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Der fremde Pharao

Der fremde Pharao

Titel: Der fremde Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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funkelten Seqenenre auf einmal an. »Ich kann nicht mit ansehen, was sein dummer Argwohn Aahmes-nofretari und ihrem ungeborenen Kind und vor allem dir antut! Ich muss baden.« Sein Wutanfall war genauso rasch verflogen, wie er gekommen war. Er stand auf, klopfte sich den Dreck vom Schurz und entfernte sich großen Schrittes. Seqenenre verließ den Garten einen Augenblick später, ging zum seichten, trägen Fluss, ließ sich zum westlichen Ufer staken und sah nach den Eingezogenen. Noch erblickte man kein Anzeichen des Hochwassers, und dafür war er dankbar. Eine frühe Überschwemmung hätte seine an sich schon tollkühne Unternehmung zu einem sinnlosen Abenteuer gemacht.
    Eines Vormittags verließ Seqenenre den Tempelbezirk nach etlichen Stunden mit Amunmose, in denen sich die beiden bemüht hatten, auch noch das kleinste Körnchen Gold, das der Gott entbehren konnte, für die bevorstehende Auseinandersetzung zusammenzukratzen. Der Hohe Priester hatte keinen Einspruch erhoben, als Seqenenre ihn um Hilfe gebeten hatte. Schließlich war es genauso Amuns Krieg wie der des Fürsten, und Amunmose hatte zusammen mit seinem Schreiber die Schatzkammer des Tempels leer geräumt. Die Priester mussten den Gürtel eben enger schnallen, und abgesehen von Nahrung, Kleidung und dem lebenswichtigen Weihrauch für den Gott waren die Truhen geplündert. »Ein Jammer, Fürst, dass du nicht von deinem und Amuns Vieh im Delta etwas verkaufen kannst«, hatte Amunmose gemeint. »Vieh bringt immer viel Getreide und sogar ein wenig Gold. Aber dann würde sich der Einzig-Eine fragen, warum.«
    »Der Einzig-Eine wird sich ohnedies fragen, warum«, hatte Seqenenre entgegnet. Er machte sich mittlerweile Sorgen, dass Apophis langsam auf eine Beantwortung seines Briefes hoffen würde. Zwei Monate waren seit der empörenden Aufforderung des Königs vergangen, und Seqenenres Herz setzte jedes Mal einen Schlag aus, wenn eine Barke mit den königlichen Farben in Sicht kam. Bislang waren sie vorbeigefahren oder hatten angehalten und Rollen für Tani abgeliefert. Doch eines Tages würde der endgültige Befehl kommen. Bis dann, so dachte Seqenenre, als er aus dem tiefen Schatten des Tempelpylonen in den vollen Glast der Morgensonne trat und zu seinen geduldigen Sänftenträgern ging, bis dann bin ich unterwegs nach Norden und kämpfe mit jedem, der sich mir in den Weg stellt. Wird man Apophis warnen? Wartet ein Heer auf mich, etwa in Aabtu, in Achmin oder in Djawati?
    Er schickte sich an, sich in seine Sänfte zu setzen, und die Träger wollten ihre Plätze einnehmen, als er Tani »Vater!« rufen hörte. Er blinzelte gegen die Sonne und sah sie auf sich zugelaufen kommen, sie trug ein hauchdünnes Hemdkleid, das sich an ihren gebräunten Leib schmiegte, und Sandalen, die Staubwölkchen aufwirbelten. Sie holte ihn ein, keuchte und lachte, und ihre dunklen Augen strahlten unter der grünen Augenschminke. Es war schon lange her, dass er sie derart aufgekratzt erlebt hatte.
    »Beruhige dich!«, sagte er lächelnd. »Bei dieser Hitze sollte man nicht so rennen. Was ist los, Tani?«
    »Ramose und sein Vater sind da!« Das schrie sie beinahe. »Teti will Tynt-to-amu besichtigen, ehe das Hochwasser kommt, und da haben sie beschlossen, uns zu besuchen!«
    »Komm, setz dich neben mich«, sagte Seqenenre mit einer einladenden Handbewegung und stieg in die Sänfte. »Die Männer können uns, glaube ich, beide tragen. Zieh den Vorhang zu, es ist zu heiß zum Hinausschauen.« Tani ließ die Vorhänge fallen und richtete die leuchtenden Augen auf ihn. Die Träger hoben sie hoch und begaben sich mit der schwankenden Last auf den kurzen Heimweg. »Und ist der erhabene und mächtige Ramose noch immer so wunderbar wie beim letzten Mal?«, neckte Seqenenre sie, während er insgeheim vor Erleichterung aufatmete. Ich hätte auch mit Hor-Aha vom Exerzierplatz jenseits des Flusses zurückkommen können, dachte er. Den Göttern sei Dank, dass ich heute im Tempel gewesen bin!
    »Oh, noch viel wunderbarer!«, beteuerte Tani. »Er hat mir ein ganz, ganz schönes Pektoral mitgebracht, so was hast du noch nie gesehen, und der Anhänger auf dem Rücken ist aus Gold und Türkis, Muts Krone, die alle Angriffe des Bösen von hinten abwendet! Mutter hat gesagt, ich soll es lieber noch weglegen.« Sie beugte sich besorgt zu ihm, ganz große Augen und flatterndes Haar, und ihr Atem duftete nach der Bienenwabe, die sie gerade ausgelutscht hatte, als sie die Barke kommen sah. »Teti bringt,

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