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Der fremde Gast - Link, C: Der fremde Gast

Der fremde Gast - Link, C: Der fremde Gast

Titel: Der fremde Gast - Link, C: Der fremde Gast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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mir glauben darfst, nur sehr begrenzt Spaß macht, und du musst ausgerechnet diesen Moment nutzen, mich mit deinen haltlosen Verdächtigungen und Vorwürfen zu überziehen! Das ist typisch für dich, Karen! Du hast nicht genug zu tun, und deshalb kannst du dir nicht vorstellen, dass andere Menschen viel zu sehr im Stress stehen, als dass sie sich mit solch hirnrissigen Themen beschäftigen können wie du!«
    Die Tränen brannten hinter ihren Lidern, sie brauchte viel Kraft, sie zurückzuhalten. Das Gespräch hatte den gleichen Verlauf genommen wie immer: Der Spieß wurde umgedreht. Anstatt dass Wolf zu ihren Fragen – in denen Vorwürfe mitgeklungen haben mochten – Stellung nahm, attackierte er sie in der gewohnten Weise, zwang sie in die Defensive und gab ihr das Gefühl, hysterisch und überspannt zu sein und sich
wie üblich falsch verhalten zu haben. Schon stand sie wieder mit dem Rücken zur Wand und betete nur, die Situation möge beendet sein, ehe Wolf irgendetwas sagte, womit sie dann wiederum wochenlang nicht fertig wurde.
    »Ich war eigentlich nur enttäuscht«, sagte sie schließlich mit zittriger Stimme. Sie war ihm nicht gewachsen. Es war immer das Gleiche. Sie war ihm einfach nicht gewachsen.
    Er seufzte. Tief und theatralisch. Sah dann demonstrativ auf seine Armbanduhr. »Wahrhaftig ein gelungener Moment für eine Aussprache. Es wird sich mit Sicherheit äußerst positiv auf meine weitere Karriere auswirken, wenn ich zur Geburtstagsfeier des Vorstandsvorsitzenden zu spät komme. Warum habe ich nicht einfach meinen Abendanzug mit ins Büro genommen und mich dort umgezogen? Warum habe ich es riskiert, hierher zu kommen? Bin ich nicht ein Trottel? « Er schlug sich mit einer übertriebenen Geste an die Stirn.
    »Es ist schon in Ordnung«, murmelte Karen. Sie konnte nicht weitermachen, weil sie jeden Moment losheulen würde.
    »Aha. Und weil es in Ordnung ist, musst du mir hier diese Szene machen?«
    »Ich dachte … ich«, jetzt löste sich eine Träne, »ich dachte, du hättest auch mich fragen können, ob ich mit dir zu Mittag esse. So, wie du mich auch heute Abend hättest mitnehmen können.«
    »Ich halte es nicht aus!«, sagte Wolf. »Man merkt, dass du von meinem Leben keine Ahnung hast. Keine Ahnung! Glaubst du, ich weiß morgens schon, ob ich in der Mittagspause Zeit habe, essen zu gehen? Glaubst du, das ist der Regelfall bei mir? Weißt du eigentlich, wie hart ich das Geld verdiene, mit dem ich dir und den Kindern das sorglose Leben in einem schönen Haus mit großem Garten finanziere?
Normalerweise arbeite ich mittags durch oder hole mir bestenfalls einen Joghurt aus der Kantine, weil ich überhaupt nicht die Zeit habe, mein Büro zu verlassen! Es war eine Ausnahme heute. Eine, wie ich betone, unvorhersehbare Ausnahme. Kurzfristig habe ich beschlossen, einen Terminausfall für ein Mittagessen außer Haus zu nutzen, und eine Kollegin, mit der ich«, er knallte ihr jetzt die Worte wie mit einem Maschinengewehr an den Kopf, » kein Verhältnis habe, hat sich ebenso kurzfristig entschieden, mich zu begleiten. Okay? Ist das in Ordnung für dich? Könntest du mich jetzt vielleicht ins Bad gehen und mich duschen lassen, damit mir eine geringe Chance bleibt, rechtzeitig zu einer für mich nicht gänzlich unwichtigen Abendveranstaltung zu kommen? «
    Er war sehr laut geworden.
    »Bitte, Wolf. Die Kinder …«
    »Den Kindern kannst du gerne nachher erklären, dass du ihren Vater verdächtigt hast, dich mit einer anderen Frau zu betrügen, und dass er daraufhin ein wenig ärgerlich geworden ist. Möglicherweise sind sie bereits alt genug, die Beleidigung zu verstehen, die mit einer solchen Unterstellung einhergeht!«
    Es machte die Sache nicht besser, dass ihr immer mehr Tränen über das Gesicht liefen. »Du hast das ganz falsch verstanden, Wolf. Ich dachte gar nicht, dass du mich betrügst. Nicht so, jedenfalls, wie man betrügen versteht. Ich dachte einfach nur, du hättest auch mal wieder mit mir … ich habe einfach das Gefühl, dass ich überhaupt keine Rolle mehr spiele in deinem Leben, und…« Ihre Stimme versagte, sie konnte nicht weitersprechen.
    Er brachte sein Gesicht ganz nah an ihres heran. Sie spürte seinen Atem und konnte die Kälte sehen, mit der er sie betrachtete. » Können wir dieses Gespräch jetzt beenden?«, fragte er sehr leise und sehr akzentuiert. » Ich meine, wärest du bereit, mich jetzt ins Bad gehen zu lassen? Andernfalls
müsste ich nämlich in irgendeiner Weise meine

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