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Der Frauenjäger

Der Frauenjäger

Titel: Der Frauenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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einfach, und ihre Reaktionen zeigten ihm, dass er richtiglag.
    Matthias hatte Ulla mit Fragen genervt. Wahrscheinlich hatte Annette ihn mit ihrem Pragmatismus und der Abneigung gegen brennende Kerzen auf Badewannenrändern total verunsichert. Ulla war es furchtbar peinlich gewesen, beim ersten Mal offen über ihre Empfindungen und Wünsche zu reden. «Er fragte mich tatsächlich, wie er meine Brüste stimulieren soll. Die ganze Stimmung war beim Teufel. Allein dieser Ausdruck – stimulieren. Vorsichtig, habe ich gesagt. Danach habe ich nichts mehr gespürt.» Beim zweiten Mal hatte Matthias den Dreh allerdings schon rausgehabt. Ulla hatte sich jedenfalls nicht noch einmal beschwert.
    Christoph hatte Annette mit seinen Liebesbeteuerungen die Laune verdorben. «Irgendwann konnte ich es nicht mehr hören, dass er eigentlich vom ersten Moment an lieber mit mir zusammen gewesen wäre, weil er gleich gespürt hat, dass wir beide auf derselben Wellenlänge liegen. Da hab ich zu ihm gesagt: Junge, wie wäre es, wenn du endlich den Mund hältst und mir zeigst, was du meinst? Sonst fahre ich nach Hause und mache allein weiter. Dabei habe ich wenigstens meine Ruhe.»
    Bei Karola und Andreas war es in einen Kampf gegen allerlei Getier ausgeartet. Noch Tage später war Karola völlig zerstochen gewesen.
    Nur bei ihr war es perfekt gewesen und geblieben. Werner vertrat den Standpunkt, dass ein Mann grundsätzlich auf seine Kosten kam. Das war von der Natur so angelegt, vorausgesetzt, es gab keine Schwierigkeiten mit der Potenz und keine speziellen Vorlieben. Bei einer Frau sah das anders aus, da musste man sich Mühe geben. Die gab er sich – zu seinem eigenen Vergnügen, wie er stets betonte. Es wäre sehr unbefriedigend für ihn, sie unbefriedigt liegen zu lassen, hatte er einmal gesagt.
    Natürlich war es mit der Zeit etwas weniger geworden, statt zwei- oder dreimal die Woche wie zu Anfang nur noch ein- oder zweimal am Wochenende. Werner hatte nun mal beruflich vielum die Ohren, war häufig unterwegs. Und die Kinder waren inzwischen alt genug, um gewisse Geräusche aus dem elterlichen Schlafzimmer richtig zu deuten, wodurch Marlene sich oft gehemmt fühlte. Aber seine Anziehungskraft auf sie war auch nach zwanzig Ehejahren ungebrochen, man hätte sie durchaus magnetisch nennen können.
    Vor Jahren hatte Karola ihr mit der Weisheit vom Geruchssinn, der den Partner oder die Partnerin auswählte, damit es optimale Nachkommen gab, eine Erklärung geboten. Johanna und Leonard hätten wirklich nicht optimaler sein können. Und tief in ihr nistete neben dem Wissen um Pannen nach Sterilisationen die Überzeugung, dass ein drittes Kind sie noch mindestens zehn Jahre voll in Anspruch nehmen würde.
    Ihr Zyklus lief immer noch ab wie ein Schweizer Uhrwerk. Wenn es auf den Eisprung zuging   … Da mochte Werner verschwitzt aus dem Garten kommen oder sie ihm ein Gericht mit viel Knoblauch servieren. Sobald er in ihre Nähe kam, spielte das keine Rolle mehr. Ausprobiert hatte sie es einmal und sich ein bisschen schäbig gefühlt bei dem Gedanken, ihn erst zu reizen und dann zurückzuweisen mit dem Hinweis: «Du stinkst nach Knoblauch.» Das tat er auch, aber es war nicht so gravierend, dass es sie gestört hätte.
    Wahrscheinlich musste sie dem Schicksal auch noch dankbar sein für das permanente Begehren. Bei Annette und Christoph war es längst in Alltag, Gewohnheit und Übergewicht untergegangen. Annette sprach offen darüber, dass sich im Ehebett nicht mehr viel tat und dass sie es oft vermisste. «Das ist ein blödes Gefühl. Du liegst da, es war wie üblich ganz nett, und du fragst dich: War das alles? Wird es für den Rest meines Lebens alles bleiben? Oder wird es eher noch weniger?»
    Bei Ulla und Matthias wurde die Lust häufig von Sorgen abgeblockt. Auch Ulla machte keinen Hehl daraus. «Ich kann einfach nicht abschalten. Plötzlich habe ich den Kopf voll roterZahlen. Dann denke ich höchstens noch, wenn ich jetzt nein sage, ergeht es mir irgendwann wie Karola.»
    Über deren Liebesleben gab es nichts zu sagen. Seit dreieinhalb Jahren hatte sie keins mehr, und vorher hatte sie nicht viel erzählt. Marlene war immer überzeugt gewesen, dass Andreas auf Karola eine ähnliche Anziehungskraft ausübte wie Werner auf sie. Dass Karola aus ganz anderen Gründen bei ihm geblieben sein könnte, der Gedanke war ihr nie gekommen, nicht einmal am vergangenen Abend, als Heidrun Merz Andy, den Jäger, angeführt hatte.

Heimkehr
    Nummer

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