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Der fremde Pharao

Der fremde Pharao

Titel: Der fremde Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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erschrockenen Augen an ihre Mutter.
    »Vater, das ist Hochverrat«, flüsterte sie. »Dafür werden dich die Götter bestrafen. Was mache ich nur ohne dich? Warum tust du mir das an?« Darauf gab es keine Antwort. Für Tani musste dieser Selbstmord wie ein Übermaß an Selbstsucht erscheinen.
    »Was kann ich dabei tun?«, fragte Tetischeri still.
    »Haltet den Haushalt so normal wie möglich in Gang, du und Aahotep. Erfindet Ausreden für meine Abwesenheit. Weicht Fragen aus.« Er sank in sich zusammen, denn eigentlich hatte er sagen wollen, es ist ohnedies alles vergebens, doch angesichts Tanis gequälter, verständnisloser Miene biss er sich auf die Zunge.
    Uni war aufgebraust und hatte aufbegehrt, als Seqenenre ihm gesagt hatte, warum er eine Endabrechnung und Prüfung seines Finanzhaushalts wünsche.
    »Fürst, das ist Wahnsinn!«, hatte er geschrien. »Wegen dieser Befleckung werde ich mich jeden Tag meines Lebens reinigen müssen, damit mich die Götter nicht bestrafen!« Erschöpft hatte Seqenenre ihn ausreden lassen, ohne ihn für seine Dreistigkeit zu schelten.
    »Uni, ich weiß, dass deine wie Mersus Vorfahren Setius sind«, sagte er. »Es steht dir frei, meine Dienste zu verlassen und mit dem, was ich dir gesagt habe, zu tun, was dir beliebt, aber du musst wissen, dass ich dich brauche.« Uni hatte sich knapp verbeugt und sich missmutig abgewandt.
    »Ich werde einen Bericht über deinen Besitzstand anfertigen, Fürst«, hatte er gebrummelt. »Und ich werde neue Einkommensquellen erschließen und auflisten. Falls es welche gibt.« Mit diesen Worten war er zornbebend davonstolziert, und Seqenenre hatte ihn gehen lassen. Trotz seiner Empörung hatte er Seqenenre die Antwort gegeben, die dieser sich sehnlich gewünscht hatte.
    Ihm blieb nicht viel Zeit, über sein Unternehmen nachzudenken. Er verbrachte seine Tage mit Ahmose in der glühend heißen Wüste hinter den westlichen Felsen und sah Hor-Aha und den neuen Hauptleuten zu, wie sie versuchten, durch Drill und Zureden Soldaten aus den neuen Männern zu machen. Die neuen Bogen kamen aus den Werkstätten. Man hatte Ersatz für das nicht erhältliche Birkenholz gefunden. Hor-Aha hatte verschiedene Materialien ausprobiert, jedoch mit geringem Erfolg, und es in seiner Verzweiflung mit gehäuteten Rippen von Palmzweigen und seinem Klebstoff versucht. Das Ergebnis war überraschend gut ausgefallen, und als die Herstellung erst einmal voll angelaufen war, hatte er die Sache den Waffenschmieden überlassen und sich den neuen Rekruten gewidmet.
    Seqenenre und sein jüngster Sohn schwitzten mit den Übrigen und erduldeten Hor-Ahas höhnische Bemerkungen und Beleidigungen, während sie sich mit den Bogen abmühten. Beide hatten Erfahrung im Umgang mit Waffen, hatten sie jedoch nur gelegentlich bei freundschaftlichen Wettbewerben benutzt. Jetzt wurde es Ernst, und Ahmose sonnte sich in seinem raschen Erfolg, während Seqenenre den Bogen ergrimmt spannte und schoss, leise fluchte und spürte, wie ihm die Zeit davonlief, während Re versuchte, sein Blut zum Kochen zu bringen und seine Haut zu verbrennen.
    Zuweilen kam auch Si-Amun auf den Exerzierplatz, stellte sich neben seinen Vater und seinen Bruder und handhabte zerstreut den Bogen oder hetzte seinen Streitwagen durch die Scheinangriffe, die Hor-Aha anordnete, doch sehr häufig erschien er nicht. Seqenenre bemühte sich, seine Enttäuschung über seinen Sohn beiseite zu schieben und sich zu benehmen, als wäre alles in bester Ordnung, doch Si-Amun umgab sich mit einer Aura eisigen Hochmuts. Bei den Mahlzeiten, im Tempel, während der privaten Augenblicke, wenn die Familie am Teich zusammensaß, wich Si-Amuns Blick aus. Er redete durchaus mit, wenn die Unterhaltung allgemeine Themen berührte; wenn die Rede jedoch auf die Unternehmung jenseits der westlichen Felsen kam, hielt er den Mund.
    Er tat Seqenenre in der Seele Leid. Seine Weigerung, nicht mehr zu tun, als neben seinem Vater zu kämpfen, schien Aahmes-nofretaris Haltung ihm gegenüber nicht zu beeinflussen, und dafür war Seqenenre dankbar, doch Tetischeri machte aus ihrer kühlen Haltung Si-Amun gegenüber kein Hehl.
    »Dieser Junge verheimlicht etwas«, sagte sie eines Abends nachdrücklich zu Seqenenre, als sie vor den Überresten des letzten Tagesmahls saßen und zu träge waren, um vor dem Zubettgehen noch einen Spaziergang zu machen. »Es ist verständlich, dass er den Trotzigen herauskehrt, seine Einstellung verteidigt, aber den Si-Amun mit dem unsteten

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