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Der fremde Pharao

Der fremde Pharao

Titel: Der fremde Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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ihrer Kleidertruhe zusammen mit zwei Lampen, die darauf warteten, angezündet zu werden. Sie blickte hoch, als er eintrat. Kamose setzte sich neben sie. Genau in diesem Augenblick lachten die Höflinge draußen schallend.
    »Hör sie dir an«, sagte Tani abfällig. »Die haben doch nur eine Sorge, ob nämlich die Gans heute Abend durchgebraten ist und die Melonen mit genug Süßigkeiten gefüllt sind. Wie Ägypten überhaupt von solchen Leuten regiert werden kann, ist mir schleierhaft!«
    »Warum bist du allein, Tani?«, fragte Kamose sanft. »Du solltest nicht allein bleiben.«
    »Sie sind alle hier gewesen«, sagte sie hölzern. »Großmutter hat von Rache geredet, Mutter hat mich in die Arme genommen, und Ahmose hat tss tss gemacht, als Aahmes-nofretari außer sich geschworen hat, eher zu sterben, als irgendeinen Dreckskerl aus dem Volk zu heiraten. Ich habe sie fortgeschickt.« Kamose blickte sie überrascht an. Sie war noch immer totenblass, zeigte jedoch keine Anzeichen der Panik, die sie im Empfangssaal beinahe überwältigt hätte.
    »Fortgeschickt?«
    »Ja. Es hat keinen Zweck, zu jammern und zu fluchen, nicht wahr, Kamose? Es ist besser, das Schicksal anzunehmen, mein Schicksal.« Sie lächelte, und ihre Lippen verzogen sich so zynisch, wie er es noch nie an ihr gesehen hatte. Der Anblick erschreckte ihn. »Ich habe den alten Schwur, mit dem wir so freigebig umgehen, immer gemocht«, fuhr sie fort. »›Bei meiner Liebe zum Leben und bei meinem Hass auf den Tod.‹ Jeder führt ihn auf den Lippen. Er hat fast alle Bedeutung verloren. Wir sind in der Tat ein Volk, das das Leben liebt und den Tod hasst, und das leidenschaftlicher, als die Setius je verstehen werden. Ich habe über diese Worte nachgedacht, Kamose. Ich liebe das Leben. Liebe das Leben. Und solange ich am Leben bin, darf ich hoffen, dass die Götter mir ein gütigeres Los zudenken. Ist es nicht so?« Er nickte ernst und war von ihrer Gelassenheit überwältigt.
    »So ist es.«
    »Aber was er über Ramose gesagt hat …« Sie beugte sich über die im Schoß gefalteten Hände. »Mir hat er gesagt, dass er jede Frau, die sein Vater vorschlägt, ablehnt, dass er abwartet, was die Zukunft bringt. Jetzt braucht er nicht länger zu warten, oder?« Kamose spürte ihre Qual, musste jedoch ihre grausamklare Sicht der Dinge bewundern.
    »Nein, Tani, er braucht nicht länger zu warten. Die Kunde vom Urteil des Königs wird Chemmenu schon sehr bald erreichen. Dennoch glaube ich, dass er wartet.« Sie schenkte ihm ein gequältes Lächeln.
    »Ich auch!«
    Es entstand eine kleine Pause, dann nahm Kamose ihre beiden Hände in seine und fing an, sie sehr sanft zu reiben. Beim Sprechen senkte er die Stimme. Der Schatten seines geduldigen Wächters fiel schräg auf die Zeltwand. Der fröhliche Lärm im Garten nahm zu, doch Kamose war nicht so dumm, dass er ein Risiko einging. »Tani, ich möchte, dass du etwas begreifst«, sagte er leise. »Du reist nicht einfach nach Norden, weil sich der König in dich vergafft hat, sondern als Geisel, die gewährleistet, dass wir Übrigen keinen Ärger mehr machen.« Sie blickte nicht erstaunt, sondern sagte nur mit einem matten Achselzucken:
    »Das habe ich geahnt. An Apophis’ Stelle hätte ich es genauso gemacht.« Ihr Blick wurde wachsam, und sie entzog ihrem Bruder die Finger. »Zeigt er damit übertriebene Vorsicht, Kamose?« Kamose lehnte sich zurück und zog seine Füße noch mehr unter sich. Er blickte ihr fest in die Augen.
    »Nein, das tut er nicht«, antwortete er offen und ehrlich. »Ich kann es nicht zulassen, dass wir ausgelöscht werden und in Vergessenheit geraten, ohne nicht einen einzigen weiteren Versuch gemacht zu haben.«
    »Was hast du vor?«
    »Das weiß ich noch nicht. Ich warte auf Hor-Ahas Rückkehr. Wir haben vier Monate Gnadenfrist, Tani, ein Geschenk des Himmels, und die kann ich nicht damit verstreichen lassen zu lernen, wie ich mich in mein Schicksal ergebe.« Er nahm ihr Gesicht in die Hände, spürte ihre bräunliche Haut, die so weich, so kühl war. Ihre Wimpern zitterten an seinen Daumen. »Aber du wirst darunter leiden müssen«, fuhr er fort. »Als Geisel musst du den Zorn des Königs ertragen, falls Ahmose und ich einen weiteren kleinen Aufstand anzetteln. Und der wird nun wirklich klein ausfallen.« Seine Hände ruhten jetzt auf ihren zarten Schultern. »Ich mache mir da nichts vor. Tani, solltest du jedoch dagegen sein, warte ich hier still auf meine Begleitmannschaft nach Sile und

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