Der Fremde aus dem Meer
drohte.«
»Genau das meine ich auch.« Downing blätterte den Bericht durch und gab vor zu lesen. »Und weil du keine tote Frau für Einbruchsdiebstahl verhaften kannst, spüre den Lebenden nach.«
Pete spulte das Band zurück. »Hamilton ist mitschuldig an dem Verbrechen.«
Downings Kopf ruckte hoch. »Glaubst du, das könntest du nach dem hier noch anbringen?« Er deutete auf das Fernsehen. »Wir spielen doch die Guten, Pete. Das Beweismaterial ist verbrannt, aber du kommst doch noch ganz billig an was anderes. Wenn auch nur n bisschen was Wahres an dem dran ist, was die Hamilton erzählt, dann werden wir noch ein paar Einschusslöcher in dem Mustang finden, den die Renfrew gefahren hat. Und die werden wir dann mit Owen in Zusammenhang bringen.« Sie streckten gerade beide die Arme nach ihren Jacken aus, als die Tür des Büros aufflog.
Der Captain des Reviers steckte seinen Kopf zur Tür herein.
»Schon das Interview gesehen?« Sie nickten. »Den Burschen im Hintergrund auch?«
Mathers runzelte die Stirn. Er wollte gerade in seine Jacke schlüpfen und hielt inne. »O’Keefe?«
»Nee, der ältere, der Grauhaarige.«
Mathers griff sich die Fernbedienung und machte das Fernsehen wieder an, wobei er das Band zurückspulte und die schnell vorbeihuschenden Gestalten absuchte.
»Ihr seid mir ja schöne Detektive!«, sagte der Captain ziemlich säuerlich. Er trat nicht ins Zimmer, als ob er befürchtete, dadurch an Autorität zu verlieren. »Da!« Er zeigte auf das Band. Mathers hielt die Aufnahme an und beugte sich vor, um die Gestalt näher zu betrachten.
»Ja und?« Der sieht aus wie einer von den Nachrichtenleuten, dachte Pete.
»Das ist Alexander Blackwell.«
Verblüfft starrte Pete erst seinen Partner, dann den Captain an.
»Ich war ein Anfänger, als er eins von den großen Tieren hier in der Stadt war. Und nun nehmt noch das Interview dazu und dass man lange geglaubt hat, er wäre tot. Außerdem ist er eng mit Rothmere verbunden. Nun steht er in Penelope Hamiltons Haus, als ob er dort lebte.« Der Captain warf eine dicke Akte mit dem Vermerk »Geheim« auf Petes Schreibtisch. »Und dann lest das hier!«
38
Die fünf Doppeltüren des Kinos flogen auf, und Scharen von Reportern stürzten nach draußen. Jeder von ihnen wollte unbedingt als Erster die Geschichte über den Sender zu bringen.
Eine schlanke Blondine nahm den Platz vor der Kamera ein und nickte ihrem Regisseur zu.
»Wir gehen auf Sendung. Fünf, vier, drei, zwei...« Er gab das Zeichen.
»Wir sind hier vor dem Kino der Universal Studios, in dem die Premierenfeier beginnt«, sagte die Reporterin ins Mikrofon, als das rote Licht anging.
»Und was für ein Fest das geben wird! Die Goldene Maske ist bereits zum unbedingten Muss des Filmjahres erkoren worden. Grandiose Schauplätze, detailgetreue Kostüme und eine spannende Liebesgeschichte, die sich hinter einer täuschenden Maske entwickelt und vor der Öffentlichkeit geleugnet wird. Ein Mann aus dem Volk lernt eine Adlige kennen und entbrennt in großer Leidenschaft für sie. Und glauben Sie mir, die Funken fliegen förmlich von der Leinwand. Aber das alles ist nichts im Vergleich zu dem heutigen Überraschungsauftritt des Stars der Goldenen Maske, Penelope Hamilton, zusammen mit ihrem geheimnisvollen Begleiter Ramsey O’Keefe.«
Hinter der Reporterin winkten begeisterte Zuschauer und riefen in die Kamera.
»Die Begeisterung hier kennt keine Grenzen.« Sie musste schon schreien, um den Lärm zu übertönen, und hielt ihren Kopfhörer in die Menge. »Diese Begeisterung ist dem ungewöhnlichen Auf-
tritt von Miss Hamilton und ihrem Entgegenkommen gegenüber den Medien nach der enthüllenden Sendung heute Morgen zu verdanken. Sie hat mit Fans gesprochen, Autogramme und mehrere Kurzinterviews gegeben, die beweisen, dass sich die früher sehr zurückgezogen lebende Schauspielerin wirklich verändert hat.«
Sie holte tief Luft, als der Techniker ihr zu verstehen gab, dass jetzt die Filmrolle lief, die früher aufgenommen worden war. Sie richtete ihr mit Pailletten besetztes Kleid und wartete auf den erneuten Countdown für die Live-Sendung. »Obwohl ihr Begleiter O’Keefe noch kein Wort vor der Kamera gesprochen hat, ist er kein einziges Mal von ihrer Seite gewichen. Und das scheint ihr auch keineswegs etwas auszumachen.« Im Hintergrund grölte die Menge wieder los, und die Reporterin ließ den Blick über den Platz gleiten. Dann gab sie dem Kameramann ein Zeichen. »Es gibt keinen
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