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Der fremde Gast - Link, C: Der fremde Gast

Der fremde Gast - Link, C: Der fremde Gast

Titel: Der fremde Gast - Link, C: Der fremde Gast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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Leichtigkeit in eine mehr oder weniger hirnlose Gattin verwandeln können, deren Tagesablauf im Golf- und Tennisspielen, in ausgedehnten Einkaufstouren und im gelegentlichen Veranstalten irgendwelcher Wohltätigkeitsfeste besteht, und die man entweder beim Friseur oder bei der Kosmetikerin oder bei irgendeiner bescheuerten Anprobe von Cocktailkleidern antrifft. So wie meine Frau, mit der ich es ja auch letztlich nicht mehr ausgehalten habe. Aber du warst so anders. Ich fand es großartig, wie intensiv du gearbeitet hast, wie du erzählt hast von den hunderttausend Problemen, die jeden Tag an dich herangetragen wurden, die dir manchmal so nahe gingen, dass du nachts nicht schlafen konntest, denen du dich aber immer wieder voller Mut und Energie gestellt hast. Ich sehe mich noch mit Felix abends bei euch vor dem Kamin sitzen und einen Whisky trinken, und irgendwann ziemlich spät kamst du nach Hause, von irgendeiner Problemeltern-Sprechstunde oder einem Gewaltpräventionsseminar oder was auch immer, du warst müde, aber erfüllt, und du wirktest so jung, so energiegeladen und so völlig anders als die Frauen, mit denen ich sonst umging. In deinen Jeans und Pullis und mit deinen langen Haaren, die immer störrisch aussahen und nie nach tollem Friseur, und dann diesem billigen Glasperlenschmuck, für den du eine unerklärliche Vorliebe hast … Das alles zusammen …« Er suchte nach Worten, blickte dabei in ihr wieder kühles, so unerreichbar distanziertes Gesicht und spürte, dass er gegen eine Wand redete.
    »Ach, Rebecca«, sagte er, »ich will nicht begreifen, weshalb wir beide einander nicht einmal mehr sehen dürfen. Ich
verstehe das alles nicht. Deine ganze Entwicklung. Wohin ist denn diese unerschütterlich starke Frau verschwunden, die du einmal warst?«
    »Das hat dich nicht zu interessieren«, erwiderte sie kühl.
    Er hätte sie schütteln mögen. »Du gehst hier unter, Rebecca. Du stirbst. Du stirbst entweder, weil du irgendwann selber dafür sorgst, oder aber es wird ein innerlicher Tod sein. Dann bist du nur noch eine Hülle, die atmet und deren Herz schlägt, aber an der nichts sonst mehr lebt. Und wenn du mich fragst, diese zweite Variante des Sterbens hast du schon verdammt weit umgesetzt.«
    »Das ist meine Sache.«
    »Du willst also so weitermachen? Dich hier vergraben, das Haus putzen, an Felix denken und deine Zukunft wegwerfen mit allem, was sie dir noch zu bieten hätte?«
    Sie sah ihn spöttisch an. »Was hätte sie mir denn zu bieten? Dich?«
    Sein Ärger flammte auf, als habe jemand Öl in eine schwelende Glut gekippt, und er dachte: Ich muss es nicht tun. Ich muss nicht hier stehen und mich von ihr beleidigen lassen. Soll sie doch zum Teufel gehen!
    So ruhig er konnte, sagte er: »Ich werde jetzt gehen. Ich habe alles versucht. Ich werde auch nicht wiederkommen, das verspreche ich dir. Du bist eine erwachsene Frau, und du musst selbst wissen, was du willst.«
    Verdammt, dachte er, ich rede wie ein beleidigter alter Mann, dessen gute Ratschläge von der uneinsichtigen Jugend ignoriert werden. Ich wollte etwas anderes sagen. Etwas ganz anderes.
    »Auf Wiedersehen, Rebecca«, sagte er, wusste dabei, dass er auf den obligatorischen Wangenkuss zum Abschied verzichten würde, »und trotz allem, wenn du Hilfe brauchst, dann wende dich bitte an mich. Es könnte ja sein …« Er
machte eine hilflose Handbewegung. Rebecca stand unbeweglich wie eine Salzsäule.
    Als er hinaus in die Sonne trat, war ihm klar, dass er wegmusste. So schnell wie möglich. Je länger er in ihrer Nähe blieb, umso größer war die Gefahr, wieder schwach zu werden, sich um sie zu bemühen und von ihr gekränkt zu werden. Er würde jetzt sofort zu seinem Hotel fahren.
    Ihm fiel noch etwas ein, und er steckte noch einmal den Kopf zur Küchentür hinein. Rebecca stand noch immer unbeweglich genau dort, wo er sie verlassen hatte.
    »Das junge Paar«, sagte er, »läuft um vier Uhr unten im Hafen ein. Vielleicht holst du sie ab? Andernfalls müssen sie eben selber sehen, wie sie hierher kommen. Ich checke jetzt im Hotel aus und mache mich noch heute auf den Heimweg nach München. Auf mich kann jedenfalls keiner von euch mehr zählen.«
    Sie gab durch nichts zu erkennen, ob sie ihm überhaupt zugehört hatte.
    3
    Um die Mittagszeit beschloss Karen, in die Stadt zu fahren und sich irgendetwas zum Anziehen zu kaufen. Es war sehr warm, aber es ballten sich immer mehr Wolken am Himmel, und so würde sie nicht unter stechender Sonne von

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