Der Fremde aus dem Meer
sein Blick schweifte über die Dinge, die auf der grünen Bettdecke verstreut waren. »Morgen früh verlasse ich das Land.«
Rams Brauen schossen in die Höhe.
»Ich habe Geschäfte zu erledigen ...« Anthonys Blick wanderte wieder zu dem Bett, dann zurück zu Ram. »... muss einige Leute treffen, Verträge unterzeichnen, Klienten hätscheln.« Sein Blick war wieder unterwegs zu den Gegenständen, als er plötzlich losplatzte. »Mein Gott, Ramsey, ist das ein Astrolabium?« Mit schnellen Schritten ging Anthony zum Bett und hob das Instrument behutsam hoch. »Tatsächlich!« Er untersuchte es, griff in seine Jackentasche nach seiner Brille, setzte sie auf und betrachtete es noch eingehender. »Großartig!« Er wendete es in seiner Hand. »Ist es tatsächlich aus Gold und Silber gemacht?«
Ram nickte nur einmal und suchte verzweifelt nach einer glaubwürdigen Erklärung. Ganz offensichtlich war etwas Derartiges in diesem Jahrhundert nicht mehr gebräuchlich.
»Darf ich?« Anthony deutete auf den Sextanten. Ramsey konnte die Bitte nicht ohne Begründung abschlagen und reichte ihm das Instrument.
Sorgsam untersuchte Anthony das Gerät. Es war in ausgezeichnetem Zustand, gut geölt und staubfrei, und er wunderte sich über die von Hand eingravierten Markierungen. Als er es umdrehte, fiel sein Blick einen Augenblick lang auf den Namen, der sich in feiner Goldschrift über den schmalen Fuß zog.
Sein Blick ging zu Ramsey. »Ich nehme an, dass Sie mir sagen werden, dass dieser R. M.G. O’Keefe ein Vorfahre von Ihnen ist, oder?«
Ramsey sah ihn nachsichtig an und nahm ihm wortlos den Sextanten aus der Hand, legte ihn in die Kiste zurück und schloss den Deckel.
»Na, kommen Sie schon, Ramsey. Raus mit der Sprache. Die Inschrift ist allzu auffällig, als dass sie bloßer Zufall sein könnte.« Alles an diesem Mann sprach dafür, dass es sich um mehr als ein seltsames Zusammentreffen handelte.
»Ich bitte Euch, Antony, fragt nicht, denn ich kann Euch nichts sagen, was Eure Neugier befriedigen würde.« Mit dem Rücken zu ihm sammelte er die Papiere zusammen.
»Versuchen Sie es, Ram. Ich bin gar nicht so schwer zufrieden zu stellen.«
Ramsey verharrte einen Augenblick reglos, wobei er seinem neuen Freund einen Blick zuwarf. »Nein, ich kann es nicht.«
Anthonys Blick suchte in dem Stapel von Büchern und Papieren nach einer Antwort. Einen Augenblick lang glaubte er, die Handschrift auf einem der Umschläge erkannt zu haben, aber Ramsey warf die Ölhaut über das ganze Durcheinander, bevor er sie eindeutig hätte erkennen können.
Ram sah Anthony an. Er war noch nicht bereit, sein Geheimnis jemandem mitzuteilen. Noch nicht. »Vielen Dank für Euer Interesse«, sagte er, keineswegs unfreundlich. »Gibt es etwas, was ich für Euch tun kann, während Ihr verreist seid?«
Überrascht blinzelte Anthony. »Tja, äh, nein, oder vielleicht doch«, sagte er langsam. »Sie könnten hier bei Penelope bleiben.«
Stirnrunzelnd wandte sich Ramsey ab. Er ging zum Fenster, legte seinen Unterarm gegen den oberen Teil des Rahmens und beobachtete das Meer. »Ich hatte eigentlich vorgehabt, mir ein eigenes Quartier zu suchen, und zwar so schnell wie möglich.« Er konnte nicht weiter in ihrem Haus leben, zumal er sich jetzt selbst ein eigenes leisten konnte. Ungeachtet der Tatsache, dass sie eigentlich mit Anstands- und Aufsichtspersonen genügend versorgt waren, so schickte es sich doch nicht. Und bei Gott, er konnte das dumme Gefühl nicht loswerden, dass er festgehalten wurde. Doch sie zu verlassen konnte tödlich sein, überlegte er.
»Warum?«
Ram warf ihm einen gleichmütigen Blick zu. »Ich weiß, dass Ihr auch ohne diese Brille nicht völlig blind seid.«
»Na ja, das stimmt.« Anthony glättete seinen Schnurrbart und räusperte sich. »Ich hätte es sein müssen, um es nicht zu bemerken.«
»Seid Ihr zornig?«
»Sollte ich es sein?«
Ram wandte sich vom Fenster ab und fuhr sich durch sein Haar. »Ich verstehe die Beziehung zwischen Euch und der Lady nicht, Anthony. Vergebt mir, wenn ich Eure Rechte verletzt habe...«
»Oh, Moment! Ich habe keine Rechte, was sie angeht, Ramsey. Niemand hat solche Rechtsansprüche auf diese Frau, und ich meine, dass Sie das nach dem heutigen Tag auch wissen müssten.« Es war etwas mehr als nur eine freundliche Warnung. Dann zögerte er und blickte nachdenklich. »Haben Sie mich deshalb am Anfang nicht gemocht?«
»So ist es.«
»Ich liebe sie«, sagte Anthony.
Rams Blick schnellte
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