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Der Fremde ohne Gesicht

Der Fremde ohne Gesicht

Titel: Der Fremde ohne Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel McCrery
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die Überreste eines toten Mädchens zu identifizieren.«
    »Kümmert sich nicht normalerweise die Polizei um solche Dinge?«
    Sie zögerte, unsicher, wie viel sie ihm sagen sollte. »Normalerweise schon, aber in diesem Fall glaubt sie nicht an einen Mord …«
    Diesmal war es Hudd, der sie unterbrach. »Mord? Das wird ja immer interessanter. Sie sagen, die Polizei befasst sich nicht damit? Darf ich fragen, warum nicht?«
    Sam beschloss, ihre Karten offen auf den Tisch zu legen. »Sie glaubt mir nicht und ist nicht bereit, die Sache als Mordfall zu behandeln.«
    »Haben Sie schon daran gedacht, Computer zu benutzen? Ich habe gehört, dass damit sehr gute Ergebnisse erzielt werden.«
    »Ja, aber diese Nutzung muss im Budget festgehalten werden und ich habe keines.«
    Zum ersten Mal, seit Sam den Raum betreten hatte, unterbrach Hudd seine Tätigkeit und blickte zu ihr auf. »Dann erwarten Sie also von mir, dass ich Ihnen meine Dienste kostenlos anbiete?«
    Sam nickte. »Kunst und Verbrechen. Ich dachte, es wäre vielleicht interessant für Sie. Wenn wir es schaffen, meine Theorie zu erhärten, würde Ihnen das sicher eine Menge Publicity verschaffen.«
    Er lächelte sie an. »Vielleicht. Erzählen Sie mehr.« Er wandte sich wieder seiner Zeichnung zu.
    »Vor ein paar Tagen wurde unter einer alten Eisenbahnbrücke die Leiche einer jungen Frau gefunden. Ich glaube, dass sie ermordet wurde – erstochen. Aufgrund des Zustandes der Leiche haben wir nicht allzu viele Hinweise auf ihre Identität. Wenn Sie eine Rekonstruktion ihres Gesichtes anfertigen könnten, würde uns das enorm helfen.«
    »Warum glauben Sie, dass sie erstochen wurde?«
    »An ihrem Rippenbogen befindet sich eine Kerbe, die von einem Messer stammt.«
    »Sonst noch etwas?«
    »Wir glauben, dass unser Mörder sehr umsichtig vorging. Die Leiche hatte nichts an sich, was sie identifizieren könnte, und in geringer Entfernung davon wurde ein ausgebranntes Auto entdeckt, von dem wir glauben, dass der Mörder es benutzte, um die Beweise zu vernichten.«
    »Wenn alle Beweise vernichtet wurden, wie können Sie dann so sicher sein, dass jemand anderes beteiligt war?«
    Seine Fragen fingen an sie zu irritieren und ihr kamen Bedenken, ob sie all diese Informationen weitergeben sollte. Doch sie überwand ihr Widerstreben. Ihr blieb kaum eine Wahl.
    »Wir haben einen Socken gefunden, der eine Chemikalie an sich hatte, die auch am Tatort vorgefunden wurde.«
    »Glück gehabt. Ist das alles?«
    »So ziemlich.«
    Hudd beschäftigte sich noch ein paar Augenblicke mit seiner Zeichnung; dann wandte er sich an Sam. »Ich bin dabei.«
    Sie spürte, wie eine Welle der Erleichterung sie durchströmte. »Ich danke Ihnen. Ich bin sicher, Sie werden es nicht als Zeitverschwendung empfinden. Wann könnte ich Sie denn in die Leichenhalle mitnehmen?«
    »Wäre Ihnen morgen recht?«
    Sam nickte. »Um welche Zeit?«
    »Sagen wir zwei Uhr?«
    »Das passt mir gut.«
    Sie stand auf. Hudd rollte seine Zeichnung zusammen und überreichte sie ihr. »Das ist für Sie. Es soll Ihnen zeigen, dass ich wirklich ein Künstler bin und nicht nur ein Techniker, wie es gewisse Zeitungen verbreiten.«
    Bevor Sam sich bei ihm bedanken konnte, klopfte jemand leise an die Tür. »Komm herein, Fiona.«
    Eine hübsche junge Frau von etwa zwanzig Jahren betrat den Raum. Hudd legte seinen Arm um ihre Schultern.
    »Sam, das ist Fiona. Sie ist manchmal meine Freundin.«
    Sam schüttelte ihr die Hand. »Manchmal?«
    »Manchmal. Weil ich sie manchmal so wütend mache, dass sie mir wegläuft, und weil sie dann manchmal wiederkommt. Nun, ich muss los, Dr. Ryan. Wir sehen uns morgen.«
    »Ja, bis morgen.«
    Als Sam die Treppe zum Neville’s Court hinunterstieg, entrollte sie die Zeichnung, die Hudd ihr gegeben hatte. Statt einer Darstellung eines rekonstruierten Kopfes, wie sie erwartet hatte, zeigte das Bild sie selbst, und erschreckenderweise sogar nackt. Fantasie hatte er also durchaus.

5
    Zum Glück für Sharman befand sich das Büro des Sittendezernats in einiger Entfernung vom Polizei-Hauptquartier und damit von Adams und seinen Stiefelleckern. Detective Inspector Maurice Panna leitete die Abteilung seit fast drei Jahren und obwohl er erfolgreich gearbeitet hatte, stand er zur Versetzung an. Doch das Schicksal war Sharman weiterhin wohlgesinnt; die Versetzung hatte noch nicht stattgefunden. Panna hatte das ungewöhnliche, nützliche Talent, Menschen und ihre Motive wirklich zu verstehen, eine Gabe, die die

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