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Der fremde Pharao

Der fremde Pharao

Titel: Der fremde Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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weiter dienen.« Seqenenre spürte, wie in seinem Inneren alles locker wurde.
    »Augenblicklich kann ich dir nicht mehr versprechen als den leeren Titel General. Ich kann dir nicht einmal mehr Brot und Bier anbieten.« Das tat Hor-Aha mit einem Schulterzucken ab. »Was ich habe, reicht für meine Bedürfnisse, und General tut als Titel sehr gut. Jedenfalls fürs Erste. Falls Amun dir wohlgesinnt ist, kannst du mich später zum Befehlshaber der Tapferen des Königs machen.« Seqenenre grinste lahm, und Hor-Aha erwiderte sein Grinsen mit einem Lächeln.
    »Nichts, was mir lieber wäre«, willigte Seqenenre ein. »Können wir jetzt praktische Dinge besprechen? Ich möchte so viele Medjai wie möglich anwerben. Kannst du deinen Männern vertrauen?«
    »Sie sind es zufrieden, meine Befehle zu befolgen.«
    »Gut. Schick sie zu ihren Stämmen in die Wüste. Ich brauche viele junge Männer. Aber wir dürfen sie hier nicht einquartieren. Ich muss draußen in der Wüste Unterkünfte bauen oder vielleicht am westlichen Ufer hinter den Toten, wohin die Leute nur selten gehen. Dort kann man sie dann ohne zu viel Aufsehen ausbilden.« Hor-Ahas Hände tauchten wieder auf, hoben das Bier hoch, und dann wurde der Becher ausgetrunken. Er leckte sich sorgfältig die Lippen.
    »Vielleicht könntest du Prinz Si-Amun bitten, dass er die Nomarchen bereist und Bauern aushebt«, schlug er vor. »Die tun, was man ihnen sagt.« Er kam Seqenenres nächster Frage zuvor. »Ich rede mit deinen Handwerkern. Wir werden das Geheimnis des Bogens entschlüsseln. Bedenke jedoch, Fürst, du kannst zwar befehlen, mehr Streitwagen zu bauen, doch Pferde bekommst du nicht. Die müssen wir auf dem Weg nach Norden einfach stehlen.«
    Sie unterhielten sich noch ein Weilchen über grundlegende Dinge, darunter auch die Möglichkeit, an Äxte und Messer aus Bronze, dem neuen Metall, heranzukommen, das die Setius mit so großem Erfolg verwendeten, doch beide redeten nicht über Seqenenres größte Sorge. Womit sollte er diesen Ausbruch von Betriebsamkeit bezahlen? Als Uni dann vorgelassen werden wollte und ihm ausrichtete, das Mittagessen wäre bereit, stand Seqenenre vollkommen neben sich, fühlte sich unwirklich, so als ob nur sein Ka Verrat und Aufstand mit Hor-Aha besprochen hätte, während er in der wirklichen Welt schwamm oder mit seinem Schreiber Rechnungen durchging oder mit Aahotep am Teich saß. Er entließ seinen Befehlshaber und folgte Uni unsicheren Fußes.
    Noch vor Ende der Woche waren Hor-Aha und seine Soldaten unauffällig aus Waset verschwunden und hatten für die Familie lediglich eine Alibi-Leibwache zurückgelassen. Der Sommer war eine träge Zeit, und nur Kamose fiel auf, dass die Gesichter am Haupttor zum Anwesen und in den Fluren immer dieselben waren. Das wunderte ihn, und er machte sich auf die Suche nach Si-Amun. Gemeinsam gingen sie mit ihrer arglosen Frage zum Vater, und Seqenenre – er hatte sich entschieden – weihte seine Söhne in seine Pläne ein.
    »Si-Amun, du als mein Erbe bereist die Nomarchen und hebst Soldaten aus«, befahl er. »Hor-Aha ist drunten im Süden und versucht, die Wilden aus Wawat zu überzeugen, dass sie in meinem Heer Teti, den Schönen, Fürst von Kusch, loswerden und viel Beute zu erwarten haben. Du und er, ihr werdet sie unter mir befehligen.« Si-Amun war bei den Worten seines Vaters blass geworden. Jetzt sah er grau und verfallen um die Nase aus, seine Augen waren vor Schreck geweitet. Er streckte die Hand aus, ließ sie aber wieder sinken.
    »Vater«, sagte er dringlich. »Das kann ich nicht. Bitte! Wenn du mich liebst, wenn du uns liebst, dann tu das nicht! Das ist Gotteslästerung. Das ist der Tod für uns, das muss dir doch klar sein?« Seine Stimme war schrill geworden, dann brach sie. Er zitterte am ganzen Leib und ließ sich auf einen Stuhl fallen.
    »Wir haben dieses Thema ausführlich besprochen«, fiel ihm Seqenenre hart ins Wort. »Ich weiß, was in dir vorgeht, aber die Zeit ist gekommen, dass du deine private Meinung vergisst und dich auf meine Seite schlägst. Du bist mein Sohn. Deine Treue hat zuerst Amun und dann mir zu gelten.«
    »Das kann ich nicht!« Si-Amun biss sich auf die Lippen. Seine Hände lagen zu Fäusten geballt im Schoß. »Als Ägypter bin ich vor allem dem König treu. Vater, das ist Hochverrat! Verzeih mir, aber das kann ich nicht!« Seqenenre ging zu ihm und beugte sich über ihn.
    »Willst du damit sagen, dass du nicht für mich kämpfen willst?« Si-Amuns dunkle

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