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Der fremde Gast - Link, C: Der fremde Gast

Der fremde Gast - Link, C: Der fremde Gast

Titel: Der fremde Gast - Link, C: Der fremde Gast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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also der Gärtner dieser Leute sprach mich an und …« Sie verstummte. Sie hatte nicht den Eindruck, dass Wolf ihr zuhörte, und sie merkte, dass sie schon wieder den Boden unter den Füßen verloren hatte. Ihre Inszenierung mit Kaminfeuer, Champagner und Parfüm war ihr bereits entglitten. Sie stand schon wieder da wie ein in die Enge getriebenes Tier und hörte sich Rechtfertigungen stammeln, die niemanden interessierten. Sie verstand einfach nicht, wie es jedes Mal passieren konnte: Er hatte das Haus zuerst angesprochen mit der Bemerkung, die Nachbarn seien länger verreist. Sie war lediglich darauf eingegangen, und in Sekundenschnelle hatte er es so gedreht, als hechele sie ständig die Angelegenheiten anderer Leute durch. Gelangweilte Hausfrau mit dem nervtötenden Hang, sich in Dinge zu mischen, die sie nichts angingen.
    Es stimmte nicht, aber es gelang ihr auch nicht, ihm das klar zu machen. Es gelang ihr insgesamt nicht, das schlechte Bild, das er von ihr hatte, zu verändern.
    Ich bin ihm nicht gewachsen, dachte sie und kämpfte verzweifelt gegen die aufsteigenden Tränen, ich bin nicht klug genug für ihn, nicht schlagfertig genug, nicht selbstsicher genug. Ich bin eine graue, unscheinbare Maus, und vermutlich bedauert er es zutiefst, mich geheiratet zu haben. In seinem Leben habe ich nur noch die Funktion, seine Kinder großzuziehen. Wenn sie erwachsen sind, wird er gehen.
    »Wolf«, sagte sie bittend. In ihrer Stimme klangen die unterdrückten Tränen, was ihn, wie sie wusste, sicher schon wieder wütend machte. »Wolf, es war doch mal anders zwischen
uns. Was … ich meine, was ist passiert? Warum hat sich alles verändert?«
    Er wandte sich ihr zu. Im Schein der Gartenlaterne konnte sie sein Gesicht klar erkennen. Es war ohne die geringste Wärme oder Sympathie.
    »Worüber beschwerst du dich jetzt schon wieder? Glaubst du nicht, es könnte mal einen Tag geben, an dem du nicht jammerst und klagst?«
    » Vielleicht, wenn ich verstehen könnte …« Sie biss sich auf die Lippen. Die verdammten Tränen. Sie ruinierten jeden ihrer Versuche, ein sachliches Gespräch mit ihm zu führen.
    »Was verstehen? Uns? Mich? Dich selbst? Ach, ich erinnere mich, dein Problem ist ja, dass ich ein Verhältnis mit einer Kollegin habe, nicht wahr? Ist es das, was du zu verstehen versuchst?«
    »Ich hatte nicht gesagt, dass du …«
    »Nein? Komisch! Wie unterschiedlich man doch Aussagen interpretieren kann. Hast du mir nicht eine filmreife Szene deswegen hingelegt? Passenderweise an einem Abend, an dem ich besonders müde und abgekämpft war und dann noch zu einem für mich wichtigen Termin wegmusste. Aber was interessieren dich schon meine wichtigen Termine! Oder meine Abgespanntheit! Schließlich gibt es Wichtigeres, worum du kreisen kannst. Dich selbst. Deine Bedürfnisse. Deine Probleme. Deine Sorgen und Nöte! Wie solltest du dich da noch mit meinen beschäftigen?« Er zog zynisch die Augenbrauen hoch und kippte seinen Champagner hinunter.
    Sie schluckte ein paarmal, biss sich auf die Lippen. Sie durfte nicht heulen. Ein einziges Mal musste es ihr gelingen, mit ihm zu reden, ohne zu heulen!
    »Ende der übernächsten Woche«, sagte sie, »wollen wir in den Urlaub fahren. Wie stellst du dir das vor? Zwei Wochen in einem Hotel, wir beide, in dieser Verfassung?«

    »O nein!«, rief er und fuhr sich theatralisch mit der Hand durch die Haare. »Jetzt stelle bitte nicht auch noch den Urlaub in Frage! Wenn ich mich richtig erinnere, warst du es, die darum gekämpft hat, dass wir fahren! Ich fand das in diesem Jahr ein bisschen zu teuer, nachdem wir gerade das Haus gekauft haben. Aber Madame flennte wieder einmal herum, dass wir doch schließlich eine Familie seien, und so ein Urlaub sei wichtig, und nur dann finde man Zeit füreinander, und die Kinder, und ich, und bla bla bla … Bis ich mich habe erweichen lassen und wieder ein paar Tausender hingeblättert habe, um …«
    Sie merkte, dass er sich in Wut zu reden begann. »Ich will doch den Urlaub nicht absagen«, sagte sie schnell und mit zittriger Stimme, »ich weiß nur nicht, ob …«, ihre Stimme schwankte bedenklich, »ob ich es zwei Wochen mit dir in einem Hotelzimmer aushalte, so wie du …«
    »Wie ich was?«
    »Wie du mit mir umgehst.«
    »Wie gehe ich denn mit dir um?«, fragte er kalt.
    Die Tränen liefen ihr über das Gesicht. Es war hoffnungslos, antworten zu wollen.
    »Scheiße«, sagte er und stellte klirrend sein Glas ab, »es ist Samstagabend. Es ist

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