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Der Frauenhaendler

Der Frauenhaendler

Titel: Der Frauenhaendler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giogio Faletti
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nachzudenken. Dann gibt er nach.
    »Lässt sich machen. Komm morgen früh nach neun vorbei. Aber das wird teuer für dich.«
    »Hängt davon ab, was du teuer nennst.«
    »Eine Mille.«
    »Eine Mille, verdammt. Du bist nicht der Zauberer Zurlì, sondern Arsène Lupin, der Meisterdieb.«
    »Dann such dir jemand anderen.«
    »Einverstanden, eine Million. Wir sehen uns morgen.«
    »Bleibst du zum Mittagessen?«
    »Das werde ich wohl nicht schaffen. Ein andermal.«
    »Bis morgen also.«
    Ich lege auf und gehe zurück in den Kinosaal. Daytona schläft immer noch, nur sein Kopf hat die Position gewechselt. Ich wäre geneigt zu wetten, dass er im selben Moment aufwacht, wenn die Lichter wieder angehen. Was pünktlich passiert, als Paul Newman und Robert Redford den bösen Doyle Lonnegan erfolgreich übers Ohr gehauen haben.
    Er öffnet die Augen und schaut sich um. Sein Gesicht ist das einer Person, die nicht weiß, wo sie ist und wie sie dorthin gekommen sein mag.
    Als es ihm klar wird, schwingt er sich zu einem tollkühnen Bluff auf.
    »Fantastisch, der Film.«
    Ich beschließe, darauf einzusteigen. Es macht mir Spaß, ihn aus dem Kino direkt ins Bockshorn zu jagen. Ich bin in euphorischer Stimmung wegen der Idee, die ich hatte, und es gefällt mir, Daytona auf den Arm zu nehmen.
    »Ja, wirklich fantastisch. Ganz großartig ist die Szene mit Robert Redford auf dem Pferd.«
    Er hat keine Ahnung, wovon ich spreche, und macht sich zum Deppen.
    »Stimmt. Ich hab ja gesagt, dass er stark ist.«
    Inzwischen sind wir aufgestanden und gehen durch den Gang. Ich stupse ihn von hinten an.
    »Verzapf keinen Stuss. Es gab gar keine Szene auf einem Pferd. Du hast während des gesamten Films wie ein Murmeltier geschlafen.«
    Seine Augen sind vom wenig erholsamen Schlummer leicht gerötet, und er versucht, sich zu rechtfertigen.
    »Ich bin ganz schön erledigt. In letzter Zeit habe ich nicht viel geschlafen. Ich habe zwei ziemlich anstrengende Geschäfte am Laufen.«
    Über die Art der Geschäfte spreche ich mit ihm lieber nicht. Wenn sich die Sache herumspräche, würde sicher schon bald bei der Adresse, von der Pino soeben gesprochen hatte, ein Polizeiwagen vorfahren. So ist Daytona: Man muss ihn so nehmen oder es lassen. Viele lassen es lieber.
    Wir betreten den Vorraum, und er sieht das Telefon.
    »Wartest du auf mich? Ich muss jemanden anrufen.«
    Ich begebe mich nach draußen vor die Glastür, um zu rauchen und das Treiben der Stadt zu beobachten, die sich schon auf die Stoßzeit vorbereitet. Dabei schert sie sich nicht im Mindesten um mich und Daytona und all die anderen, die auf Bürgersteigen und Straßen ihre Zeit, Reifen und Schritte verschwenden.
    Als mein Freund aus dem Argentina kommt, wirkt er verändert. Wenn man ihn kennt, sieht man, dass er ein wenig besorgt ist.
    »Was ist los?«
    »Ich habe ein dickes Problem. Heute Abend muss ich zur selben Zeit an zwei verschiedenen Orten sein. Weder am einen noch am anderen darf ich fehlen. An einem ganz besonders nicht.«
    Er schaut sich um, als könnte irgendwo eine Lösung auftauchen. Was auch geschieht, nur dass sie nicht auf meine Zustimmung trifft. Ganz und gar nicht.
    »An den anderen Ort könntest du gehen.«
    »Bis du verrückt geworden?«
    »Es ist nur eine Kleinigkeit. Ich muss in deiner Gegend etwas abgeben.«
    »Was abgeben? Du bist wohl übergeschnappt. Ich spiele nicht den Kurier für irgendwelches Zeug. Weder für dich noch für sonst jemanden.«
    Er tut so, als wäre er beleidigt.
    »Für wen hältst du mich denn? Es geht nicht um Drogen. Auf dem Gebiet bin ich nicht tätig.«
    Er greift in seine Jacke und zieht einen großen Umschlag aus der Innentasche. Dann beugt er sich näher, damit ich den Inhalt sehen kann und der Umschlag gleichzeitig durch unsere Körper verdeckt ist. Er ist mit Hunderttausend-Lire-Scheinen gefüllt.
    »Um Mitternacht muss ich dieses Geld den Typen aushändigen, denen ich es schulde. Sie kommen von außerhalb, und wenn ich nicht aufkreuze, werden sie fuchsteufelswild. Und wenn diese Typen fuchsteufelswild werden, dann ist Schluss mit lustig.«
    Ein Typ kommt vorbei. In seiner übermäßigen Vorsicht steckt Daytona den Umschlag wieder in die Jackentasche. Der Mann geht weiter, ohne sich einen Dreck um uns zu scheren.
    Wir stehen voreinander. Ich schaue ihn an. Er schaut mich an.
    »Komm schon. Tu mir den Gefallen. Ich garantiere dir, dass die Sache keinen Haken hat.«
    Allmählich scheint es zu meiner Hauptbeschäftigung zu werden, den

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