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Der Fremde aus dem Meer

Titel: Der Fremde aus dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy J. Fetzer
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Kehle hochrang. »Ich habe Angst.«
    Zaudernd sah er sie mit ernstem Ausdruck an. Er wartete und wartete, dass sie zu ihm käme, während er das Gefühl hatte, ihre gemeinsame Zukunft zerfiele zu Staub. Tief sah er ihr in die grünen Augen, wobei er betete, sie möge die Liebe sehen, die er ihr entgegenbrachte, als wäre sie ein Teil seiner selbst.
    Penelope schluckte schwer und atmete tief ein. »Ich war rauschgiftsüchtig«, brach es aus ihr heraus. Seine Brauen hoben sich ein wenig. »Kokain.« Langsam stieß sie sich von dem Baum ab, und ihr Blick ging zum Horizont, wobei sie ihm ihr Profil bot. »Ich war Margaret weggelaufen. Wir hatten einen Riesenkrach gehabt, und ich war zu starrköpfig zuzugeben, dass ich Unrecht hatte.«
    »Das überrascht mich nicht.«
    Einen Augenblick lang verzogen sich ihre Lippen. »Ich lebte auf den Straßen und ging der Polizei aus dem Weg. Weil ... wenn sie mich aufgegriffen hätten, hätten sie vielleicht Margaret verhaftet. Dass sie sich um mich kümmerte, na ja, das war nicht legal.« Erinnerungen strömten auf sie ein, und sie sank mit den Knien in den Sand. »Ich war so lange weggeblieben, dass ich einfach nicht zurückgehen konnte. Ich war zu stolz, zu entschlossen, aber auch wirklich alles selber zu machen.«
    Sie hob einen Zweig auf und grub damit im Sand. »Mein Gott, du würdest es nicht für möglich halten, was für Orte und Dinge ich gesehen habe. Menschen, die betrunken in ihrem eigenen
    Erbrochenen schliefen, Süchtige, die sich das Heroin direkt in die Adem spritzten, Kinder, noch jünger als ich, drehten krumme Dinger auf den Straßen.« Sie warf ihm einen Seitenblick zu, als er sich zu ihr auf den Boden setzte. »Es waren Jungen und Mädchen. Ich lernte Taschendiebstahl, Einbruch in Läden, alles, was ich können musste, um das zu bekommen, was ich brauchte: Nahrung, Geld, Drogen. Mein Gott, ich habe sogar meine Freunde reingelegt, um das Geld für meine Sucht zu bekommen.«
    Sie schüttelte den Kopf und warf das feuchte Haar über die Schulter. Vor Scham bekam sie fast keine Luft mehr, und ihre Worte kamen aus einem dunklen, hohlen Raum in ihrer Brust. »Ich habe für einen Fotografen Modell gestanden. Nackt.« Er sagte nichts dazu. Sie schluckte und hatte Angst, ihn anzusehen, zwang sich aber, seinem dunklen Blick zu begegnen. Seine Miene verriet nichts. »Ich habe es für Geld getan.« Sie musste es ihm verständlich machen. »Für noch mehr verdammte Drogen!«
    Sie schnappte nach Luft, und der Kummer machte ihre Stimme schwer. Sie wusste, dass sie vielleicht das einzige Glück zerstörte, das sie je gehabt hatte. »Nach dem ersten Klicken dieses Kameraverschlusses wusste ich, dass ich tiefer nicht mehr sinken konnte. Später habe ich dann den Film gestohlen und bin abgehauen.« Erschöpft seufzte sie auf.
    Ramsey ging behutsam vor. Es war ihm klar, wie empfindlich sie war, während sie Fehler und Versagen vor ihm ausbreitete. Sie hat die Drogen genommen, um ihrer Einsamkeit zu entkommen, dachte er und bewunderte sie dafür, dass sie es geschafft hatte, der Versuchung zu widerstehen. Denn er hatte mit Opium experimentiert und wusste, welche Wonnen des Vergessens es verschaffte.
    »Himmel, Ramsey!« Sie schlug auf den Sand, ohne ihn anzusehen. »Sag doch etwas dazu!«
    Ihre unterdrückten Tränen schnitten ihm ins Herz. Er wand ihr den Zweig aus den starren Fingern, während er die andere Hand zärtlich streichelte. Sie setzte ihr Herz für ihn aufs Spiel, für sie beide, und er würde sie nicht enttäuschen. »Damals hast du dann Anthony getroffen?«
    Sie nickte düster und schniefte hinter einem Vorhang aus Haaren. »Einige Monate später. Er war ein viel größerer Retter, als er es selbst für möglich halten würde. Ich habe so verzweifelt versucht, alles in meinem Leben in Ordnung zu bringen.« Dumpf schlug sie mit der Faust gegen ihren Schenkel, während sie sich mit der anderen Hand an ihm klammerte. »Ich hatte eine zweite Chance und wollte nicht, dass irgendjemand erfuhr, was für eine Vergeudung menschlichen Lebens meine frühere Existenz gewesen war, was für eine feige, asoziale widerliche Person ich war, die anderen Menschen um sich herum geschadet hatte, bloß um weitere zehn Minuten high zu sein.«
    Heilige Mutter Gottes, dachte Ramsey, sie kann damals nicht älter als fünfzehn gewesen sein. »Es ist nicht so zerstörerisch, wie du vielleicht glaubst. Erinnere mich gelegentlich daran, dass ich dir einmal erzähle, was ich als Sklave alles getan

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