Der Fremde aus dem Meer
deshalb gefeit war gegen meinen Charme.«
»Und du behauptest, dass ich das nicht bin?«
Ramseys Blick senkte sich auf ihre Brüste und verweilte auf dem winzigen Medaillon. Ihre prallen Brustknospen zeichneten sich unter dem Seidenstoff ab. Sein Blick erfasste schnell den ihren, und leicht lächelnd sagte er in spöttischen Ton: »Dein Körper kennt mich sehr gut, Penelope, selbst wenn dein Herz nein sagt.«
Er fuhr fort, Klavier zu spielen.
»Nur weiter so, Ramsey.« Bockig wie ein kleines Kind verschränkte sie die Arme. »Mit jedem Augenblick pinselst du dich nur weiter in die Ecke.«
Seine Augenwimpern senkten sich über ein herausforderndes Glitzern. »Soll ich beweisen, dass du Unrecht hast?« Ramsey versuchte, seine Beherrschung zu bewahren. Aber mit den klaren Anzeichen ihres leidenschaftlichen Begehrens, das ihm wie das Schmettern von Trompeten entgegenschlug, konnte er nur noch daran denken, wie sehr diese rosigen Hügel nach seiner Aufmerksamkeit verlangten. Er konnte den aufregenden Duft ihrer Haut riechen und wurde unruhig. Oh, Gott, du bist wie ein wildes Tier in der Brunst, und es ist ein verdammt glücklicher Umstand, dass du gerade sitzt.
»Anmaßung ist kein Charme, Ramsey. Und du hast etwa so viel Charme wie ein Pfingstochse.«
Er lachte in sich hinein. »Und du, meine Liebe, bist so durch-sichtig wie Ölpapier ... für mich«, betonte er, wobei er ihr einen lüsternen Blick zuwarf.
Penny wirbelte herum, trat einen Schritt vor und drehte sich dann zu ihm um. »Ich dachte, die Kerle von deiner Sorte wären schon alle tot.«
»Von welcher Sorte?«
»Na, die eingefleischten männlichen Chauvinisten!«
Verständnislos runzelte Ramsey die Stirn. Dann erinnerte er sich an Tess’ Erklärung des Wortes: Ein Mann, der zuerst mit dem Inhalt seiner Hosen denkt.
Er strahlte. »Diese Schwäche habe ich nur bei dir.«
»Da kann ich mich ja glücklich schätzen«, sagte sie matt, und es entstand ein Schweigen zwischen ihnen, das die Atmosphäre immer prickelnder werden ließ.
»Hast du die Kiste geöffnet?«
Überrascht von dem plötzlichen Themenwechsel und der Aura, die ihn umgab, holte sie tief Luft. »Nein.«
Seine Schultern fielen nach vorne, und er hörte auf zu spielen. »Das habe ich mir gedacht.«
»Was soll das heißen?«, fragte sie, obwohl seine Enttäuschung nur allzu deutlich war.
Ramsey nahm das Cocktailglas und ließ den Brandy darin kreisen. Dann nahm er einen Schluck.
»Also was?«, stieß sie hervor, gerade als sie seinen goldenen Siegelring bemerkte.
Langsam ließ er den Brandy die Kehle hinunterlaufen, wobei er sie dadurch in Wut versetzte, dass er ihre Gegenwart ignorierte. Sie machte einen drohenden Schritt auf ihn zu. Er warf ihr einen Seitenblick zu und hob eine Braue.
Mein Gott, sie fing an, diesen hoheitsvollen Gesichtsausdruck zu hassen.
»Für wen spielt es eine Rolle, ob ich die Kiste öffne oder nicht?«
»Für den Blackwell, der sie dir hinterlassen hat.« Sorgfältig setzte er den Schwenker auf dem Klavier ab, wobei er seine eigenen Bewegungen beobachtete.
»Was ist denn mit deinem Paket? Was hast du mit alledem zu schaffen?« Sie hatte ihn sagen hören, dass er ein Angehöriger der Revolutionären Nordamerikanischen Marine im Range eines Richters gewesen sei. Diese Unmöglichkeit gab ihr das Gefühl, dass er sie beschwindelte.
»Ich habe meins geöffnet.« Er starrte noch immer auf den Schwenker.
»Was hat das mit meiner Kiste zu tun?«
»Nichts. Und ich war es ja auch nicht, dem die Kiste übergeben wurde, Penelope«, sagte er leise und scharf.
»Und ich sage dir, dass ich keinerlei Beziehung zu etwas so Altem wie dieser Seemannskiste habe.«
Mit eiskalten Augen blickte er sie durchdringend an. »Sag mir, Weib, dass dir nichts an der Seemannskiste vertraut vorkam, dann will ich glauben, dass du ganz einfach gleichgültig und kalt dem letzten Willen eines Verstorbenen gegenüber bist.«
Penny fuhr zurück. Sie hatte ihn noch nie so frostig reden hören, und das auch noch ihr gegenüber. »Warum bedrängst du mich so?«
»Los, sag es mir!«, forderte er sie auf und hieb mit der Faust so fest auf die empfindlichen Tasten, dass Penny zusammenzuckte.
»Ja, ja. Ist ja schon gut. Die Handschrift war die von Tess. Meiner Tess.« Sie schlug sich gegen die Brust. »Aber es ist nicht möglich, verstehst du? Sie war erst fünfundzwanzig, und dieses Ding ist seit 1839 versiegelt!«
»Dann tu deine Furcht ab, Weib, bei Triton, und geh und öffne um der paar
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