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Der Fremde aus dem Meer

Titel: Der Fremde aus dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy J. Fetzer
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sonnenbeschienenen Terminal. Sie konnte Ramsey nicht entdecken, und plötzlich war ihr klar, dass es keine so tolle Idee gewesen war, ihm die Schlüssel für den Jaguar zu geben. Er hatte einfach keine Erfahrung mit Autos.
    Die Motoren des Jets heulten auf, die Räder setzten sich in Bewegung.
    »Anschnallen, Miss Hamilton«, kam die Stimme über Funk. »Der Start ist freigegeben.«
    Geistesabwesend schnallte sich Penny an und starrte aus dem Fenster.
    Die Maschine rollte aus dem Terminal, und da sah sie ihn. Vornübergebeugt, hing sein dunkler Kopf zwischen den ausgestreckten Armen, die Hände flach auf einem Zeitungsautomaten. War ihm wieder schwindlig?
    Abrupt richtete er sich auf und drehte sich in ihre Richtung. Seine Augen wurden groß wie Münzen, sein Blick war auf das
    Flugzeug geheftet. Der Wind hob Strähnen seines langen Haares hoch, zauste an Hemd und Jackenzipfeln, während er reglos dastand.
    Niemals hat er wohl deplatzierter ausgesehen als jetzt, dachte sie, und in ihrem Herzen ging etwas vor, was sie nicht begreifen konnte.
    Er ist allein. Und ich habe ihn im Stich gelassen.
    Nein, das habe ich nicht. Er ist ein großer Junge, sagte sie sich. Er wird schon zurechtkommen.
    Aber wieso verstand er nichts von Autos, und wieso war er neugierig wie ein Kind, was Handys anging? Konnte er wirklich dermaßen ahnungslos sein?
    Plötzlich drückte sie die Sprechfunktaste. »Stoppen Sie das Flugzeug, Daniel.«
    »Wie bitte? Miss Hamilton, wir sind gerade dabei...«
    »Halten Sie an, sofort!«
    Penny war aufgesprungen und stand an der Tür, drückte Knöpfe, ließ die Treppe hinunter, noch ehe die Räder den Boden berührten. Während der Kabinendruck abfiel, drang die feuchte Morgenluft der Bahamas hinein. Das Flugzeug war noch nicht zum Stehen gekommen, da lehnte sie sich bereits hinaus und rief laut: »Mister O’Keefe!«
    Blinzelnd sah er in das Sonnenlicht. Penny winkte ihn zu sich heran und brach beinahe in Lachen aus, so verdutzt blickte er drein, als er sie erkannte.
    »Mamsell Hamilton?«, sagte er beinahe tonlos in unverhüllter Ehrfurcht. Mit langsamen Schritten kam er auf das Flugzeug zu. Und äußerst vorsichtig, wenn sie das richtig sah.
    »Kommen Sie!« Sie winkte ungeduldig. »Noch haben wir Starterlaubnis.«
    Dies ist das Dümmste, was ich je getan habe, dachte Penny. Aber sie konnte ihn nicht zurücklassen. Nicht wenn er aussah wie ein kleiner, im Zirkus verloren gegangener Junge, der sich nicht entscheiden konnte, ob er seine Familie suchen oder sich die Drei-Uhr-Vorstellung ansehen sollte. Er kam auf den Jet zu, klopfte auf die Tragfläche, den Rumpfund stieg dann langsam die Aluminiumstufen hinauf.
    »Würden Sie bitte weitergehen, Mister O’Keefe. Schnell!«
    Als er das nicht tat, sondern mit der Hand weiter über das Lukenschloss aus Gummi fuhr, ergriff sie ihn am Arm und zog ihn mit einem Ruck hinein. Der Kopilot sicherte die Tür, während sie Ramsey zu einem Sitz führte. Penny drückte den schwarzen Sprechfunkknopf.
    »Okay, Daniel, es kann losgehen. Und Daniel...«
    »Ja, bitte, Miss Hamilton?«
    »Danke.«
    »Bei uns ist der Kunde König, Ma’am.«
    Räder rollten, der Druck glich sich aus, und Penny schaute auf Ramsey. Wie er es schon mit allem getan hatte, was ihm begegnet war, überprüfte er auch jetzt wissbegierig seine Umgebung, klopfte auf die Polster, befühlte die Verkleidung aus Velours und rüttelte an dem kleinen, im Boden festgeschraubten Tisch. Es war irgendwie rührend.
    »Setzen Sie sich hierhin«, sagte sie und tauschte den Platz mit ihm, so dass er am Fenster saß. Wie eine Mutter schnallte sie ihn an. Das Klicken des Gurtes lenkte seine Aufmerksamkeit zurück ins Innere des Flugzeugs.
    Ramsey fragte sich, ob man bei all diesen Vehikeln ein Gurtwerk brauchte. Er warf einen Blick nach draußen, als das silberne Vogel-Schiff losratterte. Die Welt schien zu rasen und sie einzuholen. Das Rattern wuchs zu lautem Geheul an.
    »Was für eine Art Metallschiff ist das?« Sein Blick wanderte durch das Innere der Maschine.
    »Ein Flugzeug. Um genau zu sein, ein Lear Jet.« Er war nicht beeindruckt.
    »Es fährt über die Straßen wie die Silberkutsche?«
    Penny zog die Augenbrauen zusammen. »Nein«, sagte sie vorsichtig. »Es fliegt.«
    Ramsey schluckte. Seine Kehle war staubtrocken. »Sagt mir, dass das nicht wahr ist, Weib. Ballons und Vögel fliegen, Metall doch nicht ...« Er blickte zum Fenster. »Großer Neptun!« Er umklammerte den dünnen Fensterrand, wobei seine

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