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Der Fremde ohne Gesicht

Der Fremde ohne Gesicht

Titel: Der Fremde ohne Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel McCrery
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wahrscheinlich.«
    Nachdem er zur Schau noch ein paar Mal tief durchgeatmet hatte, fuhr er fort: »Worin besteht Ihre Arbeit?«
    »Hauptsächlich Hausmeistertätigkeiten. Reparaturen, ein bisschen Gartenarbeit, ein bisschen Wachdienst.«
    »Kannten Sie Mrs. Clarke?«
    »Ja. Nette Frau. Ich bin ja nicht zimperlich, aber verdammte Scheiße, was mit ihr passiert ist, war grauenhaft.«
    »Eine große Tragödie«, stimmte Sharman zu. »Sie sah toll aus, nicht?«
    »Super. Weiß der Geier, was sie von einem Kerl wie Clarke wollte.«
    »Immerhin hat er Ihnen eine Chance gegeben.«
    »Richtig. Aber er war mehr als zwanzig Jahre älter als sie. Keine Ahnung, wie er mit ihr umgegangen ist.«
    »Geld und Macht sind etwas Wunderbares. Den meisten Frauen sind sie wichtiger als das Aussehen.«
    »Stimmt auch wieder.«
    »Ich vermute, sie war kein Kind von Traurigkeit?« Sharman zwinkerte ihm viel sagend zu.
    Rogers zögerte gerade lange genug, um Sharman merken zu lassen, dass er im Begriff war, eine Lüge von sich zu geben. »Keine Chance. Sie war eine von der treuen Sorte.«
    Sharman nutzte seinen Vorteil. »Sind Sie sicher? Sie war ja erheblich jünger, wie Sie schon sagten. Wäre nicht das erste Mal, dass so etwas passiert.«
    Rogers nickte, doch wieder war da dieser Anflug eines Zögerns. »Ganz sicher.«
    Er log, das stand fest. Die Frage war nur, warum.
     
    Sam rammte wütend den Hörer auf die Gabel, als Jean das Büro betrat.
    »Gibt es ein Problem, Dr. Ryan?«
    Sam lehnte sich zurück und schüttelte den Kopf. »Ich habe dem Mann schon so oft einen Gefallen getan und jetzt, wo ich ihn mal um etwas bitte, sagt er mir, ich soll zum Teufel gehen.«
    Jean stellte einen Becher Kaffee vor ihr ab. »Wer?«
    »Dr. Sydney Joyce.«
    »Ich bezweifle, dass Dr. Joyce Ihnen gesagt hat, Sie sollen zum Teufel gehen. Dazu ist er viel zu sehr Gentleman.«
    Sam lenkte ein. »Okay, aber sinngemäß. Nur eine kleine Gefälligkeit, nachdem wir uns so viele Jahre kennen.«
    Jean respektierte Sam, aber sie wusste, dass sie ungerecht sein konnte, wenn sie ihren Willen durchsetzen wollte. »Um was für eine Gefälligkeit ging es denn?«
    »Erinnern Sie sich an das junge Mädchen, das wir neulich hereinbekommen haben?«
    »Was von dem armen Ding noch übrig war, ja.«
    »Wir haben sie noch nicht identifiziert und ich habe Joyce gebeten, ihr Gesicht auf seinem Computer zu rekonstruieren. Wenn wir ein Bild von ihr hätten, dann hätten wir vielleicht eine Chance herauszufinden, wer sie ist.«
    »Scheint mir nicht zu viel verlangt.«
    »Er meinte, das sei zu teuer und er habe keine Zeit. Die Wahrheit ist natürlich, dass Tom Adams ihn geimpft hat.«
    »Das wissen Sie nicht.«
    »Oh doch, das weiß ich.«
    Jean war nicht überzeugt. »Woher?«
    »Er hat es mir gesagt.« Sam legte eine überzeugende Stimmimitation von Joyce hin. »›Ich glaube kaum, dass Superintendent Adams das gutheißen würde, angesichts der jüngsten Ereignisse.‹ Wahrscheinlich kriege ich gleich einen Anruf und bekomme zu hören, mein Bridge-Abend müsse ausfallen, weil Superintendent Adams das nicht gutheißen würde.«
    »Nun werden Sie mir aber nicht paranoid, was den Einfluss von Superintendent Adams angeht«, tadelte Jean sie. »Außerdem bleibt ihnen ja immer noch die altmodische Methode.«
    »Was meinen Sie?«
    »Ein Zeichner.«
    »Das kostet auch Geld. Gibt es hier überhaupt noch jemanden, der das macht?«
    »Einen gibt es. Der junge Mann, der immer in der Zeitung ist. Der gerade am Trinity College promoviert. Sie wissen schon – er stellt Masken von den Gesichtern Verstorbener her und lässt dann seine Modelle mit diesen Masken herumlaufen. Er hat diese Ausstellung ›Rückkehr der Toten‹ veranstaltet. Ziemlich schräg. Wie hieß er noch? Peter Hudd, das war es, Peter Hudd. Hat er nicht irgendeinen großen Kunstpreis gewonnen für seine Gesichtsrekonstruktionen anhand von Schädeln? Den Montague-Preis, glaube ich.«
    »Den haben schon viele seltsame Leute gewonnen. Könnte uns immer noch ein Vermögen kosten. Seine Masken werden jetzt offenbar für Tausende von Pfund gehandelt.«
    »Aber er könnte es machen und wenn er so arrogant ist, wie er in der Presse rüberkommt, und ich glaube, das ist er, dann macht er es vielleicht nur für die Ehre.«
    Sam ließ sich den Gedanken durch den Kopf gehen. Einen Versuch war es wert. Was hatte sie schon zu verlieren? Sie lächelte ihre Sekretärin mit neuem Optimismus an. »Ich versuche es.«
    »Und was wird aus dem

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