wird dieselbe sein. Haben Sie mich verstanden?«
»Ja, aber …«
Ich lasse ihn nicht ausreden.
»Nichts aber! Und jetzt fick dich, du Stück Scheiße.«
Ich knalle den Hörer derart heftig auf, dass ich fürchte, ihn kaputtgemacht zu haben. Dann nehme ich einen Zettel und einen Kugelschreiber und schreibe mir die Nummer auf, die ich soeben angerufen habe. Bei Gelegenheit werde ich ihn Milla zustecken, damit er Erkundigungen über diesen verdammten Pädophilen einholt.
Carlas Stimme reißt mich zurück in die Gegenwart.
»Ich bin fertig.«
Nachdem ich mich umgedreht habe, stehe ich einfach da. Beschreiben kann ich das Gefühl nicht.
Carla hat eines der Kleider angezogen, die ich ihr gestern gekauft habe, ein fließendes Etwas in Taubengrau, das gut zu ihren Augen passt. Darüber trägt sie ein Jacquard-Jäckchen in derselben Farbe. Die Schuhe haben zwar keine übertrieben hohen Absätze, doch sie lassen sie bis zum Gipfel des K2 aufragen.
Sie dreht sich einmal um sich selbst und lächelt mit einem Fünkchen Eitelkeit, das ich ihr gerne zugestehe.
»Wie sehe ich aus?«
»Du bist wunderschön.«
Carla wird wieder ernst.
»Für dich möchte ich es immer sein.«
Sie schaut
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