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Der Fremde aus dem Meer

Titel: Der Fremde aus dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy J. Fetzer
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schon einmal auf der Bühne gestanden hatte. Dann fragte er Anthony.
    »Natürlich, so ist sie ins Geschäft gekommen, über das Sommerprogramm. So hat sie sich hochgearbeitet, wie jeder andere auch, von der Kostümfrau, über den Chor zu kleineren Nebenrollen, bis sie ihre erste Hauptrolle in Dead Orchids bekam. Seitdem ist sie eine vielbeschäftigte Schauspielerin. Irgendwo da drinnen ist das Stück.« Er deutete auf den Schrankboden.
    »Da sind noch dreimal so viel Filme drin. Penelope sieht sich gerne Filme an.« Seine Lippen wurden dünn. »Leider allein.«
    Ramsey hielt den Film an. »Wie hast du sie kennen gelernt, Antony?« Die Frage ließ ihn nicht los, seit dem Augenblick, da er den Waliser getroffen hatte.
    Bei der Erinnerung an die Kaugummi kauende Sechzehnjährige musste Anthony lächeln. Sie hatte ausgesehen, als sei sie seit ihrer Geburt mit den Hells Angels auf Tour gewesen. Hart, verbittert... zornig. »Sie probte gerade, war altklug, rebellisch bis ins Mark, rauchte Kette und fluchte wie ein Seemann.« Er schüttelte den Kopf und sah Ramseys erstaunten Gesichtsausdruck. Er hätte nicht so viel sagen sollen. »Es war ein Romeo-und-Julia-Stück aus dem Sommerrepertoire. Sie war Julia und ziemlich schlecht, aber voller Leidenschaft, und ich wusste, mit etwas Übung würde sie gut werden. Wie gut, das wusste ich da noch nicht.« Er zuckte mit den Achseln. »Ich wurde ihr Schauspiellehrer, Agent und Beschützer, denke ich.«
    »Das war sehr großmütig von dir, Antony. Aber hatte sie keine Eltern, die ihr mit Rat und Tat zur Seite standen?«
    Anthony gab keine Antwort und wandte den Blick ab, als er sich an frühere Versprechen erinnerte. »Nein«, sagte er, richtete den Blick wieder auf seinen neuesten Freund und unterdrückte das Bedürfnis, mit der Wahrheit herauszuplatzen. »Wenn du mehr wissen willst«, murmelte Anthony, den Blick auf seine Schuhe geheftet, »musst du Penelope fragen.« Er warf ihm einen vorsichtigen Blick zu. »Schonend.«
    Ramsey nickte gedankenverloren, und ohne dass er etwas tat, wurde der Bildschirm lebendig, gerieten die Bilder in Bewegung, begannen zu sprechen. Völlig verzaubert sank Ram in die weiche Couch zurück.
    »In diesem Film spielt sie ein Waisenkind, eine Novizin, die seit ihrer Kindheit abgeschieden in einem Kloster unter der Fuchtel von Nonnen lebt, bis ihr richtiger Vater kommt und sie zurückholt.«
    »Blöder Hund! Wieso in Gottes Namen lässt er sein Kind an einem solchen strengen, kalten Ort?«
    Anthony lachte. »Er wusste gar nicht, dass es sie gab, und denk daran, Ramsey, es ist nur ein Film, so etwas wie ein Theaterstück. Du hast doch schon ein Stück gesehen, oder?«
    »Gewiss.«
    Da blitzte wieder diese Unschuld auf, als sei er gerade auf die Welt gekommen. Theaterstücke hatte er gesehen, aber keine Filme, er behauptete, Kapitän zu sein, und kam doch an wie ein Neugeborener, ohne moderne Kleidung, ohne einen Cent in der Tasche, zumindest nicht mit Geld in gängiger Währung. Er war rücksichtsvoll, beschützte Penelope und hatte seinen Stolz. An-thony fragte sich, wann das Leben unter Penelopes Dach dazu führen würde, diesen ungeheuren Stolz zu verletzen. Oder war das bereits eingetreten? Wollte er deshalb in eine eigene Wohnung ziehen? Und du bist dabei, alles für ihn zu riskieren, meldete sich eine Stimme in ihm. Anthony rieb sich über das bärtige Kinn, dann strich er sich über den Schnurrbart.
    Ramsey merkte ihm seine Unentschlossenheit an. »Du möchtest doch etwas sagen, Antony. Sag es einfach geradeheraus. Wir sind doch Freunde.«
    Anthony lächelte und fühlte sich seltsam geehrt. Er nahm die Fernbedienung und hielt den Film an. »Es könnte sein, dass einiges in den Zeitungen steht. Darüber, dass du hier wohnst.«
    Plötzlich sah Ramsey aus wie ein Topf, der gerade überkochte.
    »Entspann dich, das ist normal. Berühmtheiten werden genau unter die Lupe genommen, und Penelope weiß das. Polizeiberichte sind öffentlich zugänglich, und wenn die Reporter erst einmal Lunte gerochen haben, lassen sie nicht mehr los. Das ist einer der Gründe, weshalb ich dich darum gebeten habe, hier zu bleiben, egal, was du in den Zeitungen liest oder was sie sagt.«
    »Wird sie sich tatsächlich so aufregen?«
    »Milde ausgedrückt, ja. Haben wir ein Abkommen?«
    Ramsey lächelte schwach. »Mein Wort habe ich dir schon gegeben, Waliser, oder würdest du es auch noch gerne mit Blut unterschrieben haben?«
    »Damit verlasse ich dich. Ich schaffe es gerade

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