Der Fremde aus dem Meer
Vertrautheit. Und Ramsey hörte niemals auf. Er ist ein Arbeitssüchtiger des achtzehnten Jahrhunderts, dachte sie, während sie ihm dabei zusah, wie er Heu aufgabelte und es verteilte.
»Hattest du heute den unwiderstehlichen Drang zu schwitzen und zu stinken, oder was?«
Schnell drehte er sich um. Seine Züge entspannten sich sofort, und er stützte sich auf das Ende des Gabelstiels. »Es tut dem Körper gut, wenn er harte Arbeit verrichtet.«
»Offensichtlich«, sagte sie, und ihr liebevoller Blick verweilte auf seinem nackten, muskulösen Brustkorb. Sie brauchte seine Nähe, den festen Beweis für Stärke und Geborgenheit. Und er zog sie an wie ein Magnet.
»Weg mit dir!« Er scheuchte sie zurück. »Das ist kein Ort für eine Lady.«
Er erhielt die Reaktion, die er erwartet hatte. Gott mochte sie segnen, und Ramsey bewunderte die zuversichtliche Selbstsicherheit in jedem ihrer langbeinigen Schritte.
»Ich habe niemals gesagt, dass ich eine Lady bin.«
»Aber du kannst es auch nicht verleugnen.« Sie sieht furchtbar aufgeregt und durcheinander aus, dachte er und bemühte sich, seine Besorgnis nicht allzu deutlich zu zeigen.
»Anthony hat angerufen.« Sie pflückte einen Heuhalm aus seinem Haar. »Warum hast du mir nichts davon gesagt, dass dich Alexander Blackwell besuchen wird?«
»Ausgezeichnet.« Ramsey war unglaublich erfreut, dass Danes Familie noch nicht völlig ausgestorben war. »Ich wusste nicht, dass überhaupt noch ein Blackwell existiert. Ich wollte bloß die Reederei kaufen.«
»Warum? Nach zwanzig Jahren kann sie doch sowieso nur noch ein Name auf dem Papier sein.«
»Vielleicht.« Er zuckte mit den Schultern. »Seine Ankunft ist erst der Anfang. Ich schulde Dane eine ganze Menge. Dafür zu sorgen, dass sein Erbe erhalten wird, ist nur ein geringer Ausgleich für all das, was er mir gegeben hat.«
Die Zuneigung in seiner Stimme rührte sie. Sie waren wie Brüder, erkannte sie, und er vermisste ihn. »Ich wünschte, ich hätte Dane gekannt. Er scheint ein bemerkenswerter Mann gewesen zu sein.«
»Er hätte dich gemocht, Penn, selbst wenn du mir nur den Gedanken nahe gebracht hättest, dass es Wertvolleres gibt als ein Leben auf See.«
»Welche Ehre!« Ihr Herz hämmerte wie wild. »Obwohl ich nicht glaube, dass du wirklich große Hilfe von mir erhalten hast.« Es schmerzte, ihn anzusehen und zu wissen, dass vielleicht bald alles vorüber war. Sie kämpfte gegen die Verzweiflung an und versuchte, den Mut aufzubringen, ihm alles zu erzählen.
Ram suchte ihren Blick, während seine Besorgnis wuchs. »Penelope!« Sie sah aus, als würde sie gleich anfangen zu weinen, und er streckte die Hand aus, um ihr das Haar von der Wange zu streichen. Dann sah er den Schmutz auf seiner Hand und zog sie zurück.
Sie zwang sich zu einem strahlenden Lächeln. »Wo ist der Trainer?«, platzte sie heraus. Seine Stirn legte sich in tiefe Falten. Es lief ihm unbehaglich den Rücken hinunter.
Sie konnte ihn nicht täuschen. Ganz und gar nicht. »Mister Crane ist gegangen, um bei seiner Tochter zu sein.«
Sie nickte, und ihr Blick versenkte sich in seine dunklen Augen und fand Frieden. »Oh, ja«, sagte sie, als ob sie sich gerade wieder erinnere. »Sie hat ja heute einen Wettkampf.« Ram runzelte die Stirn zum Zeichen, dass er nicht verstand. »Sie ist Turnerin, eine von Tess’ Schülerinnen.«
Ram lächelte erfreut darüber, dass sie sich nicht von ihren Angestellten distanzierte, wie er es zunächst erwartet hatte. »Ich habe ihm angeboten, an seiner Stelle die noch ausstehenden Arbeiten zu verrichten.«
»Dieses Pferd ist ein Vermögen wert, Ramsey, und es bedarf der ständigen Pflege.«
Er stützte eine Hand in die Hüfte. »Willst du damit sagen, dass ich dafür nicht tauge?«
»Nein.« Penny krauste die Nase. »So wie du riechst, bist du ganz bestimmt tauglich.«
Gnadenlos näherte er sich ihr bis auf Haaresbreite. »Wann hast du das Tier das letzte Mal geritten?«, kam es mit heiserer Stimme, und in ihrem Inneren läuteten sämtliche Glocken der Erregung Sturm.
»Eines von diesen?«, fragte sie. »Es sind Rennpferde. Sie werden von professionellen Jockeys geritten.«
»Offensichtlich nicht gut genug. Ich sehe keine Auszeichnungen .« Er deutete mit dem Kopf auf die leere Trophäenwand und ließ dann seinen Blick mit heißer, besitzergreifender Leidenschaft über ihren Körper laufen.
»Sie werden von der Steuer abgesetzt.« Ihre Stimme klang wie die eines kleinen Mädchens, das von
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