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Der fremde Pharao

Der fremde Pharao

Titel: Der fremde Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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und Seqenenre stand auf, trat rasch auf den Flur vor seinem Zimmer, beantwortete den Gruß des Wachpostens am hinteren Ende und ging zu den wartenden Männern, die linkisch dastanden, in der Hand Pokale mit Wein, von dem sie noch nicht getrunken hatten. Als er sich näherte, verbeugten sie sich tief. Seqenenre setzte sich auf den Audienzsessel und bedeutete ihnen, bequem zu stehen. »Also«, sagte er bemüht gelassen, »was kann euer Fürst für euch tun?«
    Der Bürgermeister reckte sich, stellte seinen Wein ab und faltete die Hände auf dem Rücken.
    »Fürst, wir wissen, dass Prinz Kamose durch die Nomarchen reist und Männer um sich sammelt. Und wir wissen, dass du, Fürst, augenblicklich keine Baustelle einrichten willst.« Hier unterdrückte Seqenenre ein beifälliges Lächeln über die taktvolle Formulierung des Bürgermeisters. Ich habe keine Baumeister, geschweige denn Pläne für Denkmäler, und das weißt du genau, dachte er. Ich habe klug gewählt, als ich dich zum wichtigsten Vertreter meiner Stadt ernannt habe. »Darum«, so fuhr der Bürgermeister fort, »braucht man keine Männer zum Steineschleppen. Wir hätten, mit Verlaub, gern gewusst, ob unser Fürst ein Heer zusammenstellt, und falls ja, ob er gegen Auaris ziehen will oder nicht?« Eine kleine Unruhe entstand, als Ipi hereinglitt, sich zu Seqenenres Füßen zu Boden sinken ließ und seinen Pinselkasten aufmachte, und in diesen wenigen Augenblicken Aufschub überlegte Seqenenre und entschied sich.
    »Die Antwort auf beide Fragen lautet ja«, sagte er knapp, »obwohl ich bezweifle, dass ich mich nach Auaris durchkämpfen kann.« Der Bürgermeister lächelte. Seine Gefährten murmelten untereinander.
    »Dann, Fürst, sollst du wissen, dass wir nicht auf Prinz Kamose und den Befehl zum Ausheben von Rekruten warten wollen. Wir haben deinem Armeeschreiber eine Liste aller waffenfähigen Männer mitgebracht.«
    »Warum, Bürgermeister?« Seqenenre war tatsächlich überrascht. »Wenn es mir beliebt, deine Bürger auszuheben, so hast du in dieser Sache ohnedies keine andere Wahl.«
    Der Bürgermeister hob stolz den Kopf. »Weil Waset vor vielen Hentis eine für ganz Ägypten heilige Stadt gewesen ist. Von hier hat die Inkarnation des Gottes das Land regiert. Wasets Einwohner lieben dich. Ob du nun die Doppelkrone trägst oder nicht, du bist der Schöne der Sonnenaufgänge, der Einzig-Eine, der den Herzen Leben bringt, der Sohn der Sonne. Wir sind deine Untertanen, Majestät, aber wir teilen den langen Kummer deiner Familie.« Er reckte die Schultern. »Was bleibt noch zu sagen? Wir bieten dir alles, was jedes Haus entbehren kann.«
    Seqenenre war überwältigt. Tränen stachen hinter seinen Lidern. Ich scheine die meiste Zeit wie ein verliebtes Mädchen zu schniefen, schalt er sich, aber heute wird man mir gewiss vergeben. Noch nie habe ich gehört, dass man mich Majestät genannt hat, und kein Wort könnte lieblicher klingen, auch wenn es aus dem Mund des Wesirs höchstpersönlich käme und nicht aus dem dieses stattlichen, würdevollen Sohns Ägyptens.
    »Ich nehme diese großzügige Geste mit großer Dankbarkeit an«, sagte er mühsam und mit belegter Stimme. »Du hast heute auch Amun Ehre erwiesen, und falls es sein Wille ist, dass ich den Horusthron an seinen rechtmäßigen Platz in Waset zurückbringen kann, werden beide, mein göttlicher Vater und ich, dir ewig dankbar sein. Ipi, nimm die Liste.« Der Schreiber streckte die Hand aus und nahm die Rolle entgegen, die ihm von einem der Männer gereicht wurde. »Trinkt jetzt euren Wein«, sagte Seqenenre. »Kommt heute Abend mit euren Frauen zu uns und seid beim Abendessen meine Gäste. Ich habe euch nur wenig Gastlichkeit zu bieten, aber vielleicht ergibt sich eine gute Unterhaltung.« Nach einer Weile entließ er sie und ging ins Arbeitszimmer, wo Uni ungeduldig wartete und wo sich auf dem Schreibtisch die Alltagsprobleme häuften, aber er summte vor sich hin, als er die Tür öffnete und den Haushofmeister begrüßte.
    Kurz darauf kehrte Kamose erschöpft und schweigsam zurück und überließ es seinem Bruder, die Männer aufzuteilen, die er mitgebracht hatte, und sie über den Fluss und in ihre Unterkünfte zu bringen, während er seinen Vater aufsuchte. Seqenenre hatte sich gerade mit Tani unterhalten, ein Vergnügen, für das er letztens wenig Zeit gefunden hatte. Das Mädchen verstand nicht so ganz, was vorging und was über die Familie hereingebrochen war. Sie hielt verstört nach der

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