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Der Frauenjäger

Der Frauenjäger

Titel: Der Frauenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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ich einem Kerl, der mich bedroht, doch nicht mit, wo und wann er mich finden kann.»
    «Du nicht», bestätigte Karola. «Heidrun Merz war aus einem anderen Holz geschnitzt als du.»
    «Und warum hielt sie ihn dann für einen Polizisten aus Düsseldorf?», brachte Marlene noch ein Gegenargument vor. «Wenn er sie wiederholt angerufen hat, hätte sie doch seine Stimme erkennen müssen.»
    «Nicht unbedingt, am Telefon klingen Stimmen oft anders, vor allem, wenn von einem Handy angerufen wird», zerpflückte Karola auch diesen Einwand, um gleich anschließend einzuräumen: «Aber vielleicht wusste er es von mir. Ich habe gestern den halben Vormittag über das Buch und die Lesung gesprochen. Und es hat ein Kerl hier angerufen, der Weiber unter die Erdebringen und
Killing Me Softly
hören wollte, mit einem schönen Gruß von Mona. Das habe ich dir doch gestern Abend erzählt. Wenn er vormittags in der Nähe war, brauchte er nur ein Radio. Hat heute jeder im Auto. Ansonsten Internet, damit kannst du mich sogar in China empfangen.»
    Sie beugte sich zu Marlene hinüber und wurde eindringlich: «Der Kerl hat sieben Frauen auf dem Gewissen, vielleicht sogar noch mehr. Er konnte es sich nicht leisten, Heidrun Merz noch länger mit dem Buch auf Tour gehen zu lassen. Je mehr Frauen es lesen, umso größer wird die Gefahr, dass er auffliegt. Irgendwann bekommt es eine in die Finger, die ihn kennt, sich vielleicht gerade erst mit ihm eingelassen hat. Sie liest über seine Taktik und die haarsträubenden Praktiken. Ihr gehen die Augen auf, und er ist geliefert.»
    «Aber es steht doch gar nicht fest, dass er so viele Frauen   …», wandte Marlene ein. Weiter kam sie nicht.
    «Und wenn es nur zwei oder drei sind», schnitt Karola ihr das Wort ab. «Was spielt denn das für eine Rolle? Monas Schwester wurde ihm gefährlich, also hat er sie beseitigt. Er brauchte sich nur an deine Stoßstange   …»
    «Ich habe ihn abgehängt», stellte Marlene nachdrücklich klar. Sonst kam Karola noch auf die Idee, öffentlich zu verkünden,
Frau Weißkirchen
habe Monas Mörder zum nächsten Opfer geführt.
    Karola zuckte mit den Achseln. «Er hatte eine gute Stunde Zeit, um herauszufinden, wo wir mit ihr essen waren. So viele Möglichkeiten gab es nicht. Er kannte ihr Auto und deins, brauchte nur ein bisschen herumzufahren, die Augen aufzusperren und abzuwarten. Ich gehe jede Wette ein, er hat sie gestoppt, vielleicht brauchte er das nicht mal. Eine rote Ampel reicht, um zuzusteigen. Er hat ihr Schnaps eingeflößt. Danach musste er sie nur wieder losfahren lassen und an der richtigen Stelle von der Straße drängen.»
    Karola horchte in den Kopfhörer. «Gleich sind wir wieder dran. Dann spekulieren wir ein bisschen. Wer war der mysteriöse Fremde, der gestern Abend in
Annettes Bücherstube
auftauchte und so weiter. Auf die Weise kriege ich Annette nochmal rein. Ich stelle dir ein paar Fragen, du erzählst, dass er dich   …»
    «Ich glaube nicht, dass Werner einverstanden ist, wenn ich erzähle, ich hätte mich nach der Lesung mit Monas Mörder unterhalten», gab Marlene zu bedenken. Dass sie selbst auf gar keinen Fall dazu bereit war, betonte sie nicht. Darum hätte Karola sich auch garantiert nicht gekümmert. Nicht mal Werner fruchtete.
    «Er hört es doch nicht, und so deutlich sollst du es ja gar nicht aussprechen», sagte Karola und wiederholte: «Wir spekulieren nur ein bisschen. Werner brauchst du das nicht auf die Nase zu binden. Jetzt stell dich nicht so an, Marlene. Du machst das wirklich toll. Ich wäre nie auf den Gedanken gekommen, Arbeitslose und Hartz-I V-Empfänger auf eine Stufe mit Mona zu stellen. Aber die sitzen jetzt am Radio. Und auch wenn sie persönlich nichts davon haben, tut es ihnen gut zu hören, dass eine Frau, die nie rechnen musste, sich genauso beschissen fühlte wie sie. Und all die anderen, die sich nur die Köpfe zerbrechen dürfen, ob es mittags Kartoffeln, Nudeln oder eine Pizza gibt, die kleben jetzt mit den Ohren an den Lautsprechern. Das ist Krimi live. Und morgen haben sie es vergessen, glaub mir. Morgen gibt es andere Sensationen. Also mach dir keine Gedanken. Wir sprechen nur eine Möglichkeit an und keine Tatsachen aus.»
     
    Bis kurz vor zwölf saß Marlene im Studio und erzählte zigtausend Hörern von einem Mann, der einsame, unglückliche Frauen in Einkaufspassagen oder auf Parkplätzen ansprach. Mit sicherem Blick spürte er seine Opfer auf, erschlich sich ihr Vertrauen, animierte sie zu

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